Bürgermeister Ungermann und der Gerichtswald

Leserbriefe
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Zu einem Besuch des Linsengerichter Bürgermeisters Albert Ungermann im Gerichtswald äußert sich VORSPRUNG-Leser Markus Kievel in einem Leserbrief.



"Als ich den Presseartikel „Wirtschaftsfaktor und grünes Refugium“ unseres Bürgermeisters über un­seren einmaligen Gerichtswald gelesen habe, kam ich ins Grübeln. In diesem Artikel, der in der hiesigen Presse erschienen ist, besuchte Bürgermeiser Ungermann (SPD) mit Susanne Gries-Engel (SPD) und Revierförster Ralf Deckenbach (Hessen Forst) unseren Gerichtswald. In diesem Zusammenhang lobte Ungermann den aktuellen Zustand des Gemeindewaldes. Außerdem wurde der Erholungswert für Einheimische und Besucher hervorgehoben. Des Weiteren begrüßte Ungermann, dass letztes Jahr in der Entwicklungsgruppe „Lebens- und erlebenswertes Linsengericht“ der Premiumwanderweg Spessartbogen erarbeitet wurde. Hier entwickelten zahlreiche Bürger der Gemeinde ein Rundwanderwegesystem. Abschließend merkte der Bürgermeister an, dass der seit vielen Jahrhunderten bestehende Gerichtswald in seiner einzigartigen Komplexität zu erhalten sei.

Die Ausführungen des Bürgermeisters kann ich nur unterstützen. Schließlich kann unsere Gemeinde nicht durch ein High-Tec Kino, ein großes Theaterhaus oder ein großes Einkaufszentrum punkten. Auch bei der Erreichbarkeit von Schulen oder des Arbeitsplatzes können wir mit den Großstädten nicht mithalten. Was unsere Gemeinde bei der Wahl des Wohnortes bei jungen Familien hervorhebt, ist die noch größtenteils unberührte Natur und der damit verbundene Erholungswert.

Ein Problem habe ich hingegen mit dem Handeln des Bürgermeisters mit seiner rotgrünen Mehrheit in der Gemeindevertretung, das oftmals im krassen Widerspruch zu der Absicht steht, den Gemeindewald nachhaltig zu bewirtschaften und damit seinen Erhalt zu gewährleisten. SPD und Grüne wollten den Bau von bis zu sechs Windkraftanlagen im Gerichtswald auf Teufel komm raus durchboxen. Erst nach großem Widerstand von CDU, BGL und der Bürgerinitiative „Windkraft im Spessart – In Einklang mit Mensch und Natur“ gegen die Zerstörung des Gerichtswaldes wurde eine Bürgerbefragung durchgeführt. Glücklicherweise haben sich bei einer Wahlbeteiligung von 67,6 % fast 60 % der Bürger gegen den Bau von Windkraftanlagen auf den Franzosenkopf ausgesprochen.

Auch nach diesem eindeutigen Votum möchte Herr Ungermann mit seiner Mehrheit in der Gemeindevertretung nicht den Willen des Bürgers respektieren. Dies zeigt sich im Verhalten bei der Abstimmung über die Anträge von CDU und BGL. Erst in letzter Sekunde verpflichteten sich die regierenden Parteien, keine Anlagen auf dem Franzosenkopf zu errichten. Ein weiteres Indiz, dass man die Pläne noch nicht komplett in den Wind geschossen hat, ist die Aussage der Grünen bei einer Presseerklärung, dass man das Thema bei den nächsten Kommunalwahlen erneut in den Raum stellen möchte. Auch unser Bürgermeister hat auf der offiziellen Homepage der Gemeinde im Jahresrückblick angedeutet, dass das eindeutige Votum nur auf „Propaganda“ und falschen Aussagen der Bürgerinitiative zurückzuführen sei.

Wie kommt das widersprüchliche Verhalten der Parteien SPD und Grüne in der Gemeindevertretung mit Herrn Ungermann an der Spitze zustande? Wahrscheinlich unterschätzt man die gravierenden Auswirkungen von Windkraftanlagen im Wald. Ansonsten lässt sich dieses ambivalente Handeln mit dem Bekenntnis für unseren Wald auf der einen Seite und der planlosen Zerstörung auf der anderen Seite nicht erklären. Eine weitere Möglichkeit ist, dass man den Wald zu Gunsten klammer Gemeindekassen schon abgeschrieben hat und die Aktionen rund um Spessartbogen und Waldbegehung nur als Alibi sieht.

Herr Bürgermeister, es freut mich, dass Sie sich nunmehr zu der Ansicht bekehrten, dass unser Gerichtswald schützens- und erhaltenswert ist. Oder ist diese Meinungsänderung der bevorstehenden Bürgermeisterwahl zu verdanken?"

Markus Kievel
Wingertsweg 4
63589 Linsengericht-Eidengesäß

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