Jodelnde Flöten und volles Gebläse

Hanau
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Wer die Gesichter der jungen Musiker im Schlossgartensaal der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS) während des jüngst stattgefundenen Frühlingskonzertes aufmerksam studiert, wird neben der nötigen Konzentration für das musikalische Geschehen aber auch oftmals ein Lächeln feststellen.



jodel krsjodel krs1Die Instrumentalisten und Vokalisten jedenfalls haben mit der Interpretation von Pachelbel, Vivaldi und Lloyd Webber eine Menge Spaß, der auch auf das zahlreich erschienene Publikum überspringt.

Einstmals im Weißen Saal gestartet, dann als „Treppenkonzert“ in der KRS firmierend habe man sich „langsam nach unten gearbeitet“, sinnierte Robert Schnabel, stellvertretender Direktor der KRS mit einem Lächeln auf den Lippen. Und die KRS-Musikfachsprecherin Petra Weiß erinnert sich gar bedauernd, dass man für den Auftritt früher sogar noch eine kleine Gage bekommen habe – was für Zeiten. Vorbei. Dass man heute eher Schmalzbrote und Sekt verkaufen muss, um die Kosten zu decken, tut der Begeisterung der Ausführenden aber keinen Abbruch. Im Gegenteil. Die Schmalzbrote gehen weg wie „geschnitten Brot“ und die musikalischen Beiträge sorgen so oder so für gute Laune im Saal.

Johann Pachelbels berühmter Kanon in D-Dur, mit feingesponnener Noblesse von Mitgliedern des KRS-Symphonieorchesters unter Leitung von Petra Weiß intoniert, sorgt für einen gelungenen Einstieg in ein spannendes Konzert-Programm. Da geben die Blockflötensolisten unter der Leitung von Gudrun Conrad in einem „Kopfnuss-Tango“ alleine aus dem Labium heraus die skurrilsten Tonfetzen von sich, gewürzt mit einem rasch imitierenden Sprechgesang. Sogar jodeln können sie, die Flöten – ein herrlicher musikalischer Spaß, der einmal mehr zeigt, dass die Blockflötenfamilie zu einem großen Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten fähig ist.

Manches muss wachsen. So auch die neue Gitarren-AG der KRS, die in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner Paul-Hindemith-Musikschule aus der Taufe gehoben wurde und von Christian Gutgesell geleitet wird. Passend zum Thema mit „Der Frühling“ aus Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ gelingt es den jungen Gitarristen mit Verstärkung von Leonie Adelmann an der Querflöte aber, das Publikum positiv zu überraschen.

Pauline Hoffmann und ihre Schwester Annemone können den Überraschungsfaktor mit ihrer Interpretation von Erwin Schulhoffs „Duo II für Violine und Violoncello“ – zur Nazizeit als „entarteter Musiker“ zählend - noch um weitere Einheiten erhöhen. Das Geschwisterpaar hat sich nun zum Bundesentscheid von „Jugend musiziert“ gespielt und zeigt dem am Ende restlos begeisterten Publikum auch warum. Nach einem kurzen Blickkontakt loslegend entlocken sie ihren Streichinstrumenten mit diesem experimentierfreudigen Werk nahezu alle Klangfacetten vom Flageolett bis hin etwa zum gleichzeitigen Pizzicato und Bogenstrich – spieltechnisch sehr anspruchsvoll. Die motivischen Bälle fliegen in schlafwandlerischer Sicherheit blind zwischen Geige und Cello hin und her. Eine Bravour-Leistung des Geschwisterpaars Hoffmann.

Nach einem feinsinnigen Blockflöten-Ausflug in die vergessene Welt des Komponisten Carlo Cormier unter Leitung von Mechthild Sydow bekommt das Publikum vom Chor der Klasse 7 und den Freunden der KRS unter Leitung von Frank Hagelstange ein Medley aus Lloyd Webbers Rockoper „Jesus Christ Superstar“ präsentiert. Mal rockig vorantreibend, mal zurückhaltend zeigen die Choristen eingebunden in intonationssicherer Mehrstimmigkeit einen mitreißenden Querschnitt durch die zu ihrer Entstehung auf Widerstand stoßende Rockoper.

Nach Stärkung mit Schmalzbrot kommt die große Stunde der KRS-Big-Band unter der Leitung von Stefan Glück, der mit kleinen Anekdoten getränkt durch das neue Programm der Big Band führt. Da gibt es einiges zu hören: elegante Bossa Novas, grooviger Rock ‚n‘ Roll, explosiver Jazzrock a la Chicago oder fröhlich-lockerer „Jackson-five“-Pop. Die Big-Band präsentiert sich dabei sowohl harmonisch wie melodisch aus einem Guss, überzeugt sowohl mit feinen-filigranen Crescendo-Bögen als auch zupackenden Fortissimi, knackig-rhythmischen Passagen und einem eloquenten Bläseransatz. Erst nach zwei Zugaben tritt das Publikum zufrieden und von fröhlich-anmutig präsentierter Musik beseelt den Heimweg an.

Die KRS lädt schon jetzt alle Musikbegeisterten zu den traditionellen Sommerkonzerten am Mittwoch, 23. und Donnerstag, 24. Juli, jeweils 19 Uhr, in den Congress Park Hanau ein. Auf dem Programm stehen Carl Orff, Lloyd-Webber und „ABBA“.

Foto: „Volles Gebläse“: Die KRS-Big-Band unter Leitung von Stefan Glück lässt es im Schlossgartensaal der KRS stellenweise ordentlich krachen.

Foto: Mit Vivaldis „Der Frühling“ aus „Die vier Jahreszeiten“ kann die KRS-Gitarren-AG unter Leitung von Christian Gutgesell einen adäquaten Beitrag zur Jahreszeit und zum Konzert-Motto beitragen.


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