Preis für besonderes ehrenamtliches soziales Engagement verliehen

Politik
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Es war die letzte Amtshandlung dieser Art der Ersten Kreisbeigeordneten Susanne Simmler. Daher war „die Aufregung ein klein wenig größer als normal“, wie sie in ihrer Begrüßung zur Verleihung des „Sozialpreises“ erklärte. Zudem sei die Auszeichnung bei ihr ohnehin mit besonderen Emotionen verbunden, angesichts des hier freiwillig und selbstlos gezeigten Einsatzes für Mitmenschen in zum Teil schwierigen und auch belastenden Situationen.



„Ich bin persönlich immer wieder erstaunt und begeistert, welch großes persönlichen Engagement hier gelebt wird. Daher freue ich mich, dass der Main-Kinzig-Kreis seit 1998 in jedem Jahr den Preis für besonderes ehrenamtliches soziales Engagement verleiht“, so die Dezernentin. Mit dieser Auszeichnung werde das kontinuierliche, empathische Helfen und Wirken gewürdigt. „Wir verbinden damit unseren Dank an Personen und Gruppen, die ihre Hilfsbereitschaft immer wieder unter Beweis stellen und sich genau da einsetzen, wo es dringenden Handlungsbedarf gibt, um andere Menschen zu unterstützen und ihnen zu helfen. Sie sind Vorbilder und Leuchttürme in unserer Gesellschaft“, betonte Susanne Simmler.

Knapp 30 Vorschläge waren im vergangenen Jahr beim Main-Kinzig-Kreis eingegangen. Daraus hatte der Ausschuss für Soziales, Familie, Senioren und Demografie fünf Initiativen und Personen ausgewählt. Die Jurorinnen und Juroren fällten ihre Entscheidung nach den Schwerpunkten „Gesellschaftliches Engagement und Demokratie“, „Jugendarbeit und Kinder“ sowie „Integration und Inklusion“. Ausgezeichnet wurden der Kinder- und Jugendhospizdienst Hanau – stellvertretend Beate Weber und Helene Maas –, Uwe Schneider (Selbsthilfe Körperbehinderter Main-Kinzig), Rikschafahrerinnen und Rikschafahrer der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises, Rita Ebel (Projekt „Mobile Lego-Rampen“) und Stephan Siemon (Flüchtlingshilfe).

Wie die Sozialdezernentin in ihrer Rede ausführte, leben bis zu einem Drittel der Bevölkerung mit einem Handicap oder sind zumindest zeitweise auf Unterstützung und Hilfestellung angewiesen. Da werden schmale Türen, Bordsteine, steile Anstiege oder andere Baulichkeiten schnell zu einem unüberwindbaren Hindernis. Manchmal sind es aber auch Rücksichtslosigkeit, Gedankenlosigkeit oder Egoismus der Mitmenschen, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren. „Das muss nicht sein – oder noch deutlicher: das darf nicht sein“, machte sie deutlich.

Die Realität im Alltag sieht aber leider häufig anders aus. „Darüber können wir schimpfen, darauf müssen wir hinweisen, aber wir sollten nicht resignieren“, leitete sie über zur ersten Preisträgerin des Abends, der Hanauerin Rita Ebel, auch bekannt als „Lego-Oma“. Durch einen Autounfall vor etwa 30 Jahren ist sie selbst auf einen Rollstuhl angewiesen – mit den entsprechenden buchstäblichen Hürden. Vor rund drei Jahren liest sie einen Bericht über Lego-Rampen und wurde sofort inspiriert. Sie wollte diese Idee auch in ihrer Heimatstadt Hanau auszuprobieren. Die kleinen Bauwerke sollten Behinderten in Rollstühlen, Mitbürger mit Kinderwagen oder Rollator und Sehbehinderten helfen, alltägliche Tätigkeiten einfach ausführen zu können

Das Ergebnis ist großartig, wie durch viele Zeitungsberichte und Darstellungen im Internet belegt ist. Rita Ebel hat mit ihrem Projekt die Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeiten von Personen mit Behinderung gelenkt und auch gleichzeitig ihre Lebenssituation erleichtert. „Mit ihren Helferinnen und Helfern wurden schon über 100 Rampen gebaut und diese an Kinder mit Behinderung sowie an alltägliche Geschäfte verschenkt“, berichtete Susanne Simmler.

Rita Ebel hat ihre Initiative in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut und zum Beispiel die Bauanleitung perfektioniert und in neun Sprachen übersetzen lassen und stellt sie für Interessierte kostenlos zur Verfügung. Da sie selbst auf sozialen Medien tätig ist, bekommt sie durch Freiwillige viele Legosteine geschenkt. Durch Geldspenden werden keine neuen Legosteine gekauft, sondern andere Hilfsmittel wie Klebstoff.

Im Januar war Rita Ebel außerdem zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten eingeladen. Dabei hat sie Frank Walter Steinmeier auch eine kleine Rampe als Muster überreicht. Bis zu 50 Stunden kann der Bau einer größeren Rampe dauern. Bei Bedarf liefert sie die fertigen Produkte dann mit ihren Ehemann Wolfgang auch aus. Gemeinsam nahm das Paar nun die verdiente Auszeichnung im Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums entgegen. Die Glückwünsche für den Magistrat der Stadt Hanau übermittelte Stadträtin Karin Dhonau.

Ein sehr schwieriges und belastendes Aufgabenfeld übernimmt der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Hanau. Rund 50 ehrenamtlich tätige Personen sowie zwei hauptamtliche Kräfte geben Hilfestellung und Begleitung, wenn es um die letzte Phase des Lebens geht. Insbesondere wenn es Kinder betrifft, bedeutet das eine enorme Herausforderung. „Das ehrenamtliche Engagement stärkt nicht nur Familien, die sich in einer absoluten Ausnahmesituation befinden und die gleichzeitig für den betroffenen Angehörigen da sein wollen, es hilft auch denjenigen, denen nicht mehr viel Zeit bleibt, mit dieser Realität umzugehen“, erläuterte die Erste Kreisbeigeordnete.

Die Familien mit todkranken Kindern wenden sich an den ambulanten Hospizdienst und haben ganz verschiedene Bedürfnisse und Wünsche. So geht es oft um die stundenweise Betreuung des betroffenen Kindes selbst, oder zum Beispiel um Spielstunden mit den Geschwistern, oder auch um Gespräche mit den Eltern. Manchmal ist es auch ein bisschen von allem.

Der Verein bietet mit einem qualifizierten Vorbereitungskurs eine sehr gute Einführung in dieses besondere Ehrenamt.  Einige der Themen: Grundlagen der Kinder- und Jugendhospizarbeit, Nähe und Distanz, Trauerarbeit, kindliche Todesvorstellungen und rechtliche Aspekte. Aber auch die konkrete Trauer um den gestorbenen jungen Menschen oder die eigene Endlichkeit wird besprochen.

Die beiden Preisträgerinnen Beate Weber und Helene Maas opfern ihre freie Zeit zur Unterstützung von Familien, die mit der Situation eines krebserkrankten Kindes überfordert sind. Vorgeschlagen für den Sozialpreis wurden sie von Patienten, die ihre Hilfstätigkeit sehr schätzen: „Sie sind ständig für uns da und bereiten allen Kindern in dieser schwierigen Zeiten Sonnenschein und die Chance auf Alltag“, lautete die Begründung der Familie, die auch selbst zur Preisverleihung gekommen war.

Auf ein starkes Team kann sich auch Uwe Schneider verlassen, der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Seit vielen Jahren ist er Vorsitzender des Vereins „Selbsthilfe Körperbehinderter Main-Kinzig e.V. mit Sitz in Erlensee. Neben zahlreicher sozialer Aufgaben des Vereins steht der Bau und Betrieb integrativer Wohnkomplexe im Mittelpunkt. Mehrere solche Projekte konnten bereits verwirklich werden, wie der Vorsitzende des Sozialausschusses, Jörg Mair, berichtete. Seit vielen Jahren begleitet und bewundert er „den unermüdlichen Einsatz von Uwe Schneider“, den eine große Hilfsbereitschaft und eine besondere Beharrlichkeit auszeichnet.

Seit inzwischen 50 Jahren engagiert sich der Verein für eine Verbesserung der Lebensbedingungen von Personen mit Behinderung. Große Verdienste hat sich dabei „der Vorsitzende und Motor Uwe Schneider erworben. So wurden erfolgreiche Projekte bereits in Erlensee, Bad Soden-Salmünster, Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern umgesetzt. „Hier geht es um die wirkliche Teilhabe von behinderten Menschen am Alltag, damit Integration und Inklusion keine Worthülsen blieben“, betonte Jörg Mair in seiner Laudatio.

Als ein Mann der Tat versteht sich auch Stephan Siemon aus Wächtersbach, der sich seit Jahren in der Flüchtlingshilfe engagiert. Im Rahmen der humanitären Organisation Space Eye unterstützt er zum Beispiel die Rettung von Bootsflüchtlingen und seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine setzt er sich ein für die Sammlung und den Transport von Hilfsgütern. Wie sein Mitstreiter Olaf Parré berichtete, ist Stephan Siemon schon 25mal mit seinem voll beladenen Transporter zum Sammelplatz nach Regensburg gefahren, um seinen Güter auf den Weg zu bringen. „Ein beispielhafter Einsatz mit großem persönlichen Engagement“, wie Jörg Mair bestätigte. Hervorzuheben sei zudem die wirksame Öffentlichkeitsarbeit, mit der Siemon für seine Projekte wirbt. So werde die Reichweite und Mitwirkung erreicht, die „aus einer Idee eine gute Tat“ werden lässt.

Sich selbst bezeichnet Siemon daher auch als „kleiner Kerl mit großer Klappe und einem leeren Laster“. Doch dank der Unterstützung von Olaf und Anja-Frieda Parré und zahlreichen Mitwirkenden sowie eigener Geldmittel und Spenden können Lebensmittel, Hygieneprodukte und auch Notstromaggregate zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus hat Stephan Siemon sein Privathaus auch als Unterkunft für Geflüchtete angeboten.

„Dieser starke und uneigennützige Einsatz ist herausragend und hat die Auszeichnung absolut verdient“, sagte Jörg Mair, der die Urkunde stellvertretend an Olaf und Anja-Frieda Parré überreichte. Einen ganz anderen Bereich der Unterstützung und Lebenshilfe decken die Rikschafahrer und Fahrerinnen der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises ab. Das seit mehreren Jahren bestehende Angebot der begleiteten Ausflüge hilft den Bewohnern, aktiv wieder an der Gesellschaft teilzunehmen, berichtete Dr. Monika Fingerhut, die diese Gruppe auch für den Sozialpreis vorgeschlagen hatte. Die Fahrten helfen den älteren Menschen, ihre Umgebung wieder neu zu entdecken und die Natur zu genießen

Viele mobilitätseingeschränkte Bewohner der Altenpflege seien nicht mehr in der Lage, außerhalb der Pflegeeinrichtung an Spaziergängen oder Ausflügen teilzunehmen. Irgendwann entstand die Idee, diese muskelbetriebenen Taxis anzuschaffen. Ein Projekt, das vom Main-Kinzig-Kreis als Betreiber der Alten- und Pflegezentren gern unterstützt wurde. „Heute sind die zwei Fahrzeuge ein großer Erfolg und werden intensiv genutzt“, erzählte Dr. Monika Fingerhut. Somit sei es eine tolle Sache, dass rund 30 freiwillige Fahrerinnen und Fahrer dieses Angebot auch immer wieder ins Rollen bringen.

Die Fahrten ermöglichen den Bewohnern, ihre Lieblingsorte und Familienangehörige zu besuchen. Es sei ein Stück Freiheit und ein unbezahlbares Erlebnis, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner voller Freude den Wind spüren und den Sonnenschein genießen. Diese Eindrücke und Argumente haben auch die Jury überzeugt, so dass die Gruppe ebenfalls mit dem Preis für besonderes ehrenamtliches soziales Engagement gewürdigt wurde.

sozialpreismkk az2

sozialpreismkk az3

sozialpreismkk az4

sozialpreismkk az5

sozialpreismkk az6

sozialpreismkk az7


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2