Rinder für den Naturschutz im „Röhrig von Rodenbach“

Rodenbach
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Wiesenbrüterschutz durch extensive Beweidung – dieses Ziel verfolgen der Arbeitskreis Main-Kinzig der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und der Vogel- und Naturschutzverein Rodenbach (VNR) seit einigen Jahren im Naturschutzgebiet „Röhrig von Rodenbach“.



In Zusammenarbeit mit dem Landwirt Jürgen Heinbuch, Günter Hunold vom Forstamt Wolfgang, Dr. Mathias Ernst von der Oberen Naturschutzbehörde und dem Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum, vertreten durch Helmut Zeh, wird seit vielen Jahren mit seinen Gallowayrindern eine Fläche von ca. 7 Hektar im Kerngebiet des Naturschutzgebietes beweidet.

Im letzten Jahr beschloss ein Gremium von Fachleuten aus den zuständigen Fachbehörden und dem ehrenamtlichen Naturschutz die Ausweitung der Beweidung auf die gesamte Kernzone des Naturschutzgebietes. Die Dauer der Beweidung soll auf Empfehlung von Dr. Matthias Werner von der Staatlichen Vogelschutzwarte möglichst von etwa Ende März/Anfang April bis in den Oktober erfolgen. Ab Beginn des Vegetationswachstums, wenn genügend Nahrung vorhanden ist, können die Rinder dann auf die Weide gebracht werden. Zuvor wurde im Auftrag des Forstamtes Wolfgang ein fester Zaun entlang der Bahnlinie gestellt.

Der Vogelfachkundige Manfred Sattler wurde von Andreas Höfler (HGON) und Reinhard Lukas (VNR) beauftragt, im Vorfeld der Beweidungsumstellung eine Erfassung der Brut- und Rastvogelbestände im Gebiet durchzuführen. Dies dient dazu, um die Auswirkungen der Beweidungsoptimierung zu erfassen. Das Ziel der Beweidung ist insbesondere Wiesenbrüter durch Zurückdrängen des Schilfbewuchses und Kurzhalten der Vegetation zum Brüten zu animieren, was in der Wetterau seit Jahren mit Erfolg praktiziert wird. Die Erhöhung der Strukturvielfalt wirkt sich positiv auf das Vogelartenspektrum aus. Als weiteren positiven Nebeneffekt spart man auch noch die Kosten, die durch eine Mahd anfallen würden.

Dies kann am Beispiel des hübschen Kiebitzes, der früher im Main-Kinzig-Kreis noch häufiger war und heute aufgrund von Lebensraumverlust, Feinddruck sowie Bejagung in seinen Überwinterungs- und Durchzugsgebieten in Frankreich und Spanien nahezu ausgestorben ist, gut gezeigt werden. Der Kiebitz ist auf schütter gewachsene Feuchtwiesen als Brutplatz und Nahrungsraum angewiesen. Diese gingen im letzten Jahrhundert durch die Intensivierung der Landwirtschaft immer mehr verloren, sodass der Kiebitz in den 50er Jahren auf Ackerbruten umstellte und zwischenzeitlich wieder zunahm. Ab den 80er Jahren brachen die Bestände aufgrund veränderter Bewirtschaftung auch hier ein, was dazu führte, dass der Kiebitz heute fast nur noch auf Äckern und in extensiv beweideten Gebieten zur Brut schreiten kann. In den heutigen feuchten Mähwiesen können Arten wie Kiebitz und Bekassine nicht mehr brüten, da bedingt durch den Nährstoffeintrag aus der Luft oder Düngung das Gras zu schnell und zu dicht hoch wächst, so dass die Jungen sich kaum noch durch das dichte Gewirr von Halmen bewegen können, nass werden und dabei auskühlen und sterben. Außerdem werden die Gelege oder Jungvögel durch eine zu frühe Mahd gefährdet. Auf einer extensiv beweideten Wiese hingegen hat der brütende Vogel genug Übersicht und seine Jungen finden in der schütteren Vegetation trotzdem noch ausreichende Deckung. Die Strukturvielfalt wird außerdem erhöht, da nicht alles von den Rindern gefressen wird. Davon profitieren auch Arten wie das in letzter Zeit wieder häufiger werdende Blaukehlchen, das im letzten Jahr in zwei Brutpaaren im Röhrig vorkam.

Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum 95 Arten, davon 48 Brutvogelarten im Bereich des Naturschutzgebietes „Röhrig von Rodenbach“ und näherer Umgebung von Sattler nachgewiesen. Neben dem Weißstorch der 2011 drei Junge großzog, brüteten im Naturschutzgebiet unter anderem Graureiher, Wasserralle, Kuckuck, Pirol, Neuntöter, Feldschwirl, verschiedene Rohrsänger und Rohrammer. Die Rohrweihe hat aufgrund der Trockenheit im Frühjahr nicht gebrütet und das Gelege des Kiebitzbrutpaares wurde auf dem benachbarten Acker von Beutegreifern zerstört. Besondere Rastvögel und Nahrungsgäste waren Silberreiher, Schwarzmilan, Baumfalke, Bekassine, Wendehals, Braun- und Schwarzkehlchen. Die Naturschützer erhoffen sich durch die Beweidungsoptimierung die Rückkehr von Bekassine, Kiebitz, Tüpfelsumpfhuhn und Schwarzkehlchen als Brutvögel. In diesem Jahr wird die Vogelbestandserfassung fortgeführt. Außerdem wird die Libellenfauna durch den Fachmann Reinhard Teuber vom Arbeitskreis Libellen untersucht werden.

Foto: Manfred Sattler


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2