Diskussion um Kitaqualität: ver.dis Vorschläge

Hessen
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In der neu entfachten Diskussion über die Qualitätsverbesserung von hessischen Kindertagesstätten legt ver.di konkrete Vorschläge vor.



Die Gewerkschaft hatte sie Sozialminister Klose bereits Mitte April schriftlich unterbreitet. Klose hat am Wochenende in Medieninterviews angekündigt, die Kita-Qualität in Hessen zu verbessern. Vorschläge des hessischen Städte- und Gemeindebunds zum Thema befürwortet ver.di teilweise, teilweise lehnt die Gewerkschaft sie ab. Nach ver.di-eigenen Berechnungen kann das Land Hessen ab sofort bis 2022 ein aufwachsendes Gesamtvolumen von 824 Millionen Euro für die Verbesserung der Qualität in der Kindertagesbetreuung bereitstellen. Diese Summe ergibt sich aus den Bundesmitteln des „Gute Kita Gesetzes“ (KiQuTG) in Verbindung mit den Zusagen aus dem hessischen Koalitionsvertrag.

Kristin Ideler, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di Hessen für den Sozial- und Erziehungsdienst schlägt vor: „Mittelbare pädagogische Tätigkeiten, also grob gesagt, Arbeit ohne die Kinder, soll bei der Personalplanung prozentual berücksichtigt werden, und zwar ansteigend bis auf 25 Prozent im Jahr 2022. Zudem sollten ab 2019 ebenfalls die Ausfallzeiten von 15 auf mindestens 20 Prozent erhöht werden, da wir aus der Statistik schon wissen, dass der Wert bei 24 Prozent liegt. Dies wurde bei der letzten Gesetzesevaluation des HessKiföG berechnet. Zusätzlich ist auch eine schrittweise Einführung einer Leitungsfreistellung ab 2021 denkbar, um die Personalkapazitäten den fachlichen Anforderungen an Kita-Leitungen anzupassen.“

Diese Maßnahmen der Qualitätsverbesserungen könnten aber nur greifen, wenn gleichzeitig eine Fachkräfteoffensive zur Gewinnung neuer Fachkräfte erfolge. Um dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen und Fachkräftepotenziale besser zu erschließen, empfiehlt ver.di Hessen, die Anrechnung von Praktikant*innen auf den Mindestpersonalbedarf auf maximal 25 Prozent zu begrenzen statt wie derzeit auf 50. „Prakatikant*innen dürfen nicht wie Fachkräfte geführt werden, denn sie sind es noch nicht“, so Kristin Ideler. Außerdem sollen Einrichtungen, die ausbilden, besser unterstützt werden, unter anderem durch die Aufstockung des Personalschlüssels mit einem zeitlichen Aufschlag je Anleiter*in und Praktikant*in von mindestens zwei Stunden pro Woche. Im Hinblick auf die Verbesserung der Ausbildungskapazitäten sollten Ausbildungsbetriebe eine Praktikums-Qualitätspauschale von 1.200 Euro je Praktikant*in/Ausbildungsplatz pro Jahr erhalten.

Zudem sieht es ver.di als dringend geboten, das Schulgeld für die Erzieher*innen-Ausbildung in Hessen flächendeckend abzuschaffen und die Personen, die eine solche Ausbildung aufnehmen, mit einem neu einzuführenden hessischen Erzieher*innen-Stipendienprogramm zu unterstützen. Auch eine zusätzliche Ausweitung tariflich vergüteter praxisintegrierter Ausbildungsmodelle wäre sinnvoll.

Eine deutliche Abfuhr erteilt ver.di hingegen der Aussage des Städte- und Gemeindebundes, den Fachkräftemangel durch eine verkürzte Ausbildung zu beheben. Kristin Ideler: „Die Anforderungen im Kita-Bereich sind für Fachkräfte in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Diesen können nur fachlich gut ausgebildete Erzieher*innen mit staatlicher Anerkennung begegnen. Zudem führt eine Absenkung des Ausbildungsniveaus langfristig zu einer Abwertung des Berufsfeldes und einer Verringerung des Gehaltsniveaus, das ohnehin im Vergleich zu anderen Branchen mit ähnlichen Qualifikationsniveaus bereits unterdurchschnittlich ist. So sind viele Erzieher*innen trotz jahrelanger Berufstätigkeit von Altersarmut bedroht.

Hingegen unterstützt ver.di die Forderung des Städte- und Gemeindebundes nach einem Kita-Gipfel, bei dem die bestehenden Probleme in der frühkindlichen Bildung in Hessen gemeinsam bearbeitet werden sollen. Auch ver.di fordert seit langem, die Kommunen bei der Finanzierung der Kinderbetreuung durch eine deutliche Erhöhung der Landesmittel zu entlasten anstatt die Kita-Gebühren für die Eltern weiter zu erhöhen. Die vorgeschlagene Drittelregelung zwischen Kommune, Land und Bund wäre an dieser Stelle eine klare und zukunftsfähige Lösung. Zudem tragen bis dato die Kommunen die Mehrkosten für Tariferhöhungen und steigende Betriebskosten alleine aus ihrem Budget, da die Landeszuschüsse für Kitas in Hessen statisch sind und seit 2014 nicht mehr erhöht wurden. „Viele Kommunen stehen vor der Herausforderung die gestiegenen Kita-Kosten aus ihren laufenden Haushalten zu finanzieren, dafür müssen oftmals Leistungen in anderen Bereichen z.B. bei Kultur- und Freizeitangeboten gekürzt oder neue Gebühren für Serviceleistungen der Kommune eingeführt werden. Dieses gegeneinander ausspielen verschiedener Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge ist nicht zukunftsfähig“, so der Landesfachbereichsleiter Gemeinden Gerhard Abendschein. „Wir brauchen ein umfassendes kommunales Investitionsprogramm für Hessen. Eine Entlastung der Kommunen bei den Kita-Kosten ist hierfür nur ein erster, wenn auch dringend notwendiger Schritt“, so Abendschein.


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