Zukunftsfragen stehen in vielerlei Hinsicht an

Hessen
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Mit dem Engagement von Evangelischer Kirche und Diakonie für Geflüchtete befasste sich die Synode des Evangelischen Dekanats Rodgau am vergangenen Samstag im Verlauf ihrer Herbsttagung.



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Zudem hörten die Delegierten der 16 Dekanatsgemeinden unter dem Vorsitz von Präses Bernhard Rücker Berichte zur aktuellen Arbeit, wählten neue Mitglieder in den Korea-Partnerschaftsausschuss, entschieden über die Zukunft des so genannten „Dekanatssonderfonds“ und verabschiedeten Kita-Leiterin Angelika Baus nach 48 Jahren kirchlichen Dienstes in den Ruhestand.

Bericht des Dekans: Wie wollen wir in den nächsten Jahren Kirche sein?

In seinem traditionellen Bericht an die Dekanatssynode ging der Dekan des Evangelischen Dekanats Rodgau, Pfarrer Carsten Tag, nach Grußworten des Seligenstädter Stadtrats Bernd Michael und Ursula Bahr von Seiten der gastgebenden Gemeinde ausführlich auf die Ergebnisse der so genannten „Freiburger Studie“ ein, die im Auftrag der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland Mitgliedszahlen und Kirchensteuerentwicklung bis zum Jahr 2060 prognostiziert. Wie mehrfach berichtet, geht die Studie in diesem Zeitraum von einer Halbierung der Mitgliederzahlen aus - dies teils auf Grund der demografischen Entwicklung, teils bedingt durch bewusste Entscheidungen von Mitgliedern, was die Kindstaufe oder den Kirchenaustritt angeht. „Bei uns im Evangelischen Dekanat Rodgau bestätigt sich die Entwicklung mit einem derzeitigen Mitgliederrückgang von jährlich zwei Prozent“, so Dekan Tag. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir rund 20 Prozent unserer Mitglieder verloren - von 52.000 auf 42.000. Wir müssten also defacto noch mehr sparen und kürzen.“ Statt in Aktionismus zu verfallen, plädiert Dekan Tag dafür, sich zunächst „über unser Kirchenbild und unser Kirchenverständnis zu verständigen: Wofür stehen wir als Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, als Evangelisches Dekanat Rodgau, als Evangelische Kirchengemeinde vor Ort? Mit den Antworten darauf wird es uns auch gelingen, Rahmenbedingungen zu schaffen, dies es uns als hauptamtlich und ehrenamtlich Mitarbeitenden ermöglichen, unserem Dienst gut, gerne und wohlbehalten nachzukommen“. Den gesamten Bericht von Dekan Tag an die Dekanatssynode finden Interessierte auf den Internetseiten des Evangelischen Dekanats Rodgau: www.dekanat-rodgau.ekhn.de.

Ruhestand nach 48 Jahren Kirchendienst: Angelika Baus verabschiedet

Nach 48 Jahren im kirchlichen Dienst verabschiedete die Synode des Evangelischen Dekanats Rodgau die langjährige Kindertagesstättenleiterin, Mitarbeitendenvertreterin und Gleichstellungsbeauftragte Angelika Baus in den Ruhestand. Dekan Tag nahm die Verabschiedung noch einmal zum Anlass, die verschiedenen Stationen der Kita-Chefin und ihr Engagement zu würdigen: Im Jahr 1972 hatte Angelika Baus ihren Berufsweg als Kinderpflegerin in der Evangelischen Kindertagesstätte Am Kiefernhain in Hainburg begonnen, bildete sich zur Erzieherin und später zur Kitaleitung fort und leitete zunächst die Evangelische Kita in Heusenstamm und zuletzt die Evangelische Kindertagesstätte Niederfeld in Seligenstadt. Darüber hinaus engagierte sie sich als Frauen- und später als Gleichstellungsbeauftragte. 30 Jahre lang vertrat Angelika Baus als Mitarbeitendenvertreterin die Arbeitnehmerinteressen von heute über 500 Angestellten, von 1993 bis 2000 als Vorsitzende, in den letzten Jahren noch einmal als stellvertretende Vorsitzende. Zudem beriet sie als Coach und Supervisorin hauptsächlich Kita-Teams. Im Dekanat engagierte sie sich unter anderem bei der Einführung der gemeindeübergreifenden Trägerschaft für evangelische Kindertagesstätten sowie in der Redaktion der Dekanatsbroschüre „Gemeinschaft erfahren. Glauben erleben. Die Welt entdecken“ über die evangelische Kindertagesstättenarbeit in der Region. Dekan Carsten Tag dankte nicht nur für das umfänglich berufliche Engagement, sondern auch für die stets freundliche, kompetente, sach- und lösungsorientierte Zusammenarbeit. Gleichzeitig begrüßte er die Erzieherin Andrea Klem aus Nieder-Roden als Nachfolgerin im Amt der stellvertretenden MAV-Vorsitzenden.

Flüchtlingshilfe: Rechtssicherheit ist eines der drängendsten Probleme

Über aktuelle Herausforderungen in der Arbeit mit geflüchteten Menschen vor Ort und in der Region informierte die stellvertretende Leiterin des Diakonischen Werks (DW) Offenbach - Dreieich - Rodgau, Martina Geßner, die Delegierten aus den 16 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Rodgau. „Das Thema ist für uns nach wie vor von hoher Aktualität“, so die DW-Beauftragte. Auf der Problemliste ganz oben stehe nach wie vor das Fehlen von Wohnraum: „Viele Menschen, die eigentlich schon längst eine eigene Wohnung haben sollten, leben nach wie vor in Unterkünften“, berichtet Martina Geßner. „Das bedeutet unter anderem: fehlende Privatsphäre, weniger Anschluss an die Gesellschaft und nicht zuletzt kaum Platz und Ruhe für Kinder beim Erledigen der Hausaufgaben.“ Schwierigkeiten bereite auch das Thema „Familiennachzug“: „Selbst wenn das klappt, wird es nach bis zu sieben Jahren Trennung sehr schwer für alle Familienmitglieder; manche Familie bricht daran auseinander.“ Für rechtliche Unsicherheit und Unruhe sorgen auch die langwierigen Asylverfahren. „Auch die Unsicherheit im Kopf verhindert, dass Menschen in Deutschland richtig ankommen.“ Zumindest dabei soll eine neu geschaffene Stelle für unabhängige Rechtsberatung im Asyl- und Aufenthaltsrecht sorgen, die das Diakonische Werk für den gesamten Kreis Offenbach derzeit einrichtet. Sie ist aus Mitteln des Flüchtlingsfonds der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau finanziert „und bietet uns für die kommenden sechs Jahre die gute Möglichkeit, Rechtsberatung und psychosoziale Beratung aus einer Hand anzubieten“. Die Rückmeldungen der Synodalen zeigen, dass das neue Angebot einen wichtigen Bedarf deckt: Unbürokratische Hilfen, gerade in dringenden Rechtsangelegenheiten, wünschen sich die Evangelischen Kirchengemeinden, die in der Flüchtlingshilfe nach wie vor hochengagiert sind, besonders.

Diakonie: Rückkehr unter das Dach der Evangelischen Kirche?

Über Aktuelles aus dem Diakonischen Werk Offenbach - Dreieich - Rodgau hatte zuvor dessen Leiter Henning Merker informiert: Das regionale Werk verliert durch die kirchliche Fusion seines ehemaligen Wirkungsbereichs Offenbach mit dem Stadtdekanat Frankfurt etliche bisherige Tätigkeitsfelder in der Lederstadt Richtung Mainmetropole: etwa die Wohnungslosen- und die Straffälligenhilfe sowie den Kleiderladen und verschiedene Beratungsangebote. 23 Mitarbeitende sind davon betroffen, und es geht um Personal- und Sachkosten in Höhe von 3 Millionen Euro. „Für uns ist damit ein wichtiges Standbein weggefallen“, so Henning Merker. Als positiv bewertet Merker Pläne der Diakonie Hessen als bisherige Trägereinrichtung, die 18 regionalen Diakonischen Werke in Hessen in zwei Jahren in eine gemeinnützige GmbH auszulagern, deren Hauptgesellschafterin die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) werden solle. Damit kehre die seit Jahrzehnten eigenständige Diakonie wieder unter das Dach der Evangelischen Kirche zurück. Fachleute des evangelischen Sozialverbands erhoffen sich davon neben einem besser erkennbaren evangelischen Profil auch schnellere Entscheidungsstrukturen.

Haushalt: Dekanat gibt Sonderfonds-Mittel an Kirchengemeinden zurück

Einstimmig beschlossen die Synodalen die Rückzahlung der im so genannten Dekanatssonderfonds angesparten Mittel an die Kirchengemeinden. Die Rücklage war über Jahrzehnte aus Gemeindebeiträgen angespart worden, um bei unvorhergesehenen Baumaßnahmen etwa durch Unwetter oder Unfälle schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten. Er umfasst derzeit über 180.000 Euro, die im Vorfeld der Fusion mit dem Evangelischen Nachbardekanat Dreieich proportional zu den Mitgliederzahlen zurückerstattet werden.

Mit neuen Kräften in die Korea-Partnerschaftsarbeit

Ebenfalls einstimmig wählte die Synode die Jügesheimer Pfarrerin Sabine Beyer sowie die Synodale Bärbel Dörr als Delegierte des Evangelischen Dekanats Rodgau in den Korea-Partnerschaftsausschuss. Zusammen mit Sandra Scholz, der zuständigen Ökumene-Pfarrerin der Evangelischen Dekanate Rodgau und Dreieich, wollen sich die beiden Frauen für die internationale Kirchenpartnerschaft mit der „Presbyterian Church in the Republic of Korea“ (PROK) engagieren. Die seit 1983 bestehende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Dekanaten im Rhein-Main-Gebiet und in der südkoreanischen Stadt Gwangju ist nach wie vor lebendig und nimmt mit Veranstaltungen und internationalen Begegnungen Anteil an aktuellen Themen der internationalen Partner. Für das kommende Jahr ist wieder eine Delegationsreise nach Südkorea geplant. Interessierte an der Partnerschaftsarbeit können sich an Pfarrerin Scholz, Telefon (0175) 7644852, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden.

Kirchenmusik: Gut aufgestellt und mit Bachs Weihnachtsoratorium in die Zukunft

Zehn Chöre für Erwachsene und fünf für Kinder und Jugendliche, sieben Posaunenchöre und ebenso viele Kirchenbands sowie drei Flötenensembles - auf 32 quer durch das Dekanat verteilte Musikgruppen bringt es derzeit die evangelische Kirchenmusik in der Region. Für den kirchenmusikalischen Ausschuss des Dekanats zog der Steinberger Pfarrer Uwe Handschuch Bilanz. Die beiden Dekanatskantoren, Dorothea Baumann und Christian Müller, bieten zudem Rat und Tat als Ansprechpartner für Aktive und Kirchengemeinden, informieren im Kirchenkonzertkalender dreimal im Jahr über Musikveranstaltungen, bilden Nachwuchskräfte aus und stellen selbst große Chor- und Orchesterprojekte auf die Beine. Das nächste soll Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium im Jahr 2020 werden.

Foto: 48 Jahre Kindertagesstätten-Arbeit und vielfältiges Engagement für die Belange von Kolleginnen und Kollegen als Gleichstellungsbeauftragte und in der Mitarbeitendenvertretung (MAV): Mit großem Blumenstrauß und noch größerem Dank verabschiedeten Dekan Carsten Tag (re.), Präses Bernhard Rücker und die Vorsitzende der MAV, Catrin Bihn (2. v. re.) Angelika Baus (Mi.) in den Ruhestand. Ihre Nachfolge als stellvertretende Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung tritt die Nieder-Rodener Erzieherin Andrea Klem an.


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