„Endlich wieder ein Fest für den Film und das Kino“

Hessen
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Nach einem Jahr ohne Gala wurden die 32. Hessischen Film- und Kinopreise am Freitagabend erstmals wieder in festlichem, wenn auch pandemiebedingt noch kleinem Rahmen im Capitol in Offenbach vergeben.



Die Show war außerdem live online zu sehen. Durch die Verleihung vor rund 350 geladenen Gästen führten die Journalistin und Moderatorin Bärbel Schäfer und der Frankfurter Schauspieler, Drehbuchautor und Komödiant Rainer Ewerrien. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn zeigten sich außerordentlich erfreut darüber, dass eine so bedeutende Preisverleihung wie der Hessische Film- und Kinopreis in diesem Jahr wieder in Präsenz stattfinden konnte.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Grüne), die die Ehrungen übernahm: „Es war mir wichtig, dass wir die Filmszene aus Hessen und darüber hinaus endlich einmal wieder in Präsenz zusammenbringen, um tolle Filme zu feiern und unsere vielfältige Kino- und Festivalkultur. Wir haben eines der härtesten Jahre für die Filmbranche hinter uns, aber wir haben in der Pandemie auch gesehen, wie wichtig die Geschichten und die Bilder sind, die Filme uns vermitteln. Wir haben in Hessen viel dafür getan, der Film-, Kino- und Festivalbranche als Teil unserer vielfältigen Kulturlandschaft über die Zeit der Pandemie zu helfen, und wir haben für das kommende Jahr wichtige Schritte in der Filmförderung vor. Ich kann mit einigem Stolz sagen: Schon lange war Hessen nicht mehr so sehr Filmland wie heute.“

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hob die Bedeutung der Filmbranche für Hessen hervor. „Hessen hat eine lebendige Film- und Kinoszene. Unser Land hat nicht nur begehrte Drehorte, sondern auch Filmschaffende, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Darauf bin ich besonders stolz. Ob Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler oder bedeutende Kinos – wir Hessen leben den Film“, erklärte der Regierungschef. Der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten ging an den Regisseur Volker Schlöndorff. „Einer der berühmtesten hessischen Filmschaffenden ist Volker Schlöndorff. Seine Bedeutung für den deutschen Film ist unschätzbar. Er ist in unserer Landeshauptstadt Wiesbaden geboren und aufgewachsen. Der Regisseur ist weltweit für sein Wirken bekannt und hat bedeutende Auszeichnungen internationaler Filmfestivals erhalten. Darunter ist auch ein Oscar und eine Goldene Palme für seinen Film ‚Die Blechtrommel‘. Neben seinem herausragenden künstlerischen Schaffen würdige ich mit der Verleihung des Ehrenpreises auch einen großen intellektuellen Geist in unserem Land, der so leidenschaftlich die Belange der Filmkultur vertritt. Volker Schlöndorff ist seinem Geburtsland Hessen besonders verbunden, das zeigt sich auch dadurch, dass sich sein künstlerischer Vorlass im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main befindet. Darauf sind wir in Hessen außerordentlich stolz. Heute ehren wir einen besonderen Filmschaffenden“, begründete der Ministerpräsident seine Auswahl.

Der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis ging an den Regisseur Aliaksei Paluyan. Ihre Entscheidung begründete Kunst- und Kulturministerin Dorn so: „Aliaksei Paluyan, geboren 1989 in Belarus, kam 2012 nach Kassel, um Regie zu studieren, und ist geblieben. Bereits für seinen Kurzfilm ,See der Freude‘ bekam er 2019 den Hessischen Filmpreis für den besten Kurzfilm. Sein aktueller Dokumentarfilm ,Courage‘ dokumentiert den Protest der Menschen in Belarus gegen den Machthaber Lukaschenko. Der zur Berlinale 2021 eingeladene Film gehört zu den mutigsten Filmen, die dort gezeigt wurden. Mit Aliaksei Paluyan als Newcomer wird nicht nur ein vielversprechendes Nachwuchstalent ausgezeichnet, das sich gerade als Regisseur mit Festivalpräsenz in der nationalen und internationalen Filmlandschaft profiliert. Wir zeichnen auch eine bemerkenswerte Persönlichkeit aus.“

Den Hessischen Filmpreis in der Kategorie Spielfilm erhielt die Regisseurin Lisa Bierwirth für ihren Film „Le Prince“, die bilderstarke und berührende Geschichte eines Culture Clash in einem spannend porträtierten Frankfurt zwischen Halbwelt und Kultur-Schickeria. Nominiert waren außerdem „Youth Topia“ von Dennis Stormer und „Borga“ von York-Fabian Raabe. Die Gewinnerin erhält 20.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Der Hessische Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm ging an „The Other Side of the River“ von Antonia Kilian, ein Film über das Ringen von Frauen um ihre Rechte auf ein selbstbestimmtes Leben in der syrischen Kultur von Frauen um Emanzipation in der syrischen Kultur. Nominiert waren außerdem „Courage“ von Aliaksei Paluyan und „Herr Bachmann und seine Klasse“ von Maria Speth. Der Gewinner erhält 20.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Weitere Gewinner:

Hessischer Filmpreis – Kurzfilm: „Der Lokführer“ von Zuniel Kim und Christian Wittmoser, außerdem nominiert: „Klabautermann“ von Anke Sevenich. Der Gewinner erhält 4.000 Euro Preisgeld, beide Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld.

Für den Hessischen Drehbuchpreis konnte in diesem Jahr aus Sicht der Jury keines der vorgelegten Drehbücher nominiert werden. Die Jury hat sich dafür entschieden, das zur Verfügung stehende Nominierungs- und Preisgeld von zusammen 10.000 Euro zu jeweils einem Drittel als Weiterentwicklungsprämie an drei Projekte und ihre Autoren zu vergeben: „Radioturm“ von Julien Prevost und Frank Himmel, „Mixtape“ von Tom Winter und „Tal der Könige“ von Tim Ellrich.

Hessischer Hochschulfilmpreis: Die „Kafka-Konferenz“ von Tobias Sauer, Kunsthochschule Kassel. Nominiert waren außerdem „First Work, Then Play“ von Brenda Lien und „Fuchskind“ von Jan Capar. Das Preisgeld beträgt 7.000 Euro, das Nominierungsgeld je 1.000 Euro.

Hessischer Fernsehpreis – Beste Schauspielerin: Britta Hammelstein in „Heute stirbt hier Kainer“. Nominiert waren außerdem Anne Ratte-Polle in „Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot“ und Felicitas Woll in „Du sollst nicht lügen“. Der Preis ist undotiert.

Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler: Jens Harzer in „Ruhe! Hier stirbt Lothar“. Nominiert waren außerdem Trystan Pütter in „Ku’damm 63“ und Martin Wuttke in „Heute stirbt hier Kainer“. Der Preis ist undotiert.

Die Kinopreise an gewerbliche und kommunale Kinos sowie Kinoinitiativen für ein herausragendes kulturelles Engagement wurden, da Kinos pandemiebedingt keinen normalen Spielbetrieb aufnehmen konnten, an alle Kinos vergeben, die 2018, 2019 und 2020 mit Kinopreisen ausgezeichnet wurden. Es handelt sich um:

Nicht-gewerbliche Kinos (gesamt: 29.900 Euro): Kommunales Kino Eschborn; Murnau Filmtheater in Wiesbaden; Filmforum Höchst in Frankfurt; Filmkreis – Das Unikino in Darmstadt; Kino Pupille in Frankfurt; Kommunales Kino Weiterstadt; naxos.Kino in Frankfurt; Kino im G-Werk in Marburg; Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt; Caligari FilmBühne in Wiesbaden.

Gewerbliche Kinos (gesamt: 120.400 Euro): Kult Kinobar in Bad Soden; Orfeo's Erben in Frankfurt; Mal seh'n in Frankfurt; Filmladen Kassel; BALi-Kinos Kassel; Harmonie Kinos in Frankfurt; Kino Traumstern in Lich; programmkino rex in Darmstadt; Kammer-Palette-Atelier in Marburg; Lichtspielhaus Lauterbach; Capitol Kino Witzenhausen; CINEMA in Frankfurt; Kinocenter Gießen.

Der Hessische Rundfunk (hr) berichtet am Sonntag, 24. Oktober, um 18:30 Uhr in einer Sonderausgabe der Sendung Hauptsache Kultur von der Preisverleihung.

Die ausgezeichneten und nominierten Filme waren bereits in den vergangenen Tagen in hessischen Kinos zu sehen und sind es auch weiterhin:

  • ● 23.Oktober, 17.30 Uhr, Caligari Filmbühne in Wiesbaden: The Other Side Of The River, Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm, 92 Minuten)
  • ● 23.Oktober, 20 Uhr, Caligari Filmbühne in Wiesbaden: Le Prince (Filmpreis in der Kategorie Spielfilm, 125 Minuten)
  • ● 24. Oktober, Cinéma Arthouse Kinos Frankfurt:

- 15.00 Uhr Der Lokführer (Filmpreis in der Kategorie Kurzfilm, 5 Minuten)

- 15.15 Uhr Le Prince (Filmpreis in der Kategorie Spielfilm, 125 Minuten)

  • ● 24. Oktober, 20.30 Uhr, Filmforum Höchst in Frankfurt: Herr Bachmann und seine Klasse, nominiert in der Kategorie Dokumentarfilm, 214 Minuten)
  • ● 5. November, 20 Uhr, Kommunales Kino Weiterstadt: Herr Bachmann und seine Klasse, nominiert in der Kategorie Dokumentarfilm, 214 Minuten)
  • ● 6. November, 21 Uhr, Kommunales Kino Weiterstadt: Borga (nominiert in der Kategorie Spielfilm, 104 Minuten)

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