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Den Beginn ihrer coronakonformen Abschiedsparty markierte eine Andacht im Garten des Langener Petrus-Gemeindehauses, in deren Rahmen Dekan Steffen Held die langjährige Bildungsreferentin aus dem aktiven Dienst entließ.

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“, zitierte Steffen Held in seiner Ansprache den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry. „Heidi Ernst hat die Sehnsucht nach mehr Bildung bei vielen Menschen geweckt und sie auf ihren Wegen inspirierend begleitet. Dabei hat sie über diesen langen Zeitraum hinweg unsere Familienbildung mit ihrem reichen Wissens- und Erfahrungsschatz bereichert und viele innovative Impulse gesetzt“, lobte der Dekan des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau und dankte der verdienten Mitarbeiterin für ihr engagiertes Wirken.

Hohe Fachkompetenz und trockener Humor

„Neben ihrer hohen fachlichen Kompetenz werden wir hier im Team besonders ihre Freundlichkeit und Güte, ihre klaren Worte und ihren wunderbar trockenen Humor vermissen“, gibt Elke Preising zu. „Durch ihre warmherzige und verbindliche Art konnte Heidi Ernst schnell Menschen für sich gewinnen und gut mit ihnen zusammenarbeiten“, so die Leiterin der Familienbildung.

Von Norddeutschland nach Südhessen

Geboren 1958 in Bocholt, verschlug es die westfälische Frohnatur erst einmal in den hohen Norden: 1982 schloss Heidemarie Ernst an der Uni Bremen ihr Studium der Diplom Sozialarbeit und Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Jugend- und Erwachsenenbildung ab. In den beiden Folgejahren war sie für Jugendbildungsstätten, Freizeitheime und Fachlehranstalten tätig. Anschließend arbeitete sie insgesamt 17 Jahre bei der Lebenshilfe in Syke, wo sie mit Aufbau und Leitung einer Rehabilitationsberatungsstelle für spätbehinderte Erwachsene betraut war.

2001 stand der Umzug nach Hessen an – „der Liebe wegen“, wie sie verrät. Zunächst wohnhaft nördlich des Mains, ist sie seit nunmehr zehn Jahren in Langen daheim. Nach ihrer Hochzeit absolvierte sie eine Zusatzausbildung zur Personalreferentin samt IHK-Ausbildereignungsprüfung. „Seitdem dürfte ich sogar Lehrlinge ausbilden“, schmunzelt sie. Es kam anders: 2003 stieß sie als Bildungsreferentin des damaligen Dekanats Rodgau zur Evangelischen Familienbildung im Kreis Offenbach. Kurze Zeit vorher hatten die beiden Alt-Dekanate Dreieich und Rodgau die gemeinsame Trägerschaft über die Einrichtung übernommen.

Gesundheit, Kreativität, Ernährung und Bewegung

„Mein Auftrag bestand in der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Familienbildungsarbeit in der Region mit den Schwerpunkten Gesundheit, Kreativität, Ernährung und Bewegung“, erinnert sie sich. Unermüdlich konzipierte sie passgenaue Angebote für Erwachsene und Senioren und reagierte flexibel auf sich verändernde Bedarfe. „Während früher im Programm mehr Haushaltsangebote wie Näh-, Koch- und Ernährungskurse gefragt waren, sind es heute vor allem Bewegungs-,  Yoga- und Qigongkurse, die insbesondere von  älteren Menschen genutzt werden“, zieht sie einen Vergleich.

3000 Kurse mit 137 Leiter*innen

„Rückblickend habe ich seit November 2003 tatsächlich allein im Bereich ‚Gesundheit und Bewegung‘ über 3000 Kurse und Angebote betreut und in dieser Zeit mit 137 Kursleiterinnen und Kursleitern zusammengearbeitet“, resümiert Heidi Ernst ungläubig. Ihr Betätigungsspektrum war vielfältig und ging weit über das klassische Kursgeschäft hinaus. Bereits vor der Corona-Pandemie setzte sie auf Digitalisierung. So entwickelte sie mit dem ehemaligen Oberrodener Gemeindepädagogen Frank Daxer eine virtuelle Plattform für alleinerziehende Mütter und Väter. Gemeinsam hob das Team „Ein-Eltern-Abende“ zu unterschiedlichen Themen aus der Taufe und organisierte Freizeiten für Alleinerziehende und deren Kinder.

Jahrelang verantwortete die Pädagogin den Informationsstand des Dekanats auf der Bildungsmesse der Stadt Rodgau. Dort informierte sie Interessierte über die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder in der evangelischen Kirche und trug dazu bei, dass sich die Kirche in der Region als attraktiver Arbeitgeber positionieren konnte. Überregional setzte sie sich als Gleichstellungsbeauftragte der Dekanate Offenbach, Dreieich und Rodgau für die Weiterentwicklung geschlechtergerechter Strukturen in der Kirche ein.

Angebote für Hochaltrige

Konzeptionell lag ihr sehr am Herzen, die Angebotspalette der Familienbildung für alte oder auch von Demenz betroffene Menschen zu erweitern. Eine Zertifizierung als Musikgeragogin gewährleistete, dass sie adäquate musische Angebote für Hochaltrige entwerfen konnte. „In diesem Arbeitsfeld steckt sehr viel Potential“, ist sie überzeugt und nennt als gelungenes Beispiel „Wir machen Musik“. An dem über zehn Wochen laufenden Projekt waren das Steinheimer Familienzentrum und die Tagespflege des Hanauer Pflegeheims „Mainterrassen“ ebenso beteiligt wie die Kita des Familienzentrums. „Durch die tolle Kooperation sowohl mit den Kita-Mitarbeitenden als auch mit den Beschäftigten der Tagespflege konnten die verschiedenen Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen berücksichtigt werden, und alle Beteiligten waren restlos begeistert“, zieht sie Bilanz.

„Seither besuchen die Kita-Kinder einmal pro Woche die Gäste der Tagespflege im Familienzentrum, um mit ihnen gemeinsam Musik zu machen“, freut sie sich. „Auf diesem Gebiet hätte ich mich gerne mehr ausgetobt“, gibt sie zu. Das will sie bald als rüstige Rentnerin nachholen und entsprechende musisch-rhythmische Angebote auch gerne für die Familienbildung machen. An Ideen herrscht kein Mangel.

Nachfolge bereits geregelt

Der evangelischen Familienbildung in der Region wünscht sie für die Zukunft „tragfähige Rahmenbedingungen, die eine finanzielle Planungssicherheit gewährleisten, damit noch viele Menschen die tollen Angebote wahrnehmen können“.  Ihre Position war ausgeschrieben und konnte bereits intern besetzt werden: Zum 1. Mai wird Dekanatsjugendreferent Boris Graupner mit halber Stelle die Familienbildung verstärken. Heidemarie Ernst freut sich einstweilen auf ein Leben voller Musik, auf schöne Fahrradtouren sowie reichlich Zeit für ihren Mann und viele alte Freunde.

Foto: Sagten danke im Namen des Dekanats Dreieich-Rodgau: Dekan Steffen Held, Melanie Laufer und Elke Preising von der Familienbildung sowie Präses Dr. Michael Grevel samt Stellvertreter Dr. Rainer Hollmann (von links). (Foto: Kunert, Dekanat Dreieich-Rodgau)


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