Dieselbe Entwicklung beklagen auch die 90 regionalen Tafeln in Hessen und Thüringen. „Dass Menschen in diesem Land nicht genügend Geld zum Essen und Trinken haben und auf Spenden angewiesen sind, ist kein Zustand, an den wir uns gewöhnen dürfen“, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann. „Aufgrund der massiv gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie nimmt momentan die Gruppe derer, die nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, in beängstigendem Maße zu. Und dazu gehören immer häufiger auch Menschen, die im Arbeitsleben stehen.“

Nach Angaben des Bundesamts für Statistik lebt etwa jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Jeder fünfte Arbeitnehmer ist im Niedriglohnsektor beschäftigt. Auch in Hessen und Thüringen bewegen sich die Armutsgefährdungsquoten seit Jahren schon auf hohem Niveau: Aktuell geht man davon aus, dass in Hessen etwa 16 und in Thüringen 17 Prozent der Bevölkerung von einem Einkommen leben müssen, das weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Bürger in beiden Bundesländern beträgt. In einer finanziell schwierigen Lage befinden sich neben den Beziehern von staatlichen Transferleistungen auch Ältere, Alleinerziehende, Minijobber und Arbeitnehmer in prekärer und in Teilzeitbeschäftigung. „Vielen hilft in dieser Situation auch das Entlastungspaket der Bundesregierung nicht weiter“, kritisiert Weimann: „Weitgehend vergessen wurden dabei zum Beispiel Rentnerinnen und Rentner.“ Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung wird die finanzielle Mehrbelastung durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten für eine alleinlebende Person mit einer Rente von unter 900 Euro lediglich zu 9 Prozent durch das Entlastungspaket ausgeglichen.

Der VdK fordert die Landesregierungen auf, in dieser angespannten Situation die Zuschüsse für die Tafeln zu erhöhen. „Damit lösen wir aber das Armutsproblem nicht“, erklärt der Landesvorsitzende. „Aktuell sollten wir daher auch über eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und Medikamente nachdenken.“ Langfristig könne Armut nur bekämpft werden, indem der gesetzliche Mindestlohn auf 13 und nicht, wie von der Bundesregierung beschlossen, auf 12 Euro erhöht und mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen würden, die die vielen befristeten und prekären Mini-, Teilzeit- und Nebenjobs ersetzen sollen. „Gute Arbeit ist das beste Mittel gegen Armut“, so Paul Weimann.


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