Das kündigte der Prälat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Burkhard zur Nieden, im gemeinsam mit Vizepräsident Dr. Volker Knöppel verfassten Personalbericht an, den er der neuen Landessynode am Freitag, 6. Mai, vorstellte. Dies sei ein Schritt, um auf den jährlichen Mitgliederverlust von rund 2,3 Prozent zu reagieren.

Aktuell gehören rund 750.000 Menschen der EKKW an. In den vergangenen beiden Jahren habe die Landeskirche rund 35.000 Gemeindeglieder verloren, berichtete der Prälat. Dieser Schwund sei unter anderem dem Rückgang der Taufen geschuldet. Zum Vergleich: Hatte es 2019 landeskirchenweit noch 6123 Taufen gegeben, waren es im Corona-Jahr 2020, als Kontaktbeschränkungen Feierlichkeiten erschwerten, nur 3053 Taufen. 2021 hat sich die Zahl wieder auf 4946 Taufen erhöht. „Aber auch eine gestiegene Zahl von Austritten macht uns zu schaffen“, ergänzte Prälat zur Nieden. Mit einer klaren Kommunikationsstrategie werde die Landeskirche auf Austritte reagieren, „indem wir Austrittsgründe analysieren und mit guten Gründen und guter Qualität unserer Angebote für einen Verbleib in unserer evangelischen Kirche werben“. 

Lücken in der Personalabdeckung: Aufgaben sollen anders verteilt werden

Insgesamt arbeiten rund 9.600 Personen hauptamtlich in der Landeskirche; dreiviertel der Mitarbeitenden sind Frauen. Die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer im aktiven Dienst liegt bei 742 (Stand 1. Januar 2022). Davon sind 536 Geistliche im Gemeinde- oder Kirchenkreispfarramt tätig, 206 sind landeskirchliche Pfarrerinnen und Pfarrer. Angesichts des Mitgliederschwunds müssen im nächsten Planungszeitraum von 2026 bis 2031 weitere Pfarrstellen abgebaut werden, kündigte Prälat zur Nieden an. Dennoch werde die Zahl der nachkommenden Pfarrerinnen und Pfarrer nicht ausreichen, die dann noch bestehenden Stellen zu besetzen. Wenn die so genannte Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehe, sei mit „erheblichen Lücken in der Personalabdeckung“ zu rechnen.

Die Aufgaben im Gemeindepfarrdienst müssten daher neu beschrieben werden. So sollen gut ausgebildete Verwaltungsassistenzen zur Entlastung beitragen und ebenso wie die multiprofessionelle Zusammenarbeit in den Kooperationsräumen weiterentwickelt werden. Zuletzt waren dafür neun Stellen für Diakoninnen und Diakone beschlossen worden. Überall werde zu prüfen sein, wer welche Aufgaben übernimmt, so der Prälat. Neben dem „klassischen“ Gemeindepfarramt soll es im Kirchenkreis oder Kooperationsraum auch entsprechend qualifizierte Pfarrerinnen und Pfarrer mit bestimmten Aufgabenprofilen geben. 

Corona und Digitalisierung

Die Corona-Pandemie wirke wie ein Katalysator auf die digitale Infrastruktur und auf Arbeitsabläufe, sagte zur Nieden. So sei es vor der Pandemie noch undenkbar gewesen, Synoden, Gottesdienste und Musikunterricht online abzuhalten. Das digitale und dezentrale Arbeiten verändere zwangsläufig eingeübte Routinen; große Digitalisierungsprozesse in der Verwaltung stünden bevor. „Vor dem Hintergrund des vernetzten und übergreifenden Arbeitens, der neuen Arbeitsformen und -orte und nicht zuletzt der zurückgehenden finanziellen und personellen Ressourcen wird deutlich, dass die ‚Kirchenverwaltung der Zukunft‘ eine der großen Herausforderungen unserer Landeskirche werden wird.“

Umgang mit sexualisierter Gewalt: „Vertrauenskultur schaffen“

Auch auf das Thema sexualisierte Gewalt ging Prälat Burkhard zur Nieden ein. Mit der Projektstelle eines Koordinators sowie der Unabhängigen Kommission zur Anerkennung sexualisierter Gewalt seien Anlaufstellen für Betroffene geschaffen worden. Zudem gebe es Präventionsschulungen für alle kirchlichen Mitarbeitenden und Altfälle würden aufgearbeitet. „Besonders in der Aufarbeitung von Vorkommnissen aus der Vergangenheit stehen wir noch ziemlich am Anfang“, sagte der Prälat. Die Problematik der sexualisierten Gewalt mache eine strategische Wende innerhalb der Personalführung auf allen Ebenen erforderlich. Ziel sei, Standards zu entwickeln, die Verfahrenssicherheit darüber geben, wie sexualisierte Gewalt verhindert werden und Altfälle geahndet werden könnten. Prälat zur Nieden: „Es geht darum, eine Vertrauenskultur zu schaffen, in der die Perspektive der Betroffenen Vorrang vor dem Schutz der Täter hat.“


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