Viele Kommunen arbeiten bereits an einer integrierten und nachhaltigen Innenstadtentwicklung. „Städte und Gemeinden müssen sich an die Veränderungen der Lebensgewohnheiten und des Kaufverhaltens anpassen“, erklärte Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, am Donnerstag auf der Tagung Zukunft Innenstadt in Eschwege. „Den Strukturwandel der hessischen Innenstädte müssen wir gemeinsam angehen. Der Zukunftsplan für Hessens Innenstädte entsteht im Dialog und im Austausch, dafür ist diese Tagung ein wichtiges Forum.“

In einer Podiumsdiskussion sowie in Workshops wurden Erfahrungen und Wissen ausgetauscht, wie sich mutige und kreative Lösungen für die Innenstädte von morgen entwickeln lassen. Projektbeispiele zu Herausforderungen wie „Leerstand und Stadtmarketing“ oder „Öffentlicher Raum und Gestaltung“ wurden vorgestellt und diskutiert. Ein weiteres Ziel der Tagung war die Vernetzung zwischen kommunalen Ver­treterinnen und -vertretern, Innenstadtmacherinnen und -machern sowie Bündnispartnerinnen und -partnern.

„Die Zukunft unserer Innenstädte aktiv für morgen und übermorgen zu gestalten ist eine lohnenswerte, aber nicht für alle Städte leicht zu stemmende Aufgabe“, sagte Zukunftsforscherin Doris Sibum, FUTURA A. „Wir müssen uns von dem Bild der auf Handel fokussierten Innenstadt lösen und sie vielfältiger denken. Ein gelungener Innenstadtwandel schafft eine Aufwertung öffentlicher Räume, die der Vielfalt von städtischem Leben gerecht wird und Möglichkeiten der Begegnung schafft. Er holt mehr Grün in die Innenstädte, um den Klimaextremen besser trotzen zu können. Er lässt Wohnen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten im Zentrum näher zusammenrücken – Stichwort ‚urbane Produktion’. Das ist alles in allem eine komplexe Aufgabe, die wir meistern können, wenn unterschiedlichste Akteure an einem Strang ziehen!”

„Durch die Abwanderung von Geschäften und Arbeitsplätzen an die Peripherie, ins Internet und ins Home-Office gibt es immer weniger Anlässe für die Menschen, ‚in- die-Stadt-zu-gehen‘. Damit verlieren die Innenstädte ihre soziale Funktion“, erklärte Deutschendorf. „Wir müssen alles tun, damit unsere Städte wieder attraktive Orte des Erlebens und Zusammenkommens werden. Ich danke allen, die sich für die Zukunft der hessischen Innenstädte einsetzen. In der aktiven Gestaltung von Innenstädten liegen viele Chancen, deshalb sollten wir die Entwicklung von kommunalen Zentren nicht dem Zufall überlassen.“ Die Corona-Krise habe nochmals schmerzlich aufgezeigt, wie notwendig es sei, Innenstädte neu zu denken. „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Innenstadt von Übermorgen zu gestalten,“ so der Staatssekretär.

Deutschendorf verwies auf das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“: In einer zweiten Runde stellt das Land weitere 10 Mio. Euro zur Belebung von Innenstädten und Ortskernen bereit. In der ersten Runde im vergangenem Jahr wurden 110 Städte und Gemeinden in das Bündnis Innenstadt aufgenommen und 27 Mio. Euro für kreative und zukunftsorientierte Projekte bewilligt.

Christoph Nolda, Stadtbaurat im Dezernat Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Verkehr in Kassel: „Wir tun gut daran, den Wandel der Innenstadt als Chance zu begreifen und zu gestalten. Historisch gesehen, war der Marktplatz nur eine Funktion der Stadt. In den letzten Jahrzehnten dominierte der Handel alles. Nun wird die Innenstadt wieder vielfältiger: mehr Gastronomie, mehr Kultur, mehr Grün und mehr Orte des Zusammenkommens. Diese Zukunft hat in Kassel bereits begonnen.“

Antje Runge, Bürgermeisterin der Stadt Oberursel (Taunus): „Mit dem Programm „Zukunft Innenstadt“ werden sehr wichtige Projekte für unsere Innenstadt voran gebracht, wie ein Gestaltungskonzept und der nachhaltige Altstadtmarkt.Bio.Regional.Genuss. Die Unterstützung durch das Programm ist gerade zum jetzigen Zeitpunkt besonders wertvoll. Die Zentren des Stadtgeschehens stehen aktuell unter immensen Anpassungsdruck. Hier zügig nachhaltige Methoden und tragfähige Lösungen gemeinschaftlich zu entwickeln und Veränderung proaktiv zu gestalten, macht Mut und schafft Identifikation - und das brauchen wir!“

Tatjana Steinbrenner, Vizepräsidentin des Handelsverbands Hessen: „Unsere Innenstädte brauchen mehr als einzelne starke Akteure: Um zukunftsfähig zu bleiben bzw. zu werden braucht es vor allem ein lebendiges Umfeld, das die städtische Gemeinschaft in den Mittelpunkt des Handels stellt. Dafür ist aber auch die breite Unterstützung aus Politik und Gesellschaft und ein nachhaltiges Handeln Aller nötig.“

Barbara Lilje, Leiterin des Amts für Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus in Eltville: „Die Bürgerinnen und Bürger möchten ihre Stadt mitgestalten durch aktive Partizipation an Angeboten: Wir alle sind „Stadt“ und „Stadtakteure“. Programme wie „Zukunft Innenstadt“ unterstützen die Aktiven aus der Verwaltung, der Politik, dem Gewerbe, der Kultur und den Vereinen dabei, Plätze in der Stadt neu- bzw. umzugestalten, damit sie die Aufenthaltsqualität und -dauer steigern. Zum Beispiel durch eine Leselounge vor der Mediathek, durch gemeinsame Pflanz- und Begrünungsaktivitäten mit Familien, durch Pop-up-Aktionen auf Parkplätzen, durch Mitmach-Angebote von Vereinen, Gewerbe oder der Nachbarschaft. Es geht weniger um durch Dritte organisierte große und einmalige Events, die nur kurzfristig zur Belebung der Innenstadt führen, denn um niedrigschwellige, wiederkehrende und nachhaltige Angebote, die die Kreativität und das soziale Miteinander fördern – und somit für die dauerhafte Belebung unserer Städte sorgen.“


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