Gelegenheit für Weggefährt*innen, Adieu zu sagen, besteht zum Auftakt der neuen „Highlight“-Gottesdienstreihe mit anschließendem Beisammensein am Sonntag, 11. September, ab 18 Uhr in der Emmausgemeinde Jügesheim an der Berliner Straße 2.

Ob in Outdoor-Ausrüstung beim Klettern, Kanufahren und Flusswandern, an Gitarre oder Schlagzeug in der Dekanatsband und bei der musikalischen und inhaltlichen Begleitung von Kinder-, Jugend- und Konfitagen, ob als Ausbilder in der Schulung künftiger Gruppenleiter*innen oder in der Zeltküche einer Jugendfreizeit am Gaskocher: Über zwei Jahrzehnte war Boris Graupner mit Leib und Seele hauptberuflich in der regionalen evangelischen Kinder- und Jugendarbeit aktiv.

„Ich fand es immer klasse, selbstständig zu arbeiten, neue Entwicklungen im Arbeitsfeld ausprobieren und kreativ umsetzen zu können“, erklärt der gebürtige Südhesse die langjährige Verbundenheit zum Beruf in einer anfangs für ihn neuen Region. „Wichtig waren dabei Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Gemeinschaft und Zusammenhalt“: mit den Kolleg*innen im großen Gemeindepädagogischen Team und im Dietzenbacher Haus der Kirche, mit der Jugendvertretung und den ehrenamtlichen Freizeitteams, aber auch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den elf Kinder-, Kletter- und Jugendfreizeiten und fast 70 Jugendleiterseminaren. Die Angebote waren dabei stets für die ganze Region und haben ihre Resonanz gefunden.

Weit über 500 „Teamer“, wie Gruppen- und Freizeitbetreuer*innen oft genannt werden, hat er zusammen mit seinen Teams aus Ehrenamtlichen auf dem Weg zur Juleica, der Jugendleitercard, begleitet, ihnen alles Wichtige über Kinderschutz und Aufsichtspflicht, Gruppendynamik und Spieleketten, Entwicklungsprozesse und Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen beigebracht, gemeinsam Jugendgottesdienste gefeiert und über Gott und die Welt geredet.

Schulische Verpflichtungen erschweren ehrenamtliches Engagement

Dabei haben sich Arbeitsfeld und Anforderungen in über 20 Jahren massiv verändert. Am deutlichsten vor Augen steht Boris Graupner, wie verschult der Alltag von Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit geworden ist: „Junge Leute haben immer weniger Zeit, ein Ehrenamt oder andere freiwillige Aufgaben zu übernehmen, weil Lern- und Leistungsdruck über allem stehen“ und bei vielen den kompletten Tagesablauf bestimmten. „Terminvereinbarungen kollidieren oft mit Ganztagsschule oder Nachmittagsunterricht.“ Dazu kämen weitere Hobbys wie Sport und Musik, die gepflegt werden wollen oder sollen. „Lernstoff für die nächste Klassenarbeit bestimmt bei immer mehr Jugendlichen auch die Pausen und freien Abende auf Freizeiten und Fortbildungen.“ Damit geht aus Sicht des Religionspädagogen auch eine wichtige Säule der Persönlichkeitsbildung verloren – und eine gute Möglichkeit, Lebenserfahrungen zu sammeln.

Dass Schulen und Jugendverbände auch Partner sein können, etwa bei der Gestaltung der Nachmittagsbetreuung, hält Boris Graupner für wünschenswert, es scheitere aber oft an der Realität: Die meisten Ehrenamtlichen in der Kinder- und Jugendarbeit sind selbst noch Schüler*innen oder studieren.

Die Konsequenz: Von bis zu 50 Jugendlichen zu Beginn der 2000er-Jahre, die allein im ehemaligen Dekanat Rodgau die Ausbildung zum Jugendleiter absolviert haben, sind es heute noch 15 im fusionierten Dekanat. Die Ausbildung ist inzwischen kompakter und praxisnäher und findet in Kooperation mit etlichen weiteren Dekanaten in den Herbstferien statt.

Neue Themen und Dauerbrenner in der Jugendvertretung

Auch die Themen in der Jugendverbandsarbeit haben sich erweitert: Die Evangelische Jugend setzt sich verstärkt für gesellschaftliche Themen wie Klimaschutz und Diversität ein, allerdings durchaus auch aus ihrem Glauben heraus: „Die Bewahrung der Schöpfung und Gottes Liebe, die allen Menschen gilt, motivieren junge Männer und Frauen, sich auch in der Kirche zu engagieren und die Institution als Freiraum und einen sicheren Ort zu erleben, an dem sie so sein können, wie Gott sie geschaffen hat.“

Ein Dauerbrenner im politischen Engagement der jungen Protestant*innen ist das Eintreten für ihre Rechte gegenüber dem, was sie als „Erwachsenenkirche“ wahrnehmen. Auch wenn die Strukturen sich gewandelt haben – inzwischen können sich junge Menschen ab 14 Jahren als Jugendmitglieder im Kirchenvorstand und in Synoden engagieren und sind bei Bewerbungsgesprächen für Stellen in der Kinder- und Jugendarbeit dabei: Gehört und gesehen zu werden, die Interessen und Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen in die Kirche einzubringen, ist heute ebenso wichtig wie vor 20 Jahren, gerade mit Blick auf den aktuellen landeskirchlichen Zukunftsprozess „EKHN 2030“. Denn dabei wird es auch um Einsparungen bei Räumen und Personal gehen.

Die Aufgabe wechselt, der Arbeitgeber bleibt

Das „Adieu“ des heute 48-Jährigen nach über zwei Dekaden gilt indes nur der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dem Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau als Arbeitgeber bleibt er erhalten. Denn: Nach einigen Monaten der Überschneidung, um Projekte und Freizeiten zu Ende zu bringen und den Arbeitsplatz fit für die Übergabe an seinen Nachfolger zu machen, gilt Boris Graupners Engagement ab sofort ausschließlich der Evangelischen Familienbildung, „wobei eine engere Verzahnung der Angebote künftig nicht ausgeschlossen ist“, stellt er in Aussicht.

Dekan Steffen Held freut sich, dass die Zusammenarbeit mit Boris Graupner, seinem kreativen Kopf und seinem großen Herzen für eine evangelische Kirche nah an den Bedürfnissen der Menschen eine Zukunft im Dekanat hat: „Mit Boris Graupner haben wir zum einen zeitnah einen überaus fähigen Mitarbeiter für eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Familienbildung gewinnen können. Zum anderen freuen wir uns, dass wir ohne Vakanz ab Oktober Stefan Seib-Melk als Nachfolger im Dekanats-Team und in der Kinder- und Jugendarbeit begrüßen dürfen.“

„Immer willkommen und aufgehoben gefühlt“

Dennoch stellt der Stellenwechsel für die Evangelische Jugend im Dekanat Dreieich-Rodgau auch eine Zäsur dar. Alexandra Neudert, die Co-Vorsitzende der Jugendvertretung, wünscht Boris Graupner im Namen der Jugendvertretung im Dekanat für die künftige Tätigkeit alles Gute und Gottes Segen: „Durch Boris‘ offene und herzliche Art hat man sich sofort willkommen und aufgehoben gefühlt. Seine Kreativität und das Einstehen für Jugendliche hat viele Prozesse beflügelt“, so die Jugendvertreterin. „Wir sind traurig, dass wir die Kinder- und Jugendarbeit künftig nicht mehr mit ihm zusammen gestalten, sind uns aber sicher, dass er seine Talente auch in seine neue Stelle gut einbringen kann.“


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