Im Frühjahr hatte die Landeskirche in einer Sondersynode ihren Auftrag in sechs leitenden Grundaufgaben formuliert sowie Kriterien für künftige Ressourcenentscheidungen beschlossen. Seither wurden fünf große Rahmenprozesse auf den Weg gebracht, die folgende Bereiche betreffen: Gebäude, Berufsbild, Haushaltskonsolidierung, Kirchenverwaltung der Zukunft und Überarbeitung der Verfassung. Sie stünden unter der Frage: „Was müssen wir tun, wenn wir zwar kleiner werden, aber dennoch ‚vital‘ bleiben wollen?“, erläuterte die Geschäftsführerin des Reformprozesses, Eva Hillebold. Die fünf landeskirchlichen Prozesse wurden während der aktuellen Synodaltagung näher skizziert.

  • Gebäudebedarfsplan für jeden Kirchenkreis
    Die rund 3200 Gebäude entsprechen nicht mehr den Bedarfen; ein Sanierungsstau steht bevor, erläuterte Baudezernent Timo Koch. Bis 2026 soll daher in jedem Kirchenkreis ein Gebäudebedarfsplan für alle Gebäude aufgestellt werden, der sich an drei Kategorien orientiert: Erhalt, Abgabe oder Umnutzung/Entwicklung. Ziel des Prozesses ist es, den Gebäudebestand in der gesamten Landeskirche an die künftigen Bedarfe zur Erfüllung des kirchlichen Auftrags, an ökologische Anforderungen und zur Verfügung stehende finanzielle Ressourcen anzupassen. Zunächst soll dies in zwei Testkirchenkreisen erprobt werden, der erste soll im kommenden Jahr starten.
  • Neuer Blick auf die Kirchenverwaltung
    „Wir haben eine staatsanaloge Verwaltung mit drei Ebenen in hierarchischen Strukturen“, erklärte Vizepräsident Dr. Volker Knöppel die Ausgangslage. Technologische und gesellschaftliche Entwicklungen erforderten indes einen neuen Blick auf die Kirchenverwaltung, der über Aufgabenkritik und Fusionen hinausgehe. Eine ‚Taskforce‘ habe Zielkorridore ermittelt. Nun sollen ein Sondierungsausschuss eingesetzt und schließlich ein Verwaltungsprozess eingeleitet werden.
  • Grundordnung soll schlanker und moderner werden
    Die Kirchenverfassung der EKKW – sie trägt den Namen Grundordnung – stammt aus dem Jahr 1967. Überprüft wurde sie in den 1990er-Jahren, nun soll sie bearbeitet werden, führte Vizepräsident Knöppel aus. Dies sei nötig, weil sich bestimmte Veränderungen nicht mehr in der Verfassung abbildeten. Zunächst soll ein Sondierungsausschuss eingesetzt werden, später ein Verfassungsausschuss, in dem die Grundordnung überarbeitet, verschlankt und modernisiert wird – dies unter größtmöglicher Partizipation und Kommunikation, kündigte Knöppel an.
  • Haushaltskonsolidierungsprozess: Ausgaben den Einnahmen anpassen
    Der Haushaltskonsolidierungsprozess zielt darauf ab, die Ausgaben den Einnahmen anzupassen, sagte Dekanin Eva Brinke-Kriebel. Er entwickele sich aus dem Prozess des nächsten Doppelhaushaltes, dessen Eckpunkte die Landessynode am Dienstag (22. November) beschlossen hatte: Demnach müssen 2024 rund 10,6 Mio. Euro, 2025 weitere 14,4 Mio. Euro eingespart werden. Die Eckpunkte sollen durch Eckdaten abgelöst werden; dazu gibt es in den kommenden Monaten ‚Werkstattgespräche‘ mit allen Dezernatsleitungen, berichtete Brinke-Kriebel.
  • Berufsbildprozess: Evangelium gemeinsam teilen
    Der Berufsbildprozess reicht zurück ins Jahr 2014, als multiprofessionelle Zusammenarbeit bewusst in den Blick genommen wurde mit der Stärkung des Amtes für Diakoninnen und Diakone und einer vernetzten Aus- und Fortbildung. Daran erinnerte Dekanin Petra Hegmann und auch an die Synodenbeschlüsse im Jahr 2015. Diese hatten den Auftrag, die Ausbildung von Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen zu stärken. Alle kirchlichen Ämter und Berufe sollen nun in einem Berufsbildprozess beschrieben und miteinander ins Verhältnis gesetzt werden. Ziel ist ein landeskirchlicher Kulturwandel hin zu einer gelingenden multi- bzw. interprofessionellen Zusammenarbeit, so Hegmann.

Steuerungsgruppe koordiniert Prozesse

Eine Steuerungsgruppe koordiniert und verknüpft diese fünf landeskirchlichen Prozesse, die jeweils durch Projektteams gesteuert werden, erläuterte Geschäftsführerin Hillebold. Ein weiteres Schwerpunktthema auf der Aufgabenliste der Steuerungsgruppe steht unter der Frage: Welche theologisch-spirituellen Themen begleiten uns in den notwendigen Veränderungsprozessen?

Auch in den Kirchenkreisen gewinnt der Reformprozess an Fahrt: So hat es jüngst in den Kirchenkreisen Kassel und Kirchhain Regionalkonferenzen gegeben. „Wir sind und bleiben eine Kirche in Veränderung. Wir stellen uns damit den Änderungen unserer Zeit und gesellschaftlicher und globaler Herausforderungen“, sagte Hillebold. Dieser Transformationsprozess berühre alle Ebenen, Gremien, Mitarbeitende und Ehrenamtliche, resümierte sie und ergänzte: „Eine Kirche bewegt, wo sie selbst beweglich ist.“


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