Dies vereinbarten die Bündnispartner in ihrem Spitzengespräch am Dienstag.  „Eine gute Berufliche Orientierung schon in der Schulzeit soll jungen Menschen Perspektiven aufzeigen und sie für einen Ausbildungsberuf begeistern“, erläuterte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). „35.000 gemeldete offene Ausbildungsstellen in Hessen sind 35.000 Chancen für den Einstieg in die eigene Karriere – sogar bis hin zur Hochschule.“

Dem Bündnis gehören das Land Hessen, die hessischen Industrie- und Handelskammern, die hessischen Handwerkskammern, die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, die Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände e. V., der Verband Freier Berufe in Hessen, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB-Bezirk Hessen-Thüringen) sowie der Hessische Landkreistag, der Hessische Städtetag und der Hessische Städte- und Gemeindebund an. Gemeinsames Ziel ist die Stärkung der dualen Berufsausbildung.

Al-Wazir verwies auf den Fachkräftebedarf der hessischen Unternehmen: „Sie brauchen motivierte junge Menschen, um die Herausforderungen von der Energiewende bis zur Digitalisierung zu bewältigen. Wir wollen verdeutlichen, dass die berufliche Ausbildung die gleichen Chancen eröffnet wie die akademische. In Hessen eröffnet ein guter Abschluss der Berufsausbildung sogar den direkten Weg zur Hochschule.“ Der Minister verwies auf die bereits bestehenden Aktivitäten zur Stärkung der Beruflichen Orientierung wie die Ausbildungsinitiative „Von AzuB – mach Deinen Weg“, die demnächst um eine Ausbildungsstellenbörse ergänzt werden soll, aber auch die Ausbildungsplatzförderung, etwa für Hauptschüler und Hauptschülerinnen.

„Eine gute berufliche Orientierung in unseren Schulen hilft jungen Menschen dabei, genau den Beruf zu finden, der zu den individuellen Fähigkeiten passt“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein. „Sie legt die Grundlage für die Fachkräfte von morgen und sichert den Wirtschaftsstandort Hessen. Deswegen steht die Förderung seit vielen Jahren im Zentrum unserer Anstrengungen.“

„Wir haben die berufliche Orientierung in den vergangenen Jahren in allen Bildungsgängen nochmals gestärkt“, erläuterte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz. „So wurde die berufliche Orientierung in unser neues Lehrkräftebildungsgesetz aufgenommen, damit unsere jungen Lehrerinnen und Lehrer noch besser vorbereitet die Jugendlichen in den Schulen unterstützen können. Und mit innovativen Initiativen wie ‚Deine Zukunft #real:digital‘, mit der Schülerinnen und Schülern mit Digital-Coaches vor Ort in der Schule praktische Einblicke in die digitalisierte Arbeitswelt von morgen erhalten können oder zuletzt unserem ‚Zukunftsbus‘, der Berufsorientierung in eigener Sache für den Beruf der Lehrerin bzw. des Lehrers macht, wollen wir die Schülerinnen und Schüler noch mehr begeistern.“

„Wir wollen, dass alle jungen Menschen ihr volles Potenzial entfalten können – in ihrem eigenen Interesse und für eine zukunftsfähige Gesellschaft“, sagte Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Dazu gehört, dass sie über mögliche Bildungswege gut informiert sind. Und wir wollen, dass es keine Sackgassen gibt. Dazu trägt unter anderem der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte bei, der die Entscheidung für eine Duale Ausbildung erleichtert.“

„Wir sind mit einer Vielzahl überlappender Krisen und Herausforderungen konfrontiert – zu den langfristigeren gehört die demografische Entwicklung“, sagte Sozial- und Integrationsminister Kai Klose. Nach den Prognosen der Hessischen Fachkräfteinitiative ‚Zukunftsgerecht und regional‘ werden von 2021 bis 2028 allein in Hessen rund 200.000 Fachkräfte fehlen – rund 135.000 Menschen mit Berufsausbildung und knapp 67.000 Menschen mit akademischem Abschluss. „Der Mangel an Fachkräften wird größer und ein Mangel an Arbeitskräften deutet sich bereits an. Ausbildung ist und bleibt deshalb ein zentraler Schlüssel zur Sicherung der Fachkräftebasis Hessens und wichtig für wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand und damit auch das soziale Miteinander in Hessen“, betonte Klose.

Der Hessische Industrie- und Handelskammertag, vertreten durch Vizepräsident Dr. Christian Gastl, fordert indes zusätzlich Abiturientinnen und Abiturienten stärker in den Fokus zu rücken: „Gerade an Gymnasien ist die duale Ausbildung oftmals noch nicht als gleichwertige Karriereperspektive zum Studium präsent. Gleichzeitig sehen wir an den noch immer zu hohen Abbruchquoten im Erststudium von fast 30 Prozent, dass für viele Jugendliche der Weg ins Studium nicht der richtige war. Solche Fehlorientierungen gilt es zu vermeiden, da der Bedarf der Wirtschaft an beruflich Qualifizierten deutlich höher ist als an akademisch Qualifizierten“, so Dr. Gastl.

Susanne Haus, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, betonte, dass „es aus Sicht des hessischen Handwerks gilt, gerade die Berufliche Orientierung an den Gymnasien und Gymnasialzweigen der Integrierten und Kooperativen Gesamtschulen deutlich auszubauen. Dazu zählt auch, den Anteil an Pflichtpraktika zu erhöhen und allgemein das Thema „Werken/Technik“ in allen Schulzweigen der Sekundarstufe I und II in einem eigenständigen Schulfach aufzunehmen.“

Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, ist von den vielfältigen beruflichen Zukunftsperspektiven, die eine duale Ausbildung jungen Menschen bietet, überzeugt: „Es muss uns langfristig gelingen, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung besser zu kommunizieren, insbesondere im Angesicht der sich immer weiter zuspitzenden Fachkräfteproblematik. Wir müssen jungen Menschen die ganze Bandbreite des Ausbildungsmarktes aufzeigen, damit sie einen für sich passenden Zukunftsplan entwickeln können. Die steigende Tendenz, ein Studium zu wählen, stellt die Ausbildungsbetriebe vor wachsende Herausforderungen. Die Agenturen für Arbeit in Hessen stehen mit ihrer Beratungskompetenz Schülern, Eltern, Lehrkräften und Ausbildungsbetrieben über vielfältige Kanäle zur Seite, sei es in Gruppen- oder Einzelgesprächen in allen hessischen Schulen, sei es seit einiger Zeit auch in virtuellen Elternabenden. Die Berufsinformationszentren stehen zudem jedem offen und halten eine Vielzahl von Informationen bereit.“

Désirée Derin-Holzapfel, Vizepräsidentin der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), sagte: „Die duale Ausbildung ist das Rückgrat für die Fachkräftesicherung der hessischen Wirtschaft. Der Ausbildungsmarkt hat sich gerade auf Seite der Bewerberinnen und Bewerber jedoch noch nicht nachhaltig von der Corona-Pandemie erholt. Die hessische Wirtschaft ist auf gut ausgebildete Fachkräfte jedoch dringend angewiesen. Wir müssen weiterhin alle kräftig in die Berufsorientierung investieren, um für die großen Vorteile der dualen Ausbildung zu werben. Insbesondere an Gymnasien gilt es, die Berufsorientierung auszuweiten und Kompetenzfeststellungen und Berufsorientierung verbindlicher zu verankern. Außerdem sollten die Rahmenbedingungen für Praktika in der Schulzeit verbessert werden."

Renate Sternatz, stellvertretende Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, drang auf eine Stärkung der Attraktivität der dualen Berufsausbildung: „Dazu gehört neben Ausbildungsvergütungen, die zum selbständigen Leben reichen, die Schaffung von bezahlbaren Wohnmöglichkeiten. Azubiwerke müssen analog zu bestehenden Studierendenwerken in Hessen eingerichtet werden. Diese Azubiwerke können neben kostengünstigen Wohnraum auch soziale und infrastrukturelle Angebote für die Azubis bereitstellen. Das bedeutet eine win-win-Situation für Arbeitgeber, Azubis und Kommunen, da damit Ausbildungsplätze attraktiver werden. So können auch junge Menschen weiter entfernte Ausbildungsstellen annehmen und es stärkt gerade ländlich gelegene Kommunen, die mit Abwanderung zu kämpfen haben.“

„Die Freien Berufe haben es noch schwerer als Industrie und Handwerk, junge Menschen für die duale Ausbildung in ihrem Bereich zu begeistern, da diese - jedenfalls nicht direkt - zur Qualifikation als Berufsträger führt, sondern zum Abschluss in einem Assistenzberuf“, sagte Dr. Karin Hahne, Präsidentin des Verbandes Freier Berufe in Hessen. „Umso wichtiger ist es, in der Mittelstufe und auch in der Oberstufe durch kompetent weitergebildete Lehrkräfte - flankiert durch fachkundige Beratung der Arbeitsagentur - die Chancen und Möglichkeiten und auch die gesellschaftliche Anerkennung zu vermitteln, die der Abschluss in diesen Berufen bietet und so den jungen Leuten bei der beruflichen Orientierung zu helfen.“

Stephan Gieseler, Direktor des Hessischen Städtetages, hob die Bedeutung einer hervorragenden Berufsorientierung hervor: „Wir brauchen endlich optimierte und abgestimmte Berufsorientierungsangebote. Nur wenn jungen Menschen Türen zu den unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten eröffnet werden, können sie auch ihre Möglichkeiten kennenlernen und ihre Chancen ergreifen. Gerade in den Verwaltungen seien unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Berufsfeldern vorhanden.“

„Die verlässliche Zusammenarbeit der Bündnispartner hat gezeigt, dass im letzten hessischen Ausbildungsjahr 2022 wieder etwas mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr abgeschlossen werden konnten. Die Verlaufszahlen zeigen aber auch, dass wir das Niveau von vor Corona noch bei weitem nicht wieder erreicht haben. Hier heißt es für uns dranbleiben“, konstatierte der Direktor des Hessischen Landkreistages, Prof. Dr. Jan Hilligardt. „Die jungen Menschen brauchen weiterhin eine solide berufliche Orientierung, die am besten in Verbindung mit Praktika eine Wirkung erzielt“, so Hilligardt weiter.

„Die Kommunen in Hessen beschäftigen Menschen in einer Vielzahl von Ausbildungsberufen. Die duale Ausbildung ist dabei ein unverzichtbares Element um sicher zu stellen, dass zuverlässig Wasser aus der Leitung kommt, die Kläranlage funktioniert und die Kita morgen wieder aufmacht“, sagte David Rauber, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes: „Die Beispiele unterstreichen: Man muss nicht studieren, um einen wichtigen und sinnstiftenden Beruf zu erlernen.“ 


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