Hilfe für Kommunen: Starkregen kann jeden treffen

Hessen
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Nach wochenlanger Trockenheit und Hitze regnet es nun endlich wieder in Hessen.



Den einen vermiest das die Sommerferien, die anderen sind erleichtert, dass die drohende Dürre-Situation vorerst abgewendet ist. Vor allem für Natur und Landwirtschaft ist der viele Regen ein Segen und verschafft eine „Verschnaufpause“ vor möglicherweise noch bevorstehenden weiteren heißen Sommerwochen.

Unsere Sommer werden im Zuge des Klimawandels auch in Hessen heißer und trockener. Niederschlag kommt, wenn er denn fällt, häufig als Starkregen. Binnen weniger Minuten fällt dann so viel Regen, dass der ausgetrocknete Boden und die Kanalisation die Wassermengen nicht mehr aufnehmen können: Unterführungen, Keller und Schächte laufen voll, Straßen werden überflutet. Dies haben in den vergangenen Tagen auch einige hessische Kommunen wieder erleben müssen: Aus Kassel beispielsweise gingen Bilder gefluteter Straßen und von Dachrinnen voller Hagel durch die Medien. Solche Bilder beunruhigen, denn sie führen uns vor Augen, welche Gefahren der Klimawandel mit sich bringt und welche Wucht Wetterphänomene annehmen können.

„Der weiter voranschreitende Klimawandel bringt uns in Hessen zunehmend Probleme.“ erklärt HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Hitzeextreme wie in den letzten Wochen, vertrocknete Felder und brennende Wälder wie in Butzbach oder Sturzbäche in den Straßen wie kürzlich in Kassel: Was heute noch Ausnahmen sind, kann künftig der Normalfall werden.“ sagt Schmid und ergänzt: „Zu unserem eigenen Schutz müssen wir den Klimawandel so weit wie möglich eindämmen und uns gleichzeitig an die schon heute nicht mehr vermeidbaren Auswirkungen anpassen.“

Das HLNUG unterstützt Landkreise und Kommunen bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels ganz konkret mit zahlreichen Handlungshilfen. Viele Kommunen nutzen diese Angebote bereits, etwa die Karten zur Einschätzung des eigenen Starkregenrisikos vor Ort: Zum einen bietet das HLNUG auf seiner Internetseite eine hessenweite Starkregen-Hinweiskarte an. Zusätzlich werden für Kommunen auf Anfrage kommunale Fließpfadkarten erstellt, mit deren Hilfe die Gemeinden Maßnahmen zum Schutz vor Schäden durch Starkregen planen können. „Schon fast 300 hessische Kommunen haben beim HLNUG kommunale Fließpfadkarten in Auftrag gegeben,“ so Schmid, „266 davon wurden bereits übergeben. Kommunen, die noch keine Fließpfadkarte beantragt haben, können das ganz einfach tun: Dazu genügt eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.“

Ob Einzelperson, Verein, Gewerbebetrieb oder Kommune: Was können wir tun? 

„Das A und O beim Schutz vor Hitze, vor Schäden durch Starkregen und zur Verbesserung unserer Bodenwasservorräte sind unversiegelte, begrünte Flächen. Im Idealfall etwas tiefer liegend als die umliegenden Flächen, dann kann das Wasser gut versickern,“ erklärt Schmid. Wo Niederschlag versickern kann, da kommt das Wasser in der nächsten Trockenphase den Pflanzen zugute. Die Verdunstung der Pflanzen kühlt die Umgebung und macht den Aufenthalt angenehmer. Und gleichzeitig wird bei Starkregen ein Teil des Wassers in der Fläche gehalten und führt nicht sofort zum Überfließen von Abwasserkanälen. Renaturierung von Fließgewässern, Versickerungsmulden in Grünflächen, Entsiegelung von versiegelten Flächen und Zisternen für das Regenwasser vom Dach können für Entlastung sorgen. Aber auch Fassaden- und Dachbegrünungen sind Bausteine für klimastabile Siedlungen oder Gewerbeflächen. Auch dazu hält das HLNUG eine breite Palette an Angeboten bereit, vom Online-Tool zu klimaresilientem Stadtgrün samt Ausstellung mit Klimabaumpfand und Themengarten Bauwerksbegrünung auf der Landesgartenschau bis hin zur Broschüre über klimaangepasste Gewerbegebiete.

Boden im Klimawandel – Risiko Erosion

Bei Starkregen kann auf unbedeckten Ackerflächen fruchtbares Bodenmaterial durch Erosion abgetragen werden. Infolge zahlreicher Starkregen waren viele Regionen in Hessen dieses Jahr schon von Erosion betroffen. Teilweise kam es dabei auch zu größeren Schäden abseits der eigentlichen Erosionsflächen. „Schlammlawinen“ flossen durch Ortschaften, Gräben wurden verstopft und Straßen verschlämmt. Und auch die Böden auf betroffenen Flächen wurden mitunter erheblich geschädigt. Böden erfüllen eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen. Aufgrund eines steigenden Starkregenrisikos im Zuge des Klimawandels ist der Schutz der Böden gegen Erosion daher eine wichtige Aufgabe, um diese Funktionen auch nachhaltig zu sichern. Eine ganzjährige Bodenbedeckung durch Pflanzen(reste) kann die Energie von Starkregen auf den Boden abmildern oder Grünstreifen können abfließendes Wasser abbremsen. Dies sind Beispiele für mögliche Erosionsschutzmaßnahmen. Solche Maßnahmen sind für jede Fläche individuell anzupassen. Das HLNUG bietet Beratung bei Fragen von Bodenerosion und stellt zur Übersicht der Erosionsgefahr den Bodenerosionsatlas Hessen bereit. Er kann als Planungsgrundlage für Schutzmaßnahmen dienen. Seit diesem Jahr liegt eine neue Auflage des Erosionsatlas vor, in der unter anderem die Gefährdungsbeurteilung des Niederschlags komplett überarbeitet wurde.


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