Schon jetzt im August verlässt uns der derzeit amtierende Jahresvogel aber schon und fliegt in sein Winterquartier nach Afrika ab. "Es ist ganz wichtig, sich auch nach dem Abflug des Braunkehlchens für den Schutz des gefährdeten Wiesenvogels und seines Lebensraums einzusetzen. Selbst wenn wir in Hessen derzeit etwa 300 Brutpaare zählen, sind seine Bestände durch intensive Landnutzung und die fortschreitende Klimaerwärmung stark bedroht“, erklärt der NABU-Landesvorsitzende Maik Sommerhage.

Wer Glück hat, kann den Vogel des Jahres jetzt noch in kleinen Trupps beobachten, die aus Hessen abfliegen oder bei uns Rast auf dem weiten Weg nach Afrika machen. "Braunkehlchen ziehen zwar hauptsächlich in der Nacht, aber am Tag suchen sie meistens in kleineren Trupps auf abgeernteten Feldern und Wiesen nach Nahrung. Wo immer sie schnell und ausreichend Insekten und Beeren finden, können sie ihre Fettreserven rasch für die lange Reise in den Süden auffrischen", so der Ornithologe Sommerhage. Bei der Rast sind sie am einfachsten auf erhöhten Ansitzwarten wie Weidepfosten, Pflanzenstengeln oder Gebüschen zu beobachten. Nach der Ankunft in Afrika suchen Braunkehlchen jedes Jahr denselben Überwinterungsort auf. Ihre Quartiere liegen nördlich des Äquators vom Senegal bis nach Kenia in strukturarmen Savannenbiotopen. Im April des kommenden Jahres ist das Braunkehlchen dann wieder in Hessen zu sehen.

Bedrohung durch Kürzung der Naturschutzförderung

Besonders bedroht ist das Braunkehlchen, weil sein Lebensraum zunehmend verschwindet. Der kleine Singvogel braucht extensiv genutzte Grünflächen mit einzelnen Stauden oder Pfählen, die ihm als Ansitzwarte bei der Jagd nach Insekten dienen. "Ein intensiver Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sowie eine zu häufige und zu frühe Mahd rauben dem Braunkehlchen Nahrung und sichere Brutplätze", erläutert Sommerhage. Deshalb ist der NABU Hessen über die geplanten Kürzungen der Bundesregierung bei der Förderung des Naturschutzes in der Feldflur bestürzt. „Für Hessen wären das etwa 20 Millionen Euro weniger, die für freiwillige Maßnahmen im Artenschutz zur Verfügung stünden“, so Sommerhage. Auf diese freiwilligen Maßnahmen, die Bauern über das hessische HALM-Programm beantragen können, ist der Schutz des Braunkehlchens und vieler anderer Wiesenvögel dringend angewiesen. „Die Landesregierung sollte sich in Berlin stark dafür machen, nicht bei der Naturschutzförderung im Agrarbereich zu kürzen“, fordert Sommerhage Hessens Umweltministerin Priska Hinz zum Handeln auf. Mit den Geldern werden in Hessen z.B. mehrjährige Altgrasstreifen und ein späterer Mahdtermin gefördert. Beides sind wichtige Maßnahmen zum Schutz des Braunkehlchens.

Das Braunkehlchen in Hessen

In den 1950iger Jahren gab es in Hessen über 1.000 Brutpaare in allen Landesteilen, heute sind es nur noch 300, die zumeist im höheren Bergland zu finden sind. Größere Bestände kommen in den Landkreisen Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Vogelsberg vor. Die meisten Braunkehlchen lassen sich mit 230 Revieren im Lahn-Dill-Bergland finden, in Marburg-Biedenkopf sind es etwa 30. Eine aktuelle Zählung im Vogelsberg kam auf 30 Paare mit insgesamt 41 Jungvögeln. Im Landkreis Waldeck-Frankenberg sind noch 5 Paare zu Hause. In Schutzgebieten der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe brüten derzeit 12 Paare. Der NABU Hessen begrüßt es, dass die Staatliche Vogelschutzwarte ein mehrjähriges Programm zur Erforschung des Braunkehlchens aufgelegt hat. Damit soll herausgefunden werden, warum manche geeignete Gebiete vom Braunkehlchen besiedelt werden und andere mit ähnlichen Landschaftsstrukturen nicht.

Wer wird der Nachfolger des Braunkehlchens?

Die öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres 2024 startet am 1. September 2023. Auch in diesem Jahr werden wieder fünf – aktuell noch geheime – Kandidaten zur Auswahl stehen, die jeweils für ein Naturschutzthema stehen, das dringend Aufmerksamkeit benötigt. Mehr Infos zur Mitmachwahl gibt es unter: www.vogel-des-jahres.de


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