"Besonders beliebt ist das Geschäftsmodell, Arztpraxen zu Höchstpreisen zu erwerben, diese anschließend in ein sogenanntes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) einzugliedern und das Gesamtgebilde am Ende gewinnverbringend weiter zu veräußern. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es in Hessen 331 MVZ. Wie viele davon sich in Besitz von Privatinvestoren befinden, lässt sich allerdings nicht ermitteln. Hier ist dringend mehr Transparenz geboten“, sagt Paul Weimann, der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen: „Deshalb fordern wir von der künftigen Landesregierung, ein öffentlich zugängliches Register zu führen, in dem die Betreiber und Träger aller MVZ in Hessen genau verzeichnet sind.“

Kritiker der Privatisierungswelle befürchten zudem, dass das Gewinnstreben in der medizinischen Versorgung zu einer Konzentration auf finanziell attraktive Behandlungen führt. War die ursprüngliche Idee zu den MVZ, Ärzte der verschiedenen Fachrichtungen unter einem Dach zu versammeln, um eine gemeinsame Adresse und ambulante Anlaufstelle für vielfältige Erkrankungen zu schaffen, finden sich unter den investorgeführten Zentren (iMVZ) mittlerweile viele, in denen ausschließlich Zahn-, Augen- oder Röntgenärzte arbeiten, weil sich in diesen Disziplinen mehr Geld verdienen lässt als in anderen medizinischen Fachrichtungen. In Studien konnte außerdem nachgewiesen werden, dass investorgeführte MVZ im Schnitt etwa zehn Prozent höhere Umsätze mit den Kassen abrechnen als Einzelpraxen – bei einer vergleichbaren Zahl der behandelten Fälle. Bestätigt wird dies durch Medienberichte, in denen Ärztinnen und Ärzte schildern, dass sie sich als Angestellte in iMVZ einem Rendite-Druck ausgesetzt fühlten und deshalb schon Behandlungen vorgenommen hätten, ohne dass sie diese für medizinisch notwendig hielten.


Die Hoffnung, durch MVZ lasse sich der Ärztemangel auf dem Land beheben, hat sich ebenfalls nicht erfüllt. Denn insbesondere investorgeführte MVZ werden vorzugsweise in Großstädten und dichtbesiedelten Regionen eröffnet, also dort, wo mehr gutverdienende Patientinnen und Patienten anzutreffen sind. Der VdK fordert daher, den Vorstoß der Privatwirtschaft in das hessische Gesundheitssystem zu bremsen und stattdessen die rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten von Kommunen zu stärken, MVZ in eigener Trägerschaft zu führen. „Das Patientenwohl muss stets an erster Stelle stehen“, sagt der VdK-Landesvorsitzende: „Gesundheit ist ein hohes Gut und darf nicht finanziellen Interessen nachgeordnet werden.“


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