Die steigenden Miet- und Nebenkosten treffen Auszubildende und Studierende besonders hart: „Von der eigenen Ausbildungsvergütung eine Wohnung oder ein WG-Zimmer auf dem freien Wohnungsmarkt mieten? Für Azubis mittlerweile unbezahlbar!“, sagte Martin Bauer (Jugendbildungsreferent).
Bundesweit kostete ein WG-Zimmer in einer deutschen Hochschulstadt laut einer Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts zuletzt durchschnittlich 479 Euro. Demgegenüber liegt die gesetzliche Mindestvergütung für diejenigen Auszubildenden, die in den kommenden Wochen ihre Ausbildung beginnen werden, bei nur 649 Euro brutto. „Selbst wer zusätzlich Ausbildungsbeihilfe bekommt, kann sich damit kaum eigenen Wohnraum leisten. Die Folge der hohen Mietpreise: Junge Menschen schrecken vor der Aufnahme einer Ausbildung oder eines Studiums in Städten wie Hanau, Offenbach, Friedberg oder Fulda zurück, wenn sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Viele werden es sich in so einer Situation zweimal überlegen, ob sie ihre vereinbarte Ausbildung überhaupt beginnen werden. Gerade in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels können wir uns solche Zustände nicht leisten“, sagte Bauer.
Laut der Studie „Junges Wohnen in Hessen“ welche das Pestel-Institut und die DGB-Jugend Hessen-Thüringen im vergangenen Jahr vorgestellt haben, kann davon ausgegangen werden, dass die aktuelle Wohnungssituation zu einem wachsenden Hemmnis bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen wird. „Wir gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der hessischen Auszubildenden zu ihrem Ausbildungsort in eine kreisfreie Stadt pendeln. Diese erzwungene Mobilität kostet die Auszubildenden Zeit und Geld. Pendeln ist eine Ausbildungsbremse“, stellt Bauer heraus.
Die Gewerkschaftsjugend fordert deshalb den verstärkten Ausbau von Auszubildendenwohnheimen: „Bund, Länder und Kommunen sind gefragt, dem Mietenwahnsinn schnellstmöglich den Riegel vorzuschieben und jungen Menschen neu geschaffene Wohnheimplätze anzubieten“, betont Bauer. Wichtig sei dabei, dass Auszubildende und Studierende vom Förderprogramm Junges Wohnen gleichermaßen profitieren würden. In dem 2023 neu aufgelegten Programm stellt der Bund den Ländern 500 Millionen Euro Fördergelder bereit. Doch Auszubildende profitieren davon viel zu wenig. Anders als Studierenden fehlen ihnen vielerorts Strukturen, die neue Wohnheime planen und realisieren. Das muss sich ändern, fordert die DGB-Jugend:
„Dort, wo sich aktuell keine Träger für Azubi-Wohnheime finden, müssen die Kommunen einspringen und selbst bauen. Das Gemeinschaftsprojekt AzubiWerk München e.V. der Landeshauptstadt München, des Kreisjugendrings und der DGB-Jugend zeigt, dass guter und günstiger Wohnraum für Auszubildende kommunal geschaffen werden kann. Südosthessen, das wollen wir hier endlich auch!“, stellt Martin Bauer klar. Um schnell mehr bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende zu schaffen, ist laut Bauer die Gründung eines Landes-Auszubildendenwerks, wie es der DGB Hessen-Thüringen fordert, dringend erforderlich: „Das Landes-Auszubildendenwerks soll die Trägerschaft von Wohnheimen, dort, wo kein kommunales Azubiwerk existiert, übernehmen. Die Finanzierung soll durch Landesmittel und Arbeitgeberbeiträge erfolgen. Ein Landes-Auszubildendenwerk trägt so zur Sicherung und Gewinnung dringend benötigter Fachkräfte bei.“
Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de