Um ansprechende Leistungen entsprechend zu würdigen, ist es eigentlich nie zu spät. Diese Maxime galt jetzt auch für eine Reihe von Gesellen der Elektro- und Informationstechnik-Innung Main-Kinzig, die schon im vergangenen Jahr ihre Ausbildung beendet und ihre Zeugnisse zugesandt bekommen hatten. Wegen der Corona-Pandemie musste damals jedoch die traditionelle Freisprechungsfeier ausfallen.
Doch unter den Tisch fallen lassen wollte man die Ehrung auf keinen Fall, wie der Obermeister Walter Ebert jetzt bei der Freisprechungsfeier auf der Ronneburg betonte. Und so wurden diesmal gleich die Absolventen von drei Prüfungsrunden ins Gesellenleben verabschiedet. Von den 83 jungen Auszubildenden, die sich für die beiden Sommerprüfungen 2020 und 2021 sowie die Winterprüfung 2020/21 angemeldet hatten, bestanden 65 die Prüfung. Das entspricht einer Erfolgsquote von 78 Prozent, die nicht nur den Obermeister zufrieden stimmte. Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte die Branche mit einer Durchfallquote von nahezu 50 Prozent für Schlagzeilen gesorgt. „Wir liegen jetzt wieder im Mittel“, sagte Obermeister Ebert, und man konnte förmlich die Erleichterung heraushören, die in seinen Worten mitschwang. „Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich die Pandemie nicht negativ auf die Ergebnisse ausgewirkt“, freute sich der Obermeister.
Und auch die weiteren Gratulanten des Abends zeigten sich angetan ob der guten Leistungen der Elektrobranche, in der die Anforderungen an die jungen Menschen in Zeiten von Smart Home und Energiewende so zunehmen wie in kaum einem anderen Handwerkszweig. Fast alle Gastredner betonten die Bedeutung des Elektrohandwerks für die Wirtschaft, aber auch für die Gesellschaft. Unter anderem übermittelten der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll, Landrat Thorsten Stolz (SPD) und die CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert, Glückwünsche. Und auch die ehrenamtliche Stadträtin und ehemalige Berufsschulleiterin Claudia Borowski würdigte die Ergebnisse der frischgebackenen Gesellen.
Drei von ihnen ragten mit ganz besonderen Leistungen heraus. Laurenz Buck von der Firma eltrotec GmbH aus Rodenbach, die mit neun Azubis zu den fleißigsten Ausbildern der Innung gehört, erreichte bei seiner Prüfung 94,9 Punkte und damit eine „Eins“ – eine Note, die in der anspruchsvollen Prüfung nur ganz selten vergeben wird. Jeweils „Zwei plus“ stand bei Patrick Kern vom Ausbildungsbetrieb Gerth Elektro GmbH in Hanau sowie Jens Eckert vom Ausbildungsbetrieb Elektro Knaak GmbH & Co. KG in Hanau auf dem Prüfungszeugnis. Beide erreichten mehr als 91 Prozent. Die drei besten Lehrlinge bekamen außer ihren Prüfungszeugnissen und Gesellenbriefen auch noch Geschenke überreicht. Wie jedes Jahr nutzte Obermeister Walter Ebert die Freisprechungsfeier der Branche auch für seine ganz persönliche Bestandsaufnahme mit Blick auf das Handwerk. Bis auf die Friseure, die als personennahe Dienstleister schwere Zeiten hinter sich hätten, habe das Handwerk die Pandemie gut überstanden, so Ebert. „Manchmal mit erhöhtem Aufwand, aber es wurde gearbeitet. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, warum wir in der Gesellschaft nicht so besonders wahrgenommen und wertgeschätzt werden“, sagt er. Im Handwerk schreie und krakele man nicht. „Auch fallen wir nicht auf wie die Lokführer, die wegen ihrer eigenen engen und politischen Ziele ein ganzes Land in Sippenhaft nehmen“, sparte Ebert nicht mit Kritik. Der Obermeister bezeichnete die Handwerker als die „Ameisen im Wirtschaftsgefüge“, die so manche Charte durch eine höhere Leistungsdichte und Überstunden auswetzten. Positiv stimmte ihn zudem ein Plus von 13,1 Prozent bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Dennoch: Noch immer gebe es rund 30 000 Lehrstellen, die darauf warteten, besetzt zu werden. „Der Azubimangel bedroht generell unsere Zukunftsfähigkeit. Nur mit genügend Fachkräften können der Infrastrukturausbau, Klimaschutz, die Energie- und Mobilitätswende gelingen, können wir die tägliche Versorgung sicherstellen“, mahnte der Obermeister. Mit 76 neuen Auszubildenden in der Innung stünden die Elektriker im Vergleich zu anderen Gewerken jedoch noch sehr gut dar, wenngleich nur noch jeder dritte Betrieb ausbilde. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung sprach sich Ebert für eine Ausbildungsumlage aus, die alle Betriebe in die Verantwortung nehme. „Wenn alle zahlen müssen, sind die Lasten gleichmäßiger verteilt und es würde so manchen dazu bewegen ebenfalls auszubilden.“
Vor der anstehenden Bundestagswahl sparte der Obermeister auch nicht mit Kritik an der Politik in Berlin und unterstellte so manch einem Protagonisten auf der bundespolitischen Bühne Blauäugigkeit, was die Energiewende betrifft. „Strom ist die verderblichste Handelsware der Welt. Im selben Moment, in der der Strom erzeugt wird, muss er auch verbraucht werden.“ Erzeugungsüberschüsse können nach Ansicht Eberts nicht gespeichert werden. Solche Speicher mit einer gigantischen Speicherkapazität stünden in Deutschland weder jetzt noch in absehbarer Zukunft zur Verfügung. Auch wenn der Anteil der erneuerbaren Energie beachtliche Ausmaße angenommen habe, so ist eine Vollversorgung nach Meinung des Obermeisters nicht gewährleistet. „Je mehr konventionelle Stromerzeuger abgeschaltet werden, desto wahrscheinlicher ist der Blackout, der totale Stromausfall in Deutschland.“ Eine Energiewende, in der man in Deutschland alle konventionellen Erzeuger abschalte und die „Lücke“ durch Zukauf von Atomstrom oder Kohlestrom aus dem Ausland fülle, nannte Ebert „verlogen“.
Sommergesellenprüfung 2020: Zamir Ahmad Ahmadi, Hanau (Elektro Knaak GmbH & Co. KG, Hanau); Duraid Al-Saadi, Bad Orb (LORENZ ENGERGIE GmbH, Gründau); Onur Aydin, Hanau (Stephan Schmidt, Bruchköbel); Alexander Bauer, Erlensee (Werner Centner e. K., Hanau); Christian Bernhard, Heusweiler (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Christian Bos, Hanau (Werner Centner e. K., Hanau); Valentin Dehmer, Gründau (Gottfried Dehmer, Gründau); Fabian Gelen, Gelnhausen (ELEKTRO KLEIN AG, Biebergemünd); Benjamin Gies, Altenstadt (Markus Busch, Hammersbach); Daniel Bruno Grossmann, Nidderau (HRT GmbH, Schöneck); Josef Gudera, Biebergemünd (Günter Rieger, Biebergemünd); Steffen Heberer, Sinntal (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Kevin Daniel Herbert, Nidderau (R + S solutions GmbH, Hanau); Patrick Kern, Erlensee (Gerth Elektro GmbH; Hanau); Kadir Koc, Gelnhausen (Elektro-Dotzauer GmbH, Gelnhausen); Maurice Kohut, Nidderau (Ernst Pemsel Steuerungsbau GmbH, Bruchköbel); Atilla Külcü, Erlensee (Stephan Schmidt, Bruchköbel); Dennis Mikolajek, Steinau (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Omid Qurbani, Hanau (Elektro Blum GmbH & Co. KG, Hanau); Mark Ruth, Gründau (LORENZ ENGERGIE GmbH, Gründau); Daniel Seybold, Linsengericht (Elektro-Jung GmbH, Gründau); Dominik Spinnler, Brachttal (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Florian Suffner, Maintal (Ernst Pemsel Steuerungsbau GmbH, Bruchköbel)
Wintergesellenprüfung 2020/21: Kevin Alder, Maintal (Ernst Pemsel Steuerungsbau GmbH, Bruchköbel); Marvin Andres, Krombach (Elektrotechnik Neis GmbH, Linsengericht); Tyron Asante, Kahl am Main (Werner Centner e. K., Hanau); Martin Disseldorp, Rodenbach (Fortbildungsakademie der Wirtschaft, Hanau); Ogulcan Erbasaran, Wächtersbach (Elektro Lehnhoff, Wächtersbach); Silvio Heiber; Maintal (Elektroanlagen- und Steuerungsbau Schleucher GmbH, Neuberg); Julius Valentin Helbig, Schöneck (SWE Sicherheits- u. Elektrotechnik GmbH, Nidderau); Ksenija Isakova, Maintal (Mesa Mess- u. Steuerungsanlagen GmbH, Maintal); Murat Karatas, Wächtersbach (Muhammad Tungüc, Großkrotzenburg); Christian Kloss, Langenselbold (eltrotec GmbH, Rodenbach); Jan Krimm, Biebergemünd (Christoph Ickes, Biebergemünd); Marc Matz, Gelnhausen (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Stefan Filipe Nogueira Martins, Wiesbaden (Mesa Mess- u. Steuerungsanlagen GmbH, Maintal); Ivan Orlovic, Offenbach am Main (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Björn Reichart, Hainburg (Elektro Knaak GmbH & Co. KG, Hanau); Anton Schleiffer, Bruchköbel (Elektroanlagen- und Steuerungsbau Schleucher GmbH, Neuberg); Ole Einar Schröder, Bruchköbel (Elektrobau Kraft GmbH & Co. KG, Bruchköbel); Yusuf Sonkaya, Gelnhausen (LORENZ ENGERGIE GmbH, Gründau); Kevin Steinberger, Freigericht (Elektrotechnik Neis GmbH, Linsengericht); Daniel Tropp, Schöneck (MeTec Steuerungsanlagen GmbH, Hanau); Emircan Türkmen, Brachttal (Harald Karges, Ronneburg); Ömer Ünlü, Wächtersbach (Elektro Lehnhoff, Wächtersbach); Athanasios Vassiliadis, Maintal (Mesa Mess- u. Steuerungsanlagen GmbH, Maintal); Fabian Vonrhein, Gelnhausen (Elektrotechnik Neis GmbH, Linsengericht); Ramon Wilmschen, Gründau (Jürgen Anzinger GmbH & Co. KG, Gründau)
Sommergesellenprüfung 2021: Max Adis, Frankfurt am Main (Ernst Pemsel Steuerungsbau GmbH, Bruchköbel); Andinet Alemu Belay, Bruchköbel (Gerth Elektro GmbH, Hanau); Niclas Marvin Börner, Freigericht (Elektroteam Kotterba GmbH, Langenselbold); Joshua Bowyer, Neuberg (Elektroanlagen- und Steuerungsbau Schleucher GmbH, Neuberg); Laurenz Buck, Bad Soden-Salmünster (eletrotec GmbH, Rodenbach); Sebastian Diehl, Wöllstadt (SWE Sicherheits- u. Elektrotechnik GmbH, Nidderau); Jens Eckert, Hanau (Elektro Knaak GmbH & Co. KG, Hanau); Mokhtar Heidari, Hanau (Elektro Essel GmbH & Co. KG, Bad Soden-Salmünster); Marc Henkmann, Maintal (Rohr ElektroKom GmbH, Gelnhausen); Niclas Jacob, Ronneburg (Harald Karges, Ronneburg); Leon Leist, Schöneck (Ralph Schwaderer, Schöneck); Artur Malikov, Hanau (KRAFT ELEKTROSYSTEME GmbH, Hanau); Dominic Rauch, Ronneburg (Markus Busch, Hammersbach); Ahmet Ürüc, Bruchköbel (Stephan Schmidt, Bruchköbel); Shawn-Patrick Wanchik, Langenselbold (Elektrotechnik Neis GmbH, Linsengericht)
Foto (von links): Klaus Behlke (Berufsschullehrer), Jens Eckert (3. Platz), Laurenz Buck (1. Platz), Patrick Kern (2. Platz) und Walter Ebert (Obermeister). Quelle: Elektro-Innung Main-Kinzig