Neue Japan-Abteilung im Puppen- und Spielzeugmuseum

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Das Hessische Puppen- und Spielzeugmuseum in Hanau-Wilhelmsbad zeigt ab 4. Juli 2021 seine neu eingerichtete Japan-Abteilung.



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Faszinierende Geschichten und kostbares Kunsthandwerk werden genauso erklärt wie die unterschiedlichen Arten von folkloristischen Puppen und traditionellem Spielzeug. Auch modernes japanisches Spielzeug und die weltweiten Bezüge in der Verwendung von Puppen als Botschafter:innen länderspezifischer Bräuche sind zu entdecken. Die Eröffnung steht auch im Zeichen des 160. Jubiläums der deutsch-japanischen Freundschaft sowie von 20 Jahren Städtepartnerschaft zwischen Tottori in Japan und Hanau und wird in Kooperation mit der Stadt Hanau, dem japanischen Generalkonsulat Frankfurt am Main und den Freundschaftsvereinen begangen.

Die Wurzeln der Freundschaft zwischen Tottori in Japan und Hanau liegen in der 100-Jahr-Feier der Stadt Tottori im Jahre 1989. Der damalige Oberbürgermeister von Tottori, Masaru Nishio, initiierte eine Ausstellung zum Thema „Völkerfreundschaft durch Spielzeug“. Tomizu Kitauchi entwarf ein Konzept, das Ausstellungen und Aktivitäten aus allen Erdteilen holte, darunter auch historisches Spielzeug aus Europa aus dem Hessischen Puppenmuseum in Hanau-Wilhelmsbad. Gertrud Rosemann, Sammlerin und Gründerin des Museums (seit 1983) fuhr selbst nach Japan, um die ausgeliehenen Objekte auszustellen und zu erklären. Ihre große Leidenschaft für die in allen Kulturen und Zeiten vorhandenen Abbilder des Menschen wurde in Japan ganz besonders befördert und verstärkte den im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum bis heute wichtigen Sammlungsschwerpunkt Japan.

Die Ausstellung in Tottori hatte 1989 in drei Wochen 608.800 Besucher:innen. Der große Erfolg führte in Tottori 1995 zur Gründung eines internationalen Spielzeugmuseums, des Warabekan, und brachte dem Hessischen Puppenmuseum ein großes Geschenk: das Modell „Leben in Tottori 1889“ von Chieko Yamamoto und ihrem Komadorikai (Rotkehlchen-Werkkreis von Frauen, die sich der Papierkunst widmeten). Aus der Ausstellung erwuchs eine Partnerschaft zwischen den beiden Museen (seit 1995), zwischen Kindergärten, Schulen und Service-Clubs sowie schließlich zwischen den beiden Städten selbst (seit 2001). Eine Partnerschaft, die auch von den beiden Partnerschaftsvereinen in Tottori und Hanau (seit 2005) durch lebendigen Austausch, Veranstaltungen und Besuche getragen wird. So wurde aus dem Thema der 100-Jahr-Ausstellung „Völkerfreundschaft durch Spielzeug“ Realität. Die beiden Städte wie die Museen sind immer noch partnerschaftlich verbunden, tauschen jährlich Geschenke aus und pflegen eine lebendige Freundschaft.

Spielzeug und Brauchtum

Japan verfügt über eine große Vielfalt an folkloristischen Spielzeugen. Jede Region hat dabei ihre eigenen Traditionen. Von den Kokeshi (Holzkegelpuppen) des waldreichen Nordens, über die Tako (Winddrachen) der mittleren Präfekturen bis zu den einfachen Holz-Schiebetieren des Südens. Durch die späte Öffnung zum Westen ab etwa 1868 wurden lange die alten Traditionen und kunsthandwerklichen Fähigkeiten gepflegt. So konnten sich auch in der Phase der Industrialisierung ab Ende des 19. Jahrhunderts in den noch stark agrarisch geprägten Regionen viele folkloristische Spielsachen lange Zeit erhalten. Hinzu kam, dass viele Gegenstände eine doppelte Funktion innehatten: Sie waren zugleich etwas zum Spielen und Teil einer kulturellen Tradition oder eines religiösen Brauchs. Beispiele hierfür sind der Tako. Er diente einerseits der puren Freude der Kinder und andererseits wurde seit dem 16. Jahrhundert ein Wettbewerb, das Tako-Matsuri ausgetragen. Nicht zuletzt sind Tako auch Teil der zahlreichen Neujahrsbräuche für Jungen. Genau wie Hagoita (Neujahrsschläger), mit denen die Mädchen an Neujahr zum Teil bis heute noch ein Federballähnliches Spiel spielen.

So finden sich diverse weitere Beispiele für traditionelle Spielzeuge, die aufgrund ihrer kunstfertigen traditionellen Herstellung heute vor allem Sammlerstücke oder klassische Mitbringsel darstellen. Die japanischen Kinder von heute spielen nur noch wenig mit diesen Dingen, auch sie sind im Zeitalter von Plastik- und Elektronikspielzeug angekommen. Dennoch kennen noch viele Japaner:innen viele traditionelle Spielzeuge, weil sie nicht zuletzt über ihre symbolhafte Bedeutung bis heute ikonografisch in den Traditionen verortet sind. So spielen Kinder wohl nicht mehr viel mit den schlichten Holzkegelpuppen, Kokeshi genannt, aber im Wohnzimmer der meisten Familien findet sich ganz bestimmt noch das ein oder andere Exemplar.

Es gibt also viel Neues zu entdecken, nun da die Türen sich wieder öffnen dürfen. Neben der neuen Japan-Abteilung gilt es auch noch zwei wunderbare Sonderausstellungen zu Eisenbahnen und Feuerwehren zu erforschen, denn sie durften noch gar nicht richtig gesehen werden – und so wünscht das Museum allen: bleiben Sie gesund und neugierig und kommen Sie uns besuchen!

Programm am Eröffnungstag
Öffnung des Museums am 4. Juli 2021 ab 12 Uhr!
12 Uhr Origami-Workshop mit dem japanischen Generalkonsulat Frankfurt
13 Uhr Origami-Workshop mit dem japanischen Generalkonsulat Frankfurt
14 Uhr Kalligraphie-Workshop mit dem japanischen Generalkonsulat Frankfurt
15 Uhr Kalligraphie -Workshop mit dem japanischen Generalkonsulat Frankfurt

Foto: Japanischer Tako – Winddrachen/HPuSM.


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