Die gelernte Silberschmiedin hat sich dem funktionalen Gerät verschrieben, ihre besondere Vorliebe gilt Pfeffer- und Salzmühlen. Diese klassischen Arbeitsgeräte verwandelt sie in vielfältige, technisch perfekt umgesetzte Kunstobjekte, die funktionieren, aber von der Brauchbarkeit als einzigem Daseinszweck befreit sind. Die Bandbreite der Exponate reicht vom kleinen Tischgerät bis zur großen Pfeffermühle, die sich nur zu zweit bedienen lässt.

Für ihre Werkgruppe „PfefferMarsch“ verwendete die Künstlerin Armaturen des 19. und 20. Jahrhunderts. Die im 3-D-Druck realisierte Reihe „DOLORES“ fällt durch außergewöhnliches Ornament und Farbigkeit auf. Jedes Objekt dieser Reihe ist ein Unikat, die Mühlen werden zu malerischen Bildträgern, die sich durch große Vielfalt auszeichnen. „Unicorn“ ist dafür gedacht, nur ein einziges Pfefferkorn zu mahlen und erinnert so an die einstige Kostbarkeit des Gewürzes. Die betont technoide Ausstrahlung der Mühlen „Pfifferlinge“ lässt an kleine Flugkörper oder Maschinenteile denken. Enders betont, dass sie „in ihrer künstlerischen Praxis (...) einen besonderen Fokus auf die kommunikative Interaktion beim Essen und Trinken“ legt. Ihre Arbeiten sieht sie als „handlungsbezogene Objekte“ die durch ihre Funktion oder Dysfunktion scheinbar bekannte Handlungsabläufe hinterfragen und neue anbieten. Dabei experimentiert sie mit neuen Werkstoffen und Techniken.

Im Sommer 2021 leitete die Künstlerin als 9. Hanauer Stadtgoldschmiedin einen siebentägigen Workshop mit Schülerinnen und Schülern der Staatlichen Zeichenakademie, im Spätjahr 2022 arbeitete sie in den Werkstätten der Staatlichen Zeichenakademie, wo sie besondere Arbeitsmöglichkeiten vorfand, die ihr das spielerische Erweitern des Silberschmiedens erlaubten. An der Zeichenakademie schuf Enders unter anderem die aus Kupfer und Silber gefertigte Serie „Scheiben“. Kupfer und Silber lässt sich nur schwer in eine Symbiose bringen; was leicht und selbstverständlich erscheint, entstand in einem Prozess des Experimentierens, mitunter auch des „trial and error“.

Isabelle Enders – ­Werkschau
13. Juli bis 15. Oktober 2023
im Silbersaal des Deutschen Goldschmiedehauses Hanau

Vita

Isabelle Enders (*1979 in Miltenberg) studierte Freie Kunst/Gold- und Silberschmieden und Kunst und öffentlicher Raum an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, an der sie heute eine der künstlerischen Studienwerkstätten leitet. Hier forscht sie an neuen (Material-) Ästhetiken, die durch das Zusammendenken von tradierten Techniken und neuen Technologien entstehen. Nach ihrer Ausbildung zur Silberschmiedin an der Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren-Neugablonz beschäftigte sich Isabelle Enders mit der Restaurierung von Kirchengerät und der Fertigung von silbernem Tafelgerät. Es folgte ein Studium in der Klasse für freie Kunst/Gold- und Silberschmiedekunst sowie ein Aufbaustudiengang Kunst und öffentlicher Raum an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seit 2015 arbeitet Isabelle Enders als freischaffende Künstlerin und Lehrbeauftragte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seit 2010 ist die Künstlerin an nationalen und internationalen Ausstellungsprojekten beteiligt, 2020 stellte sie ihr Schaffen im Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten München vor. Für ihre ausgefallenen Ideen zum Thema Produktgestaltung wurde Isabelle Enders unter anderem mit dem Bayerischen Staatspreis (2013), dem Danner Preis (2014) und dem Grassipreis (2018) ausgezeichnet. Isabelle Enders beschäftigt sich auch mit großen Installationen und Projekten, wie etwa „Görlification“, eine Intervention im öffentlichen Raum.

Stadtgoldschmiedin/Stadtgoldschmied Hanau

Seit 2004 ernennt die Stadt Hanau alle zwei Jahre eine Stadtgoldschmiedin oder einen Stadtgoldschmied, die oder der für einige Wochen in Hanau an der Staatlichen Zeichenakademie arbeitet und einen Workshop für die dortigen Schülerinnen und Schüler abhält. Mit der Auslobung des Stadtgoldschmieds ist für die Ausgezeichneten eine Ausstellung im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau verbunden. Bisher waren vier Stadtgoldschmiede, Rudolf Bott, Jiro Kamata, Karl Fritsch und Sam Tho Duong, sowie fünf Stadtgoldschmiedinnen, Hilde De Decker, Vera Siemund, Tabea Reulecke, Silvia Weidenbach und Isabelle Enders, in der Brüder-Grimm-Stadt zu Gast. Der 10. Hanauer Stadtgoldschmied Alexander Blank aus München arbeitet vom 5. Juni bis 8. Juli 2023 in Hanau.

Die Auslobung der Stadtgoldschmiede ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Hanau, der Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. und der Staatlichen Zeichenakademie Hanau. Die Stadt stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung, die Organisation des Projektes und der Ausstellung obliegen der Gesellschaft für Goldschmiedekunst, die Staatliche Zeichenakademie stellt ihre Werkstätten zur Verfügung und bietet so der Stadtgoldschmiedin oder dem Stadtgoldschmied einen optimalen Arbeitsplatz. Eine von Fachleuten besetzte Jury wählt die Hanauer Stadtgoldschmiede aus


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