Insofern hatten die 183 Schülerinnen und Schüler des LOG bereits solide Vorkenntnisse, bevor am letzten Donnerstag das Hohenloher Figurentheater ins neue Stadthaus Bruchköbel kam, um dort mit einer Aufführung des »Faust« zu gastieren. Zur Aufführung gebracht wurde allerdings nicht das Goethesche Werk, sondern eine auf dem Volksbuch »Faust« und dem gleichnamigen Werk des englischen Dichters Christopher Marlowe beruhende Fassung. Die Ursprünge des Fauststoffes stammen aus dem 16. Jahrhundert. Und bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde die spannende und gruselige Geschichte des Doktor Faustus, der, um Macht und Reichtum, aber auch um mehr Wissen zu erlangen, seine Seele dem Teufel vermacht, auf Jahrmärkten aufgeführt. Eine dieser Versionen dürfte der junge Goethe, der bereits das Volksbuch aus der Bibliothek seines Vaters kannte, vermutlich als Student in Straßburg gesehen haben. Fest steht, dass der Fauststoff ihn immer wieder aufs Neue, im Grunde sein Leben lang, zu eigenen Werken inspirieren sollte.

Johanna und Harald Sperlich, die beiden Puppenspieler, die in einer hundertfünfzigjährigen Familientradition von Puppenspielern stehen, gaben zu Beginn der Nachmittagsvorstellung eine kleine Einführung, dann begann der Zauber. Wer sich unter „Puppenspiel“ ein harmloses Kindervergnügen vorgestellt hatte, wurde innerhalb von wenigen Augenblicken eines Besseren belehrt. Mindestens zehn Charaktere, repräsentiert durch handgefertigte, knapp 1 Meter große Stabpuppen aus geschnitztem Lindenholz, agierten vor wechselnden, meist düsteren, aber immer eindrucksvollen Kulissen. Dass nur zwei Personen nötig waren, um jeder Gestalt eine individuelle Stimme und Sprechweise zu verleihen, konnte man kaum glauben. Die Figuren agierten so ausdrucksstark, lebensecht und überraschend, dass das Publikum völlig in das Spiel eintauchte. Weil die Puppen ihre Gesichter nicht verändern können, mussten alle Stimmungen und Gefühle durch deutliche Gesten und Bewegungen der Puppen ausgedrückt werden, eine hohe Anforderung an die „Handwerkskunst“ der Puppenspieler. Als das Drama damit endete, dass Dr. Faust von einer riesigen roten Hand in die Hölle hinabgedrückt wurde, die sich zuvor mit einer gewaltigen Stichflamme geöffnet hatte, waren die Zuschauer so beeindruckt, dass es einige Sekunden brauchte, bevor sie in der Lage waren, mit dem Applaus zu beginnen.

Im Anschluss nahm das Ehepaar Sperlich sich die Zeit, jede Figur einmal kurz zu demonstrieren. Erst jetzt konnte man erkennen, dass tatsächlich alles „nur“ von diesen beiden live gesprochen und bewegt worden war. Zu bestaunen gab es den höllischen Fährmann Charon mit greisenhaft wackelndem Kopf, den Oberteufel Pluto, dessen fetter Bauch ebenfalls wackelt, wenn er in höhnisch dröhnendes Gelächter ausbricht, den dummschlau sächselnden Hilfsdiener Hans Wurscht, den pedantischen Diener von Faust namens Wagner, Faust selbst als alter und als junger Mann, den in mehreren fantastischen Erscheinungen auftretenden Mephisto, den hochnäsigen Fürsten von Parma, seine liebreizende, jedoch ebenfalls nur mittelgescheite Gemahlin sowie mehrere Unterteufel von höchst unterschiedlichem Temperament. 

Dass diese so lohnende und imposante Aufführung möglich wurde, verdankt das LOG den Hinweisen der Deutschlehrerin Silke Weug sowie der Stadt Bruchköbel, die den Großen Saal im neu gebauten Stadthaus kostenlos zur Verfügung stellte, so dass die gesamte Jahrgangsstufe 13 des LOG sowie alle Deutsch und Darstellendes Spiel unterrichtenden Kolleginnen in diesen besonderen Genuss kommen konnten.

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