Heute hier, morgen dort, ist ein Folksong von Hannes Wader. Er erschien erstmals 1972 auf seinem Album "7 Lieder". Die Melodie entstammt dem Song Indian Summer des US-amerikanischen Musikers Gary Bolstad. Der deutsche Text stammt von Hannes Wader. Ja, auch dieses Lied hat mich in meinen, nennen wir sie einmal „Sturm und Drangjahren", stets begleitet. Ich war schon immer etwas neugierig und habe gern' über den Tellerrand geschaut, wie man so sagt. Viel ansehen und viel mitnehmen an Eindrücken und Lebensgewohnheiten anderenorts. Diese schier unendliche Neugierde, wie lebt man in der Fremde und wie sind die Menschen dort, hat auch mich geprägt. Ich habe damals gesagt, eigentlich müssten alle jungen Menschen, ähnlich wie die Handwerksgesellinnen und -gesellen, Wanderjahre ableisten.
Der Begriff Wanderjahre, auch Wanderschaft, Walz, Tippelei, oder Gesellenwanderung, bezeichnet die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit, gemeint ist die „Freisprechung“. Sie war seit dem Spätmittelalter bis zur beginnenden Industrialisierung eine der Voraussetzungen der Zulassung zur Meisterprüfung. Die Gesellen sollten vor allem neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen sowie Lebenserfahrung sammeln. Das Letztere ist für mich das Wichtigste. Das über den Tellerrand schauen ist dabei aber nicht das Einzige, was Lebenserfahrung ausmacht. Viel wichtiger ist der Respekt vor der Andersartigkeit der anderen Menschen und die Akzeptanz, dass es außer der eigenen Ansicht noch andere Sichtweisen gibt. Das ist es, was einen Menschen ausmacht.
Neugierig bin ich immer noch, das werde ich wohl auch mein Lebtag bleiben, auch die Reiselust ist nach wie vor vorhanden. Was mich heute abschreckt, sind die Strapazen, die man auf sich nehmen muss, um seine Neugierde zu befriedigen. Ich denke da an eine Busreise durch die Türkei. Was hat das Land schöne Flecken und tolle Menschen. Geschichtsträchtiges ohne Ende. Oder an eine Skandinavien-Tour mit dem Auto durch Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland. Was für Eindrücke da nachhaltig noch heute vorhanden sind. Überall, egal, wo ich war, nette hilfsbereite Menschen und eine überwältigende vielfältige Natur. Ob in Portugal, Spanien, Frankreich oder Italien. Europa hat was zu bieten.
Das schönste Land für mich ist trotzdem Deutschland. Wir haben von allem etwas. Heute bereise ich vornehmlich Deutschland. Mit dem Fahrrad ist das leider vorbei, aber in Friesland an der Nordsee im Wattenmeer, das hat was für mich. Das ist jetzt meine Tankstelle für meine Seele. Ich wünsche Ihnen, dass sie auch so eine Tankstelle haben. „Manchmal träume ich schwer und dann denk ich es wär Zeit zu bleiben und nun was ganz andres zu tun. So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war.“ Ei Gude, wie!
Zum Autor
Er sei ein waschechter Neuenhaßlauer, sagt er von sich selbst. Helmut Müller (69) ist in Neuenhaßlau als 4. von 7 Kindern geboren und ein typisches Nachkriegskind dazu. Seine Mutter Hessin und evangelisch, sein Vater Sudetendeutscher und katholisch, aber kein Flüchtling, sondern Kriegsgefangener, der nicht in seine angestammte Heimat zurückkonnte. Er wächst in einem 4 Generationen Haus mit den Eltern, sechs Geschwistern, Oma und Opa sowie Onkel und der Großmutter auf. Der Spielplatz war die Straße. In der Volksschule, die er mit dem Hauptschulabschluss beendete, war deutsch seine erste Fremdsprache die er lernen musste. In späteren Jahren hat er seine mittlere Reife und das Fachabitur für Wirtschaft und Verwaltung nachgeholt und das Ganze als Diplom Verwaltungswirt (FH) abgeschlossen. Er war in etlichen Vereinen aktiv. Man könnte ihn getrost als „Vereinsmeier“ bezeichnen. Er hat dabei fast alle Positionen, die ein Vorstand hat, begleitet. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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