Fußball-Chef: Situation gemeinsam meistern

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Zur aktuellen Situation rund um den Spielbetrieb, den Verbandstag und weitere wissenswerte Themen äußert sich Stefan Reuß, der Präsident des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) im Gespräch mit Matthias Gast, HFV-Referent Öffentlichkeitsarbeit.



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Herr Reuß, mittlerweile ist der Spielbetrieb in ganz Deutschland bis hinauf zu den Profis der 1. Bundesliga ausgesetzt. Der Hessische Fußball-Verband präsentierte sich dabei als Vorreiter. Was war dafür ausschlaggebend?
Stephan Reuß: „Die Situation hat sich in der betreffenden Woche außergewöhnlich dynamisch entwickelt und veränderte sich ständig. Alle Institutionen, Bürgerinnen und Bürger waren dazu aufgerufen, ihren Beitrag dazu zu leisten, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und somit vor allem die älteren und gesundheitlich belasteten Mitbürgerinnen und Mitbürger so gut wie möglich zu schützen sowie damit die Aufrechterhaltung unseres Gesundheitssystems zu unterstützen. Daher hat sich der Hessische Fußball-Verband zu dieser drastischen Maßnahme entschieden, um konsequent im Sinne unserer gesellschaftlichen Verantwortung handeln. Dass sich viele Landesverbände und schließlich auch die DFL anschlossen und die weitere Entwicklung in unserem Land zeigt, dass das die einzig richtige Entscheidung war.“

Kann es sein, dass die Pause länger als bis 10. April dauert?
Stephan Reuß: "Wir müssen grundsätzlich über den 19. April sprechen, weil inzwischen die Landesregierung entsprechende Erlasse herausgegeben hat zu Veranstaltungsverboten und damit der 10. April überholt ist. Niemand von uns wurde jemals mit einer solchen Situation seit 1945 konfrontiert. Wir  können und wollen keine Prognosen abgeben, wie lange eine Unterbrechung des Spielbetriebes nötig sein wird. Aber wir müssen bereits jetzt davon ausgehen, dass die Partien auch nach dem 19. April nicht direkt anlaufen können. Daher würde ich lieber davon sprechen, dass wir den Spielbetrieb bis auf weiteres aussetzen."

Kann es sein, dass die Saison abgebrochen wird und was bedeutet das dann für Meisterschaft, Aufstieg und Abstieg?
Stephan Reuß: "Da wir wie erwähnt nicht prognostizieren können, wie lange die Aussetzung des Spielbetriebes dauern wird, müssen wir uns mit allen möglichen Szenarien beschäftigen. Diese reichen vom Worst-Case, also einem Abbruch der Runde bis zum in der jetzigen Situation bestmöglichen Fall der Wiederaufnahme der Spiele nach dem 19. April. Wir erarbeiten derzeit auch die rechtlichen Folgen aus einem Abbruch der Saison und stehen im engen Austausch mit den anderen Landesverbänden."

Die Vereine wurden aufgerufen, den Trainingsbetrieb in dieser Zeit auszusetzen. Werden Vereine, die trainieren, bestraft?
Stephan Reuß: "Als wir dazu vorsorglich aufgerufen haben, gab es noch kein Verbot für die Nutzung der Sportstätten. Dies liegt inzwischen mit der 4. Verordnung des Landes Hessen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vor."

Durch jedes wegfallende Heimspiel verlieren Vereine bares Geld, das am Ende in der Kasse fehlt. Was können Vereine tun, um ihre Existenz zu sichern?
Stephan Reuß: "Selbstverständlich beschäftigen wir uns bereits mit allen diesen Fragen, weil wir als Verband genauso betroffen sind. Wir sondieren hier Ansätze gemeinsam mit dem Landessportbund, dem Deutschen Fußball-Bund und den anderen Landesverbänden. Ebenso weiß ich, dass unser Sportministerium bereits in Gesprächen ist, um dem Amateursport ebenfalls zu helfen, was ich sehr begrüße."

Die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus sind enorm. Wie stellt sich das für den HFV dar?
Stephan Reuß: "Natürlich ist auch der Hessische Fußball-Verband wirtschaftlich von der Pandemie betroffen. Es geht dabei um die Ticket-Abgaben der Bundesligisten, die fehlenden Einnahmen des Sporthotels in Grünberg, Einnahmen durch Qualifizierungsmaßnahmen und nicht zuletzt um Marketingerlöse von Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Finaltag der Amateure, von dem wir auch nicht wissen, ob und wann dieser zustande kommt."

Wie stellt sich die Lage in Grünberg dar?
Stephan Reuß: "Das Sporthotel und die Sportschule Grünberg sind betroffen. Wir haben den Sportschulbetrieb längst eingestellt und der Hotelbetrieb wird am 23. März eingestellt. Das hat auch erhebliche Konsequenzen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir zu einem nicht unerheblichen Teil in Kurzarbeit schicken müssen. Ich bin unserem Betriebsrat und unserem Direktor Thomas Schmitt dankbar, die hier schnell und einvernehmlich reagiert haben."

Ist die Einweihung des neuen Stadions und die große Jubiläumsveranstaltung zu 50 Jahre Frauenfußball in Gefahr?
Stephan Reuß: "Bis dahin haben wir noch über viereinhalb Monate Zeit. Das lässt hoffen, dass wir diese Veranstaltung, auf die wir uns sehr freuen, auch planmäßig durchführen können. Aber auch in diesem Fall beschäftigen wir uns natürlich mit allen möglichen Szenarien. Wir müssen geduldig sein und die Entwicklung der nächsten Wochen und Monate abwarten."

Nach der Saison haben viele Spieler bereits ihren Urlaub gebucht. Was passiert, wenn wir zu eventuellen Nachholspielen keine Mannschaft mehr zusammen bekommen?
Stephan Reuß: "Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht einmal, ob die Spieler in den Urlaub fahren oder Fliegen können. Ich denke, dass wir bei jeder Lösung kleine Abstriche machen und aufeinander zugehen müssen. Uns ist durchaus bewusst, dass dies einige organisatorische Umstände mit sich bringen wird und wir bauen dabei auf das Verständnis unserer hessischen Fußball-Familie. Nur gemeinsam können wir diese Situation erfolgreich meistern.
Dass inzwischen die Uefa reagiert hat und die EURO 2020 auf 2021 verlegt hat, zeigt deutlich auf, dass wir ganz viele verschiedene Szenarien erarbeiten müssen und dabei vor allem auch Flexibilität gefordert ist."

Bleibt die Zeitspanne der Wechselperiode gleich?
Stephan Reuß: "Auch das ist eine berechtigte Frage, die ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten kann."

In vielen Kreisen sind die Kreisfußballtage aufgrund der aktuellen Situation ausgefallen. Welche Auswirkungen hat das auf den Verbandstag?
Stephan Reuß: "Wir haben empfohlen, die Kreisfußballtage abzusagen. Das tut mir vor allem für die leid, die viel Zeit in die Vorbereitung und Organisation gesteckt haben. Zehn Kreisfußballtage wurden vorher durchgeführt, 22 stehen noch aus. Uns ist klar, dass der Verbandstag nicht am 6.Juni stattfinden wird. Wir planen ganz vorsichtig mit einem Szenario, diesen am 28. November durchzuführen. Wenn das nicht klappt, wird er erst im Jahr 2021 stattfinden. Bis dahin bleiben unsere Mitarbeiter alle im Amt, darum habe ich bereits gebeten und geworben. Außergewöhnliche Situationen erfordern eben außergewöhnliche Antworten."

Möchten Sie unseren Mitgliedern sonst noch etwas sagen?
Stephan Reuß: "Ich wünsche Ihnen allen: Bleiben sie gesund, damit wir uns hoffentlich bald wieder auf den hessischen Fußballfeldern begegnen können."


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