Von Mitte Mai bis zu den Sommerferien findet am Grimmelshausen-Gymnasium eine wissenschaftliche Untersuchung in Form eines Umweltmonitorings statt.
Wie echte Wissenschaftler begeben sich Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach dem sogenannten „Gartenschläfer“, einem kleinen Verwandten des Siebenschläfers.
Der Gartenschläfer kam ursprünglich in weiten Teilen Europas vor. Inzwischen gehen die Populationen drastisch zurück, sodass er in manchen Teilen Europas, besonders in den Wäldern, vermutlich aussterben wird. Um Ursachen für die extreme Verkleinerung der Populationen zu eruieren und daraus valide Ergebnisse für geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln, hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die „Spurensuche Gartenschläfer“ ins Leben gerufen. Im Rahmen des „Citizen-Science“-Konzepts sieht es unter anderem ein Umweltmonitoring in Form einer individuell zu Hause durchführbaren Spurensuche vor.
Am 10.05.23 war die Wildtierbiologin und Managerin Naturschutzprojekte des BUND-Hessen, Susanne Steib, zum wissenschaftlichen Austausch am Grimmels. Die Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurses „Experimentieren mit MINT“ konnten so direkt von einer Expertin mehr über den Projektverlauf, die bisherigen Ergebnisse sowie die möglichen Perspektiven erfahren. In einem zweiten Teil des Moduls ging es an diesem Vormittag darum, selbst Spurentunnel herzustellen und diese passend zur Biologie des Gartenschläfers am Standort Schule sowie für zu Hause anzufertigen und an Bäumen anzubringen.
Um dem Gartenschläfer „auf die Spur“ zu kommen, haben die Schülerinnen und Schüler im Vortrag erfahren, dass verschiedene Methoden eingesetzt werden. Neben Wildtierkameras, Fotos, Kotproben und Haarproben gibt es die sogenannten „Spurentunnel“, die von Citizen Scientists aufgestellt und überprüft werden, sodass bis dato bereits hunderttausende Daten für Deutschland und weitere europäische Länder zusammengetragen werden konnten.
Besonders interessant ist allerdings der Aspekt, dass zur Region Gelnhausen und Umgebung bislang noch keine Daten vorliegen. Die Schülerinnen und Schüler des Grimmels gehen somit der Frage nach, ob der Gartenschläfer als bedrohte Art hier noch oder wieder angesiedelt ist. Dafür kontrollieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis Mitte Juli mögliche Spuren des Gartenschläfers und leisten damit ihren Beitrag zu echter Forschungsarbeit. Im wissenschaftlichen Austausch mit den Kooperationspartnern werden die Daten anschließend ausgewertet.
Wer aus unserer Schulgemeinde ebenfalls teilnehmen möchte, kann sich ganz einfach einen Spurentunnel aus drei leeren Tetra-Pack-Packungen basteln. Die Schülerin Zehra Aksoy hat beim letzten Projektdurchgang im Jahr 2019 ein Erklärvideo erstellt:
Spurennachweise werden bitte mit Foto an die Projektleitung Franziska Wöll (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) versandt, sodass die Daten dokumentiert und ausgewertet werden können. Für Datenerfassung ist es auch wichtig, zu erfahren, wie viele Spurentunnel in Gelnhausen und Umgebung insgesamt aufgestellt wurden. Jeder Citizen Scientist bekommt in diesem Zusammenhang ein Teilnahmezertifikat ausgehändigt – natürlich unabhängig davon, ob der Gartenschläfer auch wirklich nachgewiesen wurde.
"Noch ein kleiner Tipp: Die Spurentunnel sollten an waagrechten Ästen, unterhalb der Äste angebracht werden. Gartenschläfer lieben außerdem Hecken und Obstbäume. Ein großes Dankeschön gilt den engagierten Schülerinnen und Schülern des MINT-WPU-Kurses sowie den Kooperationspartnern, die das Projekt unterstützen. Wir wünschen Euch und Euren Familien ganz viel Spaß und hoffen auf rege Teilnahme an diesem besonderen Arten- und Biotopschutzprojekt.
Text: Franziska Wöll (MINT-Koordinatorin) Fotos: Sven Bücher