Schreiben von Kaminsky: Bouffier und Al Wazir sollen Hitachi/ABB retten

Großauheim
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Mit der eindringlichen Bitte, sich dafür einzusetzen, die beabsichtigte Schließung des Standortes Hanau von Hitachi/ABB abzuwenden, sich Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) an den Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) und Staatsminister Tarek Al Wazir (Grüne) gewandt.



Nachfolgen das Schreiben im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bouffier, sehr geehrter Herr Staatsminister Al-Wazir, der Wirtschaftsstandort Deutschland befindet sich seit einigen Jahren, spätestens seit 2012 in einem umfassenden Strukturwandel. Die Energiewende und der Umbau der Automobilindustrie bei fortschreitender Digitalisierung und die damit einhergehenden politischen Entscheidungen verlangen vielen Akteuren unserer Gesellschaft einiges ab. Die Corona-Pandemie beschleunigt diese Entwicklungen in mehrerlei Hinsicht. Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht zu gefährden ist es nach unserer Einschätzung auf der einen Seite zwingend erforderlich, die unvermeidlichen, zwar notwendigen, aber oft auch schmerzhaften Veränderungen stringent zu vertreten und transparent zu erklären. Politik kann bekanntermaßen nicht unternehmerische Entscheidungen treffen, aber sie ist auf der anderen Seite gefordert, neue, zukunftssichere Strukturen und Rahmenbedingungen zu gestalten und Haltung zu zeigen. Das bedeutet, getroffene Entscheidungen in ihren Auswirkungen aber insbesondere auch in ihrer Umsetzung bis zum Ende zu denken und zu implementieren.

In Hanau sind viele Unternehmen beheimatet, die Materialien, Systeme und Technologien liefern, ohne die beispielsweise die Elektromobilität, die Brennstoffzelle oder Windräder nicht gebaut werden können. Energie, erzeugt an sonnenreichen Tagen oder in windreichen Lagen, kann nur mittels effizienter, kostengünstiger und sicherer Infrastruktur zu den meisten Endnutzern gelangen, die Schnellladestationen für E-Fahrzeuge an Autobahnen können nur realisiert werden, wenn das Leitungsnetz dorthin ausgebaut wird. Auch die angestrebte dezentralere Energieerzeugung bedingt technische Lösungen. Für diese Anwendungsfelder, die unabdingbar für das Gelingen der Energiewende sind, liefert der Hanauer Standort Hitachi ABB innovative Produkte. Diese wurden in den letzten Jahren von gut ausgebildeten, engagierten Mitarbeitern, oft in Zusammenarbeit mit den Hochschulen der Region, entwickelt, profitabel produziert und vertrieben.

Hanau ist ein wirtschaftsstarker Standort mit einem überdurchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt in Hessen. Aber auch unsere forschungsstarken Unternehmen der Materialtechnik müssen sich in weiten Teilen - beispielsweise als Zulieferer der Automobilindustrie - den angesprochenen Herausforderungen stellen. Bisher ist der Wandel trotz teilweise schmerzhafter Einschnitte bei gleichzeitiger Investition in die Zukunftsfähigkeit der Produktion angegangen worden. Begleitet haben wir dies durch frühzeitigen, konstruktiven Austausch mit den Verantwortlichen in den Unternehmen und das Schaffen von notwendigen und unterstützenden Rahmenbedingungen. Die Unternehmensleitung von Hitachi ABB Power Grids ist jedoch in den vergangenen Monaten nicht auf die Stadt Hanau zugekommen – auch wir wurden von der Entscheidung, den Standort in Hanau zu schließen, überrascht.

Die Pläne zur Verlagerung großer Teile der Produktion von Hanau nach Oerlikon hat uns insofern verwundert, als nach unseren Informationen dieser Bereich in Hanau margenstärker und wesentlich höher ausgelastet ist, als der in der Schweiz. Zudem wurden die wesentlichen innovativen und margenstarken Produkte der letzten Jahre in Hanau entwickelt. Nicht zuletzt die gewachsenen und vertrauensvollen Kunden- und Dienstleisterbeziehungen haben diese Entwicklung gefördert. „Widerstandsfähigkeit, Innovationskraft und Nachhaltigkeit sind die drei Dimensionen des einen Ziels: unseren Wohlstand zu sichern.“ So habe ich Ihr Leitmotiv, sehr geehrter Herr Staatsminister Al Wazir, in der Regierungserklärung vom 29. September 2020 verstanden, dem ich mich nur anschließen kann.

Denn ohne Wohlstand gibt es keine Wohlfahrt, die eine Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenhaltes ist. Ich bin der Überzeugung, dass viele Hanauer Unternehmen mit uns gemeinsam an diesem Ziel arbeiten, indem sie innovative Lösungen und Produkte herstellen, die uns unterstützen, den Strukturwandel zu meistern. Die Produkte von Hitachi ABB Power Grids gehören dazu. Daher bitte ich Sie, sich nachdrücklich dafür einzusetzen, in das Gespräch mit der Unternehmensleitung zu kommen, um nach Lösungen zu suchen, die Schließung des Standortes abzuwenden. Gerne bin ich bereit, mich an diesen Gesprächen zu beteiligen."


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