Hitachi-ABB: IG Metall ruft zum ganztätigen Warnstreik auf

Großauheim
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Das Management von Hitachi-ABB mit Hauptsitz in Zürich will den deutschen Standort in Hanau (östlich von Frankfurt) zum 30. Juni 2021 schließen.



Dagegen richtet sich breiter Widerstand der rund 350 Beschäftigten am Standort. Die IG Metall ruft am 3.12.2020 von 5 Uhr bis 23 Uhr zum Warnstreik in Hanau-Großauheim auf. Eine Delegation von rund 100 der Streikenden wird sich auf den Weg nach Zürich vor der Konzernzentrale von ABB Power Grids. Dort findet auf Einladung der schweizerischen Gewerkschaft UNIA, von IndustrieALL Europe eine gemeinsame Protestkundgebung zwischen 12.30 Uhr und 14.30 Uhr statt

Die Mitglieder der IG Metall am deutschen Standort fordern den japanisch-schweizerischen Konzern auf, dass sich das Unternehmen verpflichten soll, den für die Energiewende in Deutschland und Europa notwendigen Standort nicht vor dem 31.12.2023 zu schließen oder zu verlagern und mit den bisherigen Bereichen zu erhalten. Dieser Zeitraum solle genutzt werden, um einen gemeinsamen industriepolitischen Zukunfts- und Sozialdialog für die Fortführung des Standorts zu entwickeln. Die bisherigen Verhandlungen sind dabei aktuell ins Stocken geraten.

„Die Entscheidung, unseren Standort zu schließen, hat uns wie ein Schlag ins Gesicht getroffen“, so Thorsten Karg, Betriebsratsvorsitzender von HITACHI-ABB in Hanau. „Erst zum Ende des letzten Jahres hatten sich Betriebsrat, IG Metall und Arbeitgeber auf Maßnahmen geeinigt, welche die akute wirtschaftliche Situation des Standortes verbesserten. Das Unternehmen und die Arbeitnehmervertreter hatten sich dabei darauf geeinigt, ein Zukunftskonzept zur Neuaufstellung des Standorts in Hanau zu entwickeln und abzuschließen. Statt einer Zukunft, will man nun den gesamten Standort schließen, dagegen wehren wir uns“, so Karg weiter. „Das Vorgehen der Schweizer Konzernzentrale ist faktisch eine kalte Exekution von 350 Existenzen. Wir wissen heute, dass die im Vorfeld getroffenen Zukunftsvereinbarungen nur ein Schauspiel waren und das Management niemals ein ernsthaftes Interesse an der Zukunftsfähigkeit des Standortes hatte“, zeigt sich Stefan Weigand, Leiter der gewerkschaftlichen Vertrauensleute von HITACHI-ABB in Hanau verärgert.

„Statt konkreten Angeboten des Konzerns zu den geforderten Zukunftsperspektiven sollen die Arbeitnehmervertreter ausschließlich an Abwicklungsszenarien beteiligt werden. Dafür sind wir nicht angetreten. Wir können und werden das nicht nachlassen und wollen den Druck auf die Entscheidungsträger im Konzern weiter aufrechterhalten und sie zum Einlenken am Verhandlungstisch zu bewegen“, so Uwe Zabel vom IG Metall Bezirksleitung Mitte mit Sitz in Frankfurt. „Statt einer weiteren Eskalation der Auseinandersetzung erwarten wir vom HITACHI-ABB-Management, dass sie die Zusagen zur Standortentwicklung und damit zur Zukunftssicherung in Hanau einhalten und mit den Arbeitnehmervertretern genau darüber verhandeln. Der Standort in Hanau hat aufgrund seines jahrzehntelangen Know-Hows der Mitarbeiter und der zentralen Lage mitten in Deutschland entscheidende Standortvorteile, die eine Fortführung und Zukunft des Standorts rechtfertigen“, erklärt Robert Weißenbrunner von der IG Metall in Hanau.

Bei der Aktion vor der Konzernzentrale wird dafür eigens der Generalsekretär des Europäischen Industriegewerkschaftsbundes (IndustriAll-Europe) LUC TRIANGLE anreisen, um der Belegschaft seine Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Gerichtet an die anwesenden Demonstranten sagt er: „Ich bin heute hier bei euch, um unsere europäische Solidarität mit euch zu zeigen. Euer Kampf ist ein richtiger Kampf. Es ist inakzeptabel, was der Konzern mit eurem Standort machen will. Nur wenige Wochen nach dem Milliardengeschäft zwischen Hitachi und ABB seid ihr mit einer geplanten Schließung eures Standorts konfrontiert. Euer Handeln ist absolut gerechtfertigt und deshalb sind wir heute hier gemeinsam in Zürich, um diesen Kapitalisten zu zeigen, dass man mit seinen Beschäftigten nicht so umgeht und Verträge gehalten werden müssen!“

Nicole Niedermüller, die von Seiten der „Unia“ die Demonstration in Zürich gemeinsam mit den deutschen Gewerkschaftern federführend organisiert hat, machte deutlich, „dass solche Machenschaften jederzeit auch Beschäftigte in der Schweiz treffen könnte. In solchen Zeiten gilt es, zusammenzuhalten und solidarisch zu sein, auch international. Es war für uns eine Selbstverständlichkeit die Hanauer Kolleginnen und Kollegen im Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu unterstützen.“ Die streikende Hanauer Belegschaft erhält vor Ort und im Rahmen der Aktion vor der Konzernzentrale eine breite Unterstützung. So haben sich parteiübergreifend am Standort nahezu alle politischen Parteien und Abgeordnete mit der Belegschaft solidarisiert.


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