„Mentales Tai-Chi“ als Antwort auf Rassismus

Hanau
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Auf die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 der Lindenauschule wartete in der vergangenen Woche ein Kinoerlebnis der besonderen Art.



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Sie sahen am Donnerstag, d. 21.03. im Forum der Schule den Dokumentarfilm „Die Arier“ von Mo Asumang und hatten am Freitag, d. 22.03. die Möglichkeit mit Mo Asumang persönlich reden zu können. Der Film geht der Frage nach, welche Ziele rechtsradikale Gruppen verfolgen, wie sie ihre Theorien begründen und welche Rolle der Bezug auf die Arier dabei spielt.

Mo Asumang, die Regisseurin und „Protagonistin“ ihres Filmes ist, hat afrikanische und deutsche Wurzeln. Für sie waren mehrere leidvolle Erfahrungen mit Rassisten der Grund, dem Hass nachzugehen, dem sie selbst zum Teil in Wort und Tat ausgesetzt gewesen ist. Für ihren Film hat sie Rechtsradikale und Rassisten aufgesucht und versucht mit ihnen ins Gespräch zu kommen, wie z.B. auf einer rechten Demonstration in Wismar oder mit einem Vertreter der NPD. Auch auf einem Burschenschaftstreffen auf der Wartburg war sie zugegen und konnte in Erfahrung bringen, dass ihr Vater auch heute noch, im 21. Jahrhundert, aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe nicht in diese Burschenschaften aufgenommen würde.

Die Momente und Gespräche, die die Kamera auf den verschiedenen Etappen einfängt, sind teilweise erschreckend und lassen den Zuschauer sprachlos zurück.
Mo Asumang hat sich aber nicht nur in Deutschland mit Rassismus und Rassisten auseinandergesetzt, sondern ist auch in der USA unterwegs gewesen, wo sie sich mit Mitgliedern des Ku-Klux-Klans und anderen, teils sehr bekannten Rassisten auseinandergesetzt hat. Schließlich ist sie auch in den Iran gereist, um die wirklichen Arier zu treffen. Die Diskussionen, die die Schülerinnen und Schüler am Freitag mit Mo Asumang führen durften, waren sehr intensiv. Dadurch, dass alle drei Klassen nacheinander mit der Regisseurin sprechen konnten, war der Rahmen persönlich und die Gespräche sehr angeregt.

Mo Asumang begegnete den Schülerinnen und Schülern mit großer Freundlichkeit und Offenheit, erzählte weitere Details, die im Film nicht gezeigt wurden, und beeindruckte die Jungen Zuhörerinnen und Zuhörer. Auf die Frage, ob sie Gesprächspartner aus dem Film zu einem Umdenken habe anregen können, erklärte sie, dass sie versucht habe, die Menschen, mit denen sie ins Gespräch gekommen sei, und die sie zum Teil beleidigt und provoziert hätten, nicht in ihrer Aggression zu bestärken. Sie habe es mit „mentalem Tai-Chi“ versucht, indem sie sich nicht auf die Aggressions- und Hass-Spirale eingelassen habe, sondern ihre Gesprächspartner durch Fragen zur Reflexion angeregt habe. Dadurch habe sie zum Nachdenken und in einem Fall auch zum Umdenken anregen können.

Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die finanzielle Unterstützung des Ausländerbeirats Hanau, der das Honorar für Frau Asumang übernommen hat, und die VHS Hanau, die die übrigen Kosten getragen hat.


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