„Terrorismus kennt keine Religion“

Hanau
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Es sind äußerst schockierende Bilder, die Nezrina, Schülerin der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS), auf dem Instagram-Portal sehen muss.



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Der Attentäter von Christchurch dringt in die Al-Nur-Moschee ein und schießt wild in die Menge. In der Moschee waren 300 Menschen zum Freitagsgebet zusammengekommen. Mit einer Helmkamera filmt der Attentäter seine schreckliche Bluttat und stellt dann ein 17 Minuten langes Video ins Netz. Nezrina ist beim Betrachten der grausamen Bilder völlig irritiert. Sie denkt zunächst an irgendein „Ballerspiel“, was da zu sehen ist. Doch es handelt sich nicht um die virtuelle, sondern um die reale Welt. Der auf allen sozialen Medien zur Schau gestellte Terrorakt, dem 50 Menschen zum Opfer fallen, ist brutale Realität. „Ich wünschte, ich hätte diesen Film nie gesehen“, lässt Nezrina das grausame Geschehen in Christchurch bis heute nicht los.

Nezrina Nurkovic besucht derzeit die Klasse zwölf der KRS. Kurz nachdem sie mitbekommen hat, was da im fernen Neuseeland passiert ist, surft sie durchs Internet, um sich weitere Informationen zu beschaffen. Sie tauscht sich mit ihrer jüngeren Schwester Nejla, die die Klasse neun besucht, über ihre Gedanken und Gefühle aus. Das Geschwisterpaar beschließt, einen offenen Brief an die KRS-Schulgemeinde und die Schulleitung zu schicken. Denn „das erschütternde Ereignis findet zu wenig Anklang. Deshalb unsere Bitte an Sie, dass wir zusammen als eine Schule den Opfern in einer Schweigeminute gedenken“, steht da zu lesen. Dies sei ein Zeichen der Solidarität und zusätzlich ein Zeichen gegen Terrorismus jeglicher Art. „Terrorismus kennt keine Religion“ schreiben Nezrina und Nejla in ihrem Brief.

KRS-Schulleiter Jürgen Scheuermann zeigt sich sehr beeindruckt von dem Engagement des Geschwisterpaars. „Die Schülerinnen beziehen in ihrem Brief eine klare Position, die die gesamte Schulleitung überzeugt hat: Die generelle und öffentlich gemachte Ablehnung von Gewalt und Terror. Besonders beeindruckt hat uns, dass der Wunsch nach einem Innehalten an der Schule direkt von den Schülerinnen kam“, so Scheuermann weiter. So habe man die Idee der Schweigeminute während des Unterrichts direkt unterstützt und auch thematisiert, indem den Lehrkräften Links zu dem Thema weitergeleitet wurden, um dies mit den Schülerinnen und Schülern fundiert zu besprechen. Das sei auch so von den meisten mitgetragen worden, betont Scheuermann. „Wir wollen damit auch den Gefühlen unserer Schülerinnen und Schüler einen Raum geben, um sich mitzuteilen und auszutauschen. Sie sollen auch sensibilisiert werden, sich mit derartigen dramatischen Vorkommnissen auseinander zu setzen um sich am Ende für mehr Menschlichkeit und ein stärkeres Zusammenrücken einsetzen zu können“, erläutert der KRS-Chef weiter.

Das bestätigt auch Nezrina. „Auch wenn uns das hier nicht persönlich trifft und wir diese Terroranschläge meist in den Nachrichten aus ‚sicherer Entfernung‘ zur Kenntnis nehmen können, so betrifft uns das doch indirekt – wir sollten darüber nachdenken und am Ende eine klare Position vertreten, die nur lauten kann: Terror kennt keine Religion und kann jeden jederzeit treffen. Dagegen müssen wir etwas tun“, umkreist Nezrina nochmals ihre Intention. Jürgen Scheuermann indessen ist von diesem Schüler-initiierten Engagement für gegenseitige Toleranz und Empathie begeistert. Er hat Nezrina und Nejla eine Belobigung ausgesprochen.

Foto: Nezrina und Lejla Nurkovic forderten nach dem Attentat von Christchurch die Rehbein-Schüler aus dem Büro des Schulleiters Jürgen Scheuermann via Mikrofon-Durchsage zu einer Schweigeminute auf. Foto: KRS


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