Thomas Mann: „Schnelligkeit hilft nicht“

Hanau
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„Also, hoffentlich gelingt das - versprechen kann man das nicht“, antwortet Thomas Mann auf die Frage, ob die Europäische Union mit ihren Sanktionen gegen Russland Erfolg haben könne.



Klar sei für ihn, dass Putin mit wirtschaftlichem Druck gezwungen werden müsse, dass es weiterer Schritte bedürfe, damit der russische Machthaber den Krieg gegen die Ukraine nicht mehr finanzieren kann. Gleichzeitig warnt er vor einem sofortigen Gas-Stopp, er würde „Deutschland kaputt machen“. Deshalb helfe nicht Schnelligkeit, sondern Besonnenheit und Konsequenz.

Der ehemalige Europa-Abgeordnete ist zu Gast in der Otto-Hahn-Schule und stellt sich den Fragen der Schüler*innen, nicht allein zum Krieg in der Ukraine, sondern auch zu anderen Themen, die die 16- bis 20-Jährigen bewegen. Diese haben gründlich recherchiert und sich sorgfältig auf diese Veranstaltung vorbereitet. Sie stellen ernsthafte, auch kritische Fragen und vertreten selbstbewusst ihre Meinung, etwa zur Energieversorgung in Europa. Es ist ihnen nicht egal, dass Verträge mit Staaten geschlossen werden, in denen die Menschenrechte systematisch verletzt werden, es ist ihnen nicht egal, dass die Europäische Kommission Atomkraftwerke als „grün“ und damit als förderungswürdig einschätzt. Und sie machen sich Sorgen, dass über dem Krieg der „Green Deal“ in Vergessenheit gerät, das Versprechen, bis 2050 klimaneutral zu werden. Einige ihrer Anliegen versteht Thomas Mann, bezeichnet den Ausbau von AKWs als „schlimm“ und ihre Anerkennung durch die Kommission als „Etikettenschwindel“. Gleichzeitig hält er es für notwendig, Dialoge zu führen, die Bürger zu beteiligen - und auch Kompromisse zu schließen. Die jungen Leute wollen es genau wissen und fragen noch einmal nach: „Ist es realistisch, dass wir bis 2050 klimaneutral werden?“ „Ja“, antwortet der Europapolitiker, „ja, es ist erreichbar, weil wir es wollen!“

In der Aula der Europaschule geht es auch immer wieder um Demokratie - in der EU, in Russland, in China. Die Schüler*innen fordern, dass demokratische Prinzipien eingehalten werden, der erfahrene Politiker mahnt, dass Demokratie kein „Schlafwagen“ sei, dass man sich für sie einsetzen müsse. Überhaupt: Thomas Mann ist nicht mehr Mitglied des Europäischen Parlaments, aber er ist immer noch auf europäischer Mission. Er sucht den Dialog, will gestalten, will verändern und die Bürger*innen „mitnehmen“. Deshalb bleiben auch diejenigen, die zufällig an der Aula vorbeikommen, stehen und hören der interessanten und lebendigen Diskussion sehr gern zu.

ohsthomasmann az


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