Aktionswoche zum Jahrestag des 19. Februar

Hanau
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Als die Klasse 10Ge mit ihrer Deutschlehrerin Franziska Kneipp am 14. Februar in die Bibliothek kommt, steht eine „online-Lesung“ mit David Mayonga alias Roger Rekless auf dem Programm.



Dass am Ende gar nicht gelesen, dafür aber geredet, gerappt und gesungen wird, liegt nicht an den technischen Problemen, die den Beginn der Veranstaltung verzögern. Vielmehr haben die Schüler*innen so viele Fragen mitgebracht, dass die Doppelstunde wie im Flug vergeht. „Mit der heutigen Veranstaltung, die von Demokratie (er)leben Hanau finanziert wird, eröffnen wir unsere diesjährige Aktionswoche zum Jahrestag des 19. Februar“, erklärt Bibliothekslehrerin Dagmar Hofmann und begrüßt den mittlerweile aus München zugeschalteten David Mayonga als „Mann mit zwei Namen, vielen Berufen und einem Motto, nämlich: Rekless tut Dinge.“

Die Anwesenden sind erstaunt, wie viele unterschiedliche Dinge der 1981 in München geborene David Mayonga mit großem Erfolg tut und bereits getan hat: Als studierter Pädagoge war er in der Kinder- und Jugendarbeit tätig und ist stolz, dass einer seiner Schützlinge heute als Übersetzer arbeitet. Als DJ war Mayonga Vize-Weltmeister. Als Hip-Hop-, Metal- und Rap-Musiker hat er bereits viele Alben produziert. Für seine Radiomoderation beim Bayrischen Rundfunk erhielt Mayonga 2019 den renommierten Deutschen Radiopreis. Im gleichen Jahr kam sein autobiografisch inspiriertes Buch „Ein N**** darf nicht neben mir sitzen“ auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Gefragt, was er heute vor allem tut, antwortet Mayonga, er arbeite an einem neuen Buch und beteilige sich an zwei Filmproduktionen von Netflix und Disney, für die er die Drehbücher schreibe. Außerdem spricht er gern an Schulen über Rassismus. Hier möchte er Menschen dafür sensibilisieren, dass Rassismus mehr ist als die großen Verletzungen und rechte Gewalt. Dass die rassistischen Morde in Hanau nur der Endpunkt sind für eine Haltung, die sich in herabwürdigendem Verhalten und negativen Zuschreibungen gegenüber Menschen äußert, die als „anders“ oder „fremd“ wahrgenommen werden. Diese so genannten „Alltagsrassismen“ würden allzu oft als „normal“ betrachtet, so Mayonga. Um dies zu illustrieren, singt er live mit Begleitung am Keyboard seinen Song „Alles normal“.   

Ob er auch Rassismus in der Schule erfahren habe, will Matis Oral wissen. Mayonga bejaht und sagt, nicht nur hinsichtlich seiner schulischen Leistungen habe er es als schwarzes Kind aus der Hochhaussiedlung schwer gehabt, sich zu behaupten. Ein Erlebnis zeigt besonders die negativen Haltungen der Lehrkräfte: Als ein Freund die Brille von der Nase geschlagen bekommen hatte, sahen eine Lehrerin und der Schulleiter sofort in David den Schuldigen und ignorierten hartnäckig die Beteuerungen des Freundes, dass David mit dem Vorfall nichts zu tun habe.

Ob die Rassismus-Erfahrung auch zu Traumatisierungen und psychologischen Problemen geführt habe, fragt Zahra Akbari. Wieder bejaht Mayonga. Offen spricht er über depressive Phasen und über die Tatsache, dass der Zusammenhang zwischen erlebter Diskriminierung und „mental health-struggles“ (psychologischen Schwierigkeiten) in der Ausbildung von Psycholog*innen oft nicht berücksichtigt werde.

„Meine Frage hat eher nichts mit dem Thema zu tun“, sagt Theo Schubert „aber mich würde interessieren, warum Sie sich den Künstlernamen Roger Rekless zugelegt haben.“
Mayonga lacht. Doch, auch das habe recht viel mit dem Thema zu tun, erklärt er. Natürlich klinge „Roger Rekless“ cooler als „Rudi Leichtsinn“, aber vor allem haben ihm sein Alias und Hip Hop bzw. Rap geholfen, sich in einem rundum positiven Kontext zu erleben. Inzwischen nutze er aber auch die Musik, um ernste Themen zu transportieren und die Welt ein bisschen besser zu machen.

Die Veranstaltung endet mit einem Spontan-Rap, der Worte der Schüler*innen enthält, aber auch auf die Situation eingeht: „Jetzt kommen wir aber wirklich bald zum Schluss. Ich weiß ja da müssen viele gleich zum Bus.“ Die Deutschlehrerin Franziska Kneipp kündigt an, dass die Klasse sich auch weiterhin mit David Mayonga beschäftigen wird: Das Lesen aus seinem Buch wird dann im Rahmen des Deutschunterrichts stattfinden.

auftakt19febisch az


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2