Cybermobbing geht uns alle an

Hanau
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„Abartig“ steht auf ihrem Mantel, „Bitch“ und „Dreck“, darunter ein Kothaufen-Emoji.



Es ist der Mantel, den Lijana Kaggwa 2020 im Finale zu Germany`s Next Top Model trug, als sie ihren Ausstieg erklärte, um ein Statement gegen Cybermobbing zu setzen.

Als Lijana Kaggwa in ebendiesem Mantel und in Begleitung ihres Vaters das Forum der Otto-Hahn-Schule in Hanau betritt und von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 und 11 frenetisch bejubelt wird, spürt man den Model-Glamour, der Lijana noch immer umgibt. Dabei geht es ihr mit ihrer Kampagne „Love always wins“ um sehr ernste Themen. Seit ihrem Ausstieg aus GNTM hat die jetzt 27-Jährige viel erlebt: ernst zu nehmende Mord- und Vergewaltigungsdrohungen, Polizeischutz, Selbstzweifel und Depressionen. Sie hat Menschen kennengelernt, die ihr aus der Krise herausgeholfen haben, sie hat den Verein Love always wins e.V.  gegründet und ihre Erfahrungen in einem Buch mit dem Titel „Du verdienst den Tod. Wie Cybermobbing Menschen und die Gesellschaft zerstört und wie wir wieder mehr Respekt ins Netz bringen“ verarbeitet.

Jetzt besucht sie Schulen, um jungen Menschen Mut zu machen und um gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zu überlegen, worauf es im Leben wirklich ankommt. „Ich glaube, wir brauchen auf dieser Welt keine Schönheitswettbewerbe“, sagt sie nachdenklich und ergänzt: „Besonders, wenn man bedenkt, dass jedes vierte Mädchen in einer Magersuchtklinik angibt, GNTM zum Vorbild zu haben.“ Als Lijana den Mantel abstreift und zu Boden fallen lässt, demonstriert sie ihrem jugendlichen Publikum, dass es möglich ist, sich von Urteilen anderer Menschen zu befreien. 

Zwei Tage hintereinander war Lijana auf Einladung der Lehrkräfte Katharina Hantke und Heike Kühne Ende Juni zu Gast in der Otto-Hahn-Schule: Sie leitete in zwei neunten Klassen jeweils einen Workshop zum Thema „Selbstwert“.  Für alle neunten Klassen fand ein Vortrag statt, in dem Lijana von ihren eigenen Erfahrungen mit Cybermobbing berichtete und viele Fragen aus dem interessierten Publikum beantwortete. Unterstützung erhielt sie hierbei von ihrem Anwalt Chan-jo Jun, der selbst eine Rechtsanwaltskanzlei für IT-Recht in Würzburg leitet. Zusammen mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Jaqueline Sittig erläuterte Herr Jun anhand von lebensweltbezogenen Beispielen eindrucksvoll und äußerst verständlich, welche Rechte und Pflichten man im Umgang mit Social Media, Hatespeech und Bildrechten im Internet hat.

In den Klassen 9Ga von Dagmar Hofmann und 9Gc von Alexander Popp ist Lijanas Botschaft angekommen. Nach einem außergewöhnlichen Schultag verließen die beteiligten Schülerinnen und Schüler die „Otto“ mit neuen Erkenntnissen, positiven Gefühlen und mit einer ganz persönlichen Autogrammkarte von Lijana Kaggwa. Nun wurde auch deutlich, warum Lijana die Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Workshops gebeten hatte, ein Kompliment zu notieren, das sie gern einmal hören würden. Dieses Kompliment fanden sie nun auf der Karte!

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