Vortrag über das Ankommen von Dr. Esther Mikuszies

Hanau
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Im Rahmen der von Schülerinnen und Schülern der Lindenauschule gestalteteten Ausstellung ¿Angeworben-Angekommen? hielt Dr. Esther Mikuszies am 19. September 2023 einen sehenswerten Vortrag über die  Anfänge der spanischen Arbeitsmigration in der noch jungen Bundesrepublik.



Dr. Esther Mikuszies ist Politikwissenschaftlerin und leitet seit Mai 2023 das Kulturforum Hanau.  In ihrem Vortrag thematisierte sie nicht nur den Prozess der Anwerbung und die damit verbundenen bürokratischen Hindernisse, denen die Arbeitsmigranten bereits in Spanien begegneten, sondern auch  die Alltagsprobleme, mit denen sich die jungen Spanier – vorwiegend  Andalusier – konfrontiert sahen. So blieb das Verhältnis zur deutschen Bevölkerung – mit wenigen Ausnahmen –  in den ersten Jahren distanziert. Großauheim bildete dabei keine Ausnahme. Des Öfteren zitierte Dr. Mikuszies aus der deutschen Übersetzung von Barraca 5, Habitación 11 von Antonio Cantero Galisteo, der zu Beginn der 1960er-Jahre nach Deutschland kam, um in der B.B.C. (heute A.B.B.) in Großauheim zu arbeiten.

Seine Erlebnisse hat er in dem literarischen Werk, für das er den spanischen Literaturpreis Premio Juan Valera erhalten hatte, verewigt. Die Unterbringung in Baracken, unweit der Arbeitsstätte und der sie umgebende Zaun markierten eine deutlich sichtbare Barriere zu den Einwohnern Großauheims. Gleichwohl, so Dr. Mikuszies, traten sie für ihre Rechte ein und ließen die in ihrer spanischen Heimat durch die franquistischen Diktatur gezwungernermaßen erdultete politische Unmündigkeit in Deutschland hinter sich. Dies mündete in eine von deutschen Gewerkschaften organisierten Demonstration in Frankfurt, die einen demokratischen Reformprozess auf der Iberischen Halbinsel einforderte. Die verwanzten Baracken nahmen die jungen Einwanderer zum Anlass den „huelga de los chinches“ –   dt. „Wanzenstreik“ - zu organisieren. Die hartäckige Weigerung des Arbeitgebers, die Wanzen zu beseitigen, zeigt, dass man die Neuankömmlinge mit ihren Alltagsnöten nicht ernstnahm - und sie vorwiegend nach ihrer Arbeitsproduktiviät bemessen wurden. 

Nach dem Vortrag entwickelte sich eine unterhaltsame und gleichsam informative Diskussion unter den Einwohnern Großauheims, die sich an die Zeit, als zahlreiche spanische Arbeiter das Stadtbild Großauheims prägten, noch erinnern können. Galten die Spanier zunächst als Exoten, mit denen man nicht allzu viel Kontakt pflegen wollte, sind diese heute unverzichtbarer Bestandteil Großauheim - wie  die anwesenden Gäste einstimmig betonten.

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