Forum für Fragen im Grenzbereich zwischen Leben und Tod

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Das Klinikum Hanau hat ein Ethikkomitee gegründet. Es soll Ärzte und Pflegemitarbeiter bei Entscheidungen im Grenzbereich zwischen Leben und Tod unterstützen.



Patienten und Angehörige können sich ebenfalls an diese Einrichtung wenden. „Das Komitee ist zugleich ein wichtiger Beitrag zur Transparenz und Vertrauensbildung bei schwierigen medizinethischen Entscheidungen“, unterstreicht der Ärztliche Direktor des Klinikums Hanau, Dr. André Michel.

Die Mitglieder des Ethikkomitees wurden von der Geschäftsführung des Klinikums Hanau berufen. In seiner konstituierenden Sitzung, wählte das Gremium Chefarzt Privatdozent Dr. Marco Gruß zum Vorsitzenden und Chefarzt Privatdozent Dr. Christof Weinbrenner sowie die stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin Pflege Beate Junk zu seinen Stellvertretern. Die Amtszeit des Vorstands beträgt zwei Jahre.

Als wichtigste Aufgaben des „Klinischen Ethikkomitees des Klinikums Hanau“ nennt Dr. Marco Gruß: Sicherheit und Unterstützung für Ärzte und Pflegemitarbeiter, offene und transparente Prozesse für alle an einer Behandlung Beteiligten sowie für Patienten und Angehörige, Definition klarer und nachvollziehbarer Kriterien für die Entscheidungsfindung und verlässliche Verfahrenswege.

In der modernen Medizin treten immer wieder Konflikte zwischen mehreren Zielen und Möglichkeiten auf – im Grenzbereich zwischen dem Machbaren und dem, was sich der einzelne für sich vorstellt. Da geht es zum Beispiel um Themen der Lebensverlängerung, um künstliche Ernährung, um die Frage, wie lange beatmet werden soll: Wann ist eine Therapieeinstellung oder -veränderung sinnvoll und geboten?

„In der Medizin gibt es den Begriff der chronisch kritisch Kranken’“, erläutert der Vorsitzende des Ethikkomitees, Dr. Marco Gruß. Das sind Patienten, die auf einer Normalstation im Krankenhaus nicht mehr weiterleben könnten. Auf einer Intensivstation ist es aber möglich, diese Menschen mit einem hohen technischem Einsatz noch eine Zeitlang am Leben zu erhalten. Gerade in solch einem schwierigen Umfeld stellen sich dann aber viele Fragen, erklärt der Arzt: Was möchte der Patient, hat er seine Situation auch richtig verstanden, kann er sie überblicken, gibt es eine Patientenverfügung, ist den Angehörigen der Wunsch des Patienten klar, wie stehen die Verwandten dazu, wie schätzen Ärzte und Pflegemitarbeiter die Situation ein ...?

Das Ethikkomitee soll in solchen Situationen helfen, beraten und begleiten. „Es kann aber nur eine Empfehlung abgeben“, sagt Dr. Gruß, „denn die Entscheidung liegt letztlich weiterhin beim behandelnden Arzt.“

Das Ethikkomitee ist von seiner Grundstruktur so zusammengesetzt, dass alle relevanten Bereiche des Klinikums vertreten sind, die mit Patienten im Grenzbereich zu tun haben. „Ganz wichtig war uns, dass wir auch eine externe Person und juristischen Sachverstand dabei haben“, betont Marco Gruß. Und er hebt hervor: „Die Geschäftsführung des Klinikums ist bewusst nicht im Ethikkomitee vertreten.“ Das unterstreicht noch einmal den Gedanken, dass es in dem Gremium ausschließlich um medizinethische Fragen und nicht etwa auch um ökonomische Aspekte oder ähnliches geht.

Dr. Marco Gruß betont: „Das Ethikkomitee versteht sich als Instrument, in dem ethische Fragen bearbeitet werden können. Als solches bietet es die Chance, in interdisziplinärer und systematischer Weise anstehende Entscheidungen in den Bereichen Medizin, Pflege, Organisation, Seelsorge und Ökonomie ethisch zu reflektieren und aufzuarbeiten. Patienten und deren Angehörigen soll das Ethikkomitee die Gewissheit geben, dass im Klinikum Hanau ethische Konflikte ein Forum haben und von möglichst vielen verschiedenen Perspektiven her beleuchtet werden. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses bietet das Ethikkomitee die Möglichkeit, eine Orientierungshilfe für die eigene Entscheidung im Arbeitsalltag einzuholen. Letztendlich soll so auch eine Transparenz bei ethisch schwierigen Entscheidungen im Klinikum Hanau geboten werden.“

Dr. Gruß ist besonders wichtig, dass im Komitee grundsätzlich ein Konsens angestrebt werden solle. Das fordert auch die Bundesärztekammer. Denn es gehe vor allem darum, alle Aspekte eines Problems zu diskutieren und im Idealfall für Ärzte, Pflegemitarbeiter, Patient und Angehörige einen gemeinsamen Weg zu finden. Eine Kurzfassung der Komitee-Empfehlung wird der Patientenakte beigefügt.

Das neue Ethikkomitee kann von jedem Mitarbeiter im Klinikum Hanau angerufen werden. Aber auch Patienten und Angehörige können sich an die neue Institution wenden –z. B. über einen Arzt oder einen Pflegemitarbeiter bzw. die Patientenfürsprecher im Klinikum. Das Ethikkomitee entscheidet in allen Fällen, ob ein Antrag auf Beratung zugelassen wird. „Das ist notwendig“, sagt Dr. Gruß, „damit auch wirklich nur diejenigen medizinethischen Fragestellungen beim Komitee landen, für die es zuständig ist.“

Die Mitglieder des Ethikkomitees

Das Gremium besteht aus einem ständigen Kernteam, zu dem aber immer wieder Fachleute oder auch Angehörige hinzugezogen werden können. Jedes Mitglied hat einen eigenen Stellvertreter (siehe Klammer)

Þ    PD Dr. Marco Gruß, Vorsitzender, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie (Katja Köhler, leitende Oberärztin der operativen Intensivmedizin)

Þ    PD Dr. Christof Weinbrenner, stellvertretender Vorsitzender, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin ( Dr. Wolfgang Pohlmann; leitender Oberarzt der internistischen Intensivmedizin)

Þ    Beate Junk, stellvertretende Vorsitzende, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin Pflege und zuständige für den Bereich Intensivmedizin (Esther Klug; Geschäftsbereichsleiterin Pflege)

Þ    Erika Siegert, Patientenfürsprecherin (Beate Funck; designierte Patientenfürsprecherin)

Þ    Claudia Jehring, Richterin am Amtsgericht Hanau (Jan Schumann, Richter am Amtsgericht Hanau)

Þ    Dr. Mario Abruscato, Oberarzt an der Klinik für Neurologie (PD Dr. Horst Baas, Chefarzt der Klinik für Neurologie)

Þ    Annette Tretter, Pflegeüberleitung (Margitta Busse; pflegerische Bereichsleitung der Schlaganfalleinheit)

Þ    Hans-Joachim Roth, evangelische Klinikseelsorge (Peter Schmalstieg; katholische Klinikseelsorge


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