Singen in der Corona-Krise

Leserbriefe
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Der Steinauer Bürgermeister Malte Jörg Uffeln äußert sich in einem Leserbrief als Privatperson wie er betont zum Thema "Singer in der Corona-Krise".



"Als aktiver Sänger bin ich verwundert über die Empfehlungen des HSMI und einzelner kommunaler Spitzenverbände zum Ermöglichen von Singen in der Corona- Krise. Ich singe in einem 80 – Mann starken Männerchor im 1. Tenor. Bei guten Gesangstunden sitzen wir mit 12 Männern im 1. Tenor im Alter von 35 – 82 Jahren Stuhl an Stuhl. Wir singen leise – lauter und auch einmal laut: pp, mp, p, f, ff in der Sprache der Partitur. Jetzt sind u.a. folgende Empfehlungen in die Chor- und Orchesterwelt gesetzt worden auf Grund einer Abstimmung von HSMI und den Kommunalen Spitzenverbänden:

Proben und Aufführungen von Chören und Orchestern möglich. In Abstimmung mit dem HMSI kann es für mindestens vertretbar gehalten werden, wenn Chöre und Orchester unter Beachtung der sonstigen Vorschriften zu Proben und Aufführungen zusammenkommen. Zwar ist der gemeinsame Aufenthalt im öffentlichen Raum nur alleine, mit einer weiteren Person oder gemeinsam mit den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes gestattet. Für diverse Lebensbereiche gelten diese Beschränkungen jedoch nicht bzw. mit abweichenden Vorgaben zu der Anzahl der Teilnehmenden. Großzügigere Handhabungen sind nur in Bereichen möglich, in denen Verantwortliche weitergehende Schutzmaßnahmen ergreifen sowie die Einhaltung sicherstellen und überwachen müssen.

Dies ist beispielsweise bei Zusammenkünften und Veranstaltungen im Bereich der Kulturangebote (sowohl Veranstaltungen als auch Einrichtungen), aber auch bei der Vereinsarbeit der Fall. Das gemeinsame Proben kann in den Bereich der Kultur sowie unter den Oberbegriff der Vereinsarbeit eingeordnet werden, für die einige Lockerungen nach den Anwendungshinweisen gelten. Konkret wird es auf die hygienischen Bedingungen im Einzelfall sowie den Umgang mit der aktuell gestärkten Eigenverantwortlichkeit der lokalen Akteure ankommen. Aktivitäten wie Sprechen und Singen spielen beim Infektionsgeschehen eine besondere Rolle. Lautes Sprechen und Singen sollte aufgrund der verstärkten Tröpfchenbildung, die auch über größere Distanzen verbreitet werden können, vermieden werden. Den Beteiligten sollte also bewusst sein, dass das potentielle Verbreitungsrisiko gerade in dem Kontext besonders hoch sein kann.

Dem Singen im Chor ist eigen eine körperliche Nähe. Auch laues Sprechen und Singen und engere Distanzen prägen Chorproben und Auftritte. Nicht zu verkennen ist, dass auch ein Singen bei größeren Distanzen nicht unmöglich ist. Bei einem Chor mit 80 Aktiven bräuchten man dann aber einen großen Saal oder eine Halle.

Für mich, der ich aktiver Sänger bin, Verantwortung als Justiziar zweier Chorverbände trage, sind die Empfehlungen nicht akzeptabel. Es gilt für mich - Stand 14.05.2020 - nach wie vor folgendes: Die Positionen berücksichtigen aus meiner Sicht nicht hinreichend die hinlänglich bekannten RKI-Risikoprüfungskriterien. Diese sind nachlesbar unter www.rki.de. In jedem Fall hat bei „ Versammlungen, auch bei Chorproben seitens eines jeden Vereinsvorstandes „eine Prüfung der RKI- Kriterien – wie nachfolgend  dargestellt – zu erfolgen.

1. Erwartete Anzahl der teilnehmenden Personen
2. Struktur des Aufenthalts und der örtlichen Gegebenheiten ( Stehräume, Sitzplätze, besondere Enge, Halle, Beengte Räume, Außengebiet, Belüftung etc.)
3. Erwartete Teilnahme von Personen aus Risikogebieten
4. Kontaktsituationen ( face-to-face-Kontakt, Vielfalt an Gesprächspartnern)
5. Hygienesituation

Zu berücksichtigen sind wesentlich auch das Alter der Sängerinnen und Sänger. So haben „ältere Männerchöre“ ganz andere Risiken als Kinder- und Jugendchöre, Pop- und Gospelchöre. In den Positionen fehlt  jegliche altersbezogene Betrachtung. Aus meiner Sicht müsste – wenn man überhaupt ein solches Konzept entwickeln will – auch eine altersbezogene Prüfung erfolgen. Der Fall des Domchors Berlin (https://www.berliner-kurier.de/kiez/32-corona-faelle-allein-in-berliner-domchor-li.80630) sollte für uns – auch wenn es weh tut – Mahnung genug sein, aktuell gerade nicht zu singen. Es ist nach wie vor „ allerhöchste Vorsicht“ geboten.

Vergleichbare Fälle können hier nachgelesen werden:
https://www.ndr.de/kultur/musik/Wie-riskant-ist-Chorsingen-in-Zeiten-von-Corona,coronasingen100.html
https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-virtuelle-chorproben-in-der-coronakrise-bald-auch.2849.de.html?drn:news_id=1126531

Schlussendlich müssen wir  gerade jetzt „noch“ klar wahrhaben, was wir nicht wahrhaben wollen: Die Gesundheit unserer Sängerinnen und Sänger geht klar vor der Ausübung unseres Hobbys,  dem Singen im Chor. In einigen Wochen werden wir auch wieder im Chor singen. Woche für Woche müssen wir das neu prüfen und entscheiden!"

Malte Jörg Uffeln
Gründau

Hinweis der Redaktion: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen oder nicht zu publizieren. Online eingesandte Leserbriefe werden nicht direkt veröffentlicht, sondern zuerst von der Redaktion geprüft. Leserbriefe sind immer mit dem Namen und der Anschrift des Autors zu versehen und spiegeln die Meinung des oder der Autoren wider. Die E-Mail-Adresse zur Einsendung von Leserbriefen lautet Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


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