Kreativer Umgang der Politik mit Corona- Werten

Leserbriefe
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Zur Corona-Lage äußert sich VORSPRUNG-Leser Michael Neitzer in einem Leserbrief.



"Der MKK gibt als Sieben- Tage Inzidenz Stand 30.11. einen Wert von 221 pro einhunderttausend Einwohner an. Auf Twitter1 kann – nach einigem Suchen - der tatsächliche Inzidenzwert für Hanau ebenfalls Stand 30.11. nachgelesen werden, und zwar mit 335 pro einhunderttausend Einwohnern. Absolut besorgniserregende Zahlen für den MKK, aber noch viel mehr für Hanau! Statt aber zu handeln, verbirgt Oberbürgermeister Kaminsky (SPD) die Stadt Hanau in der Statistik des Main Kinzig- Kreises. Kein Wort mehr darüber, die Hanauer Bürger schützen zu wollen, wie er das noch bei Inzidenzen von unter 50 pro einhunderttausend pressewirksam verkündet hatte. Rechnet man Hanau einmal aus dem MKK heraus, so ergibt sich für den MKK lediglich eine Inzidenz von 185, was etwas über dem Bundesdurchschnitt wäre, aber jedenfalls unter der 200er – Marke für den Erlass massivster Beschränkungen.

Mit einer Inzidenz von 335 ist Hanau aber faktisch gleichauf mit Passau und noch vor Nürnberg. Wäre Hanau kreisfrei, müsste die Stadt zwingend in einen vollständigen Lockdown gehen – incl. Schul- und Kindergartenschließungen, Ausgangssperre usw. Was passiert aber – nichts. Damit folgt er offensichtlich der Haltung des Ministerpräsidenten. Zu drohenden Schulschließung hat der Ministerpräsident Bouffier in seiner Pressekonferenz (Hessenschau Do, dem 26.11 um 19:300 Uhr) ausgeführt, Schüler seien am Infektionsgeschehen „nur mit 0,1Prozent“ und Lehrer „nur mit 0,32 Prozent“ beteiligt und aufgrund dieser „sehr geringen Beteiligung“ seien keine weiteren Maßnahmen notwendig.

Wie wir alle inzwischen gelernt haben, wird das Infektionsgeschehen aber nicht in Prozent angegeben und eingeschätzt. Hier führt Herr Bouffier einfach mal selbständig und völlig unwissenschaftlich neue Bewertungseinheiten ein, eine reine Augenwischerei. Was sich so klein anhört „0,1 Prozent“ Schüler sind tatsächlich 100 von einhunderttausend und „0,32 Prozent“ der Lehrer sind tatsächlich 320 von einhunderttausend. An diesen Zahlen müssen die Maßnahmen ausgerichtet werden, und jeder weiß inzwischen, was sie bedeuten. Damit wäre Hybrid- Unterricht oder sogar Schließung zwingend erforderlich. - Aber was passiert? Schüler und Lehrer werden mit diesen Zahlenspielen – man muss es tatsächlich so sagen – geradezu vorsätzlich Infektionen ausgesetzt . (das gilt ebenso für Kindergärten).

Warum wird zu solchen Zahlenspielen gegriffen, die das Infektionsgeschehen nur verschleiern, anstatt zu handeln und es aktiv zu begrenzen. Sollte hier etwa Priorität sein, die Wirtschaft um wirklich jeden Preis am Laufen zu halten? Das einzige, was nicht wundert, ist, dass die Infektionszahlen so nicht nach unten gehen. Und Infizierte gehen nicht arbeiten und auch nicht einkaufen. Am Ende wird das Corona- Virus Herrn Ministerpräsident Bouffier und Herrn OB Kaminsky einen Strich durch ihre Rechnung machen. Nur zahlen dafür müssen die Bürger, und zwar mit ihrer Gesundheit. Richtig wäre, einen vollständigen Lockdown umzusetzen und erst mit zunehmender Impfung Zug um Zug wieder aufzuheben."

Michael Neitzert
Hanau

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