Die Stadthalle Gelnhausen ist ein Schwarzbau

"Da wird vom Bürgermeister Glöckner per Pressemitteilung nonchalant ausgeführt, dass eine Bauwerksprüfung der Hallen schon im Mai 2018 beauftragt wurde – und damit ebenso eingeräumt, dass das Ergebnis bis heute, das heißt drei Jahre lang, erfolgreich der Öffentlichkeit vorenthalten wurde. Es könnte – rein hypothetisch – auch sein, dass die 2018 beauftragte Bauwerksprüfung auf einen entsprechenden Erlass des Innenministers zur Überprüfung aller Hallen im Zusammenhang mit dem Einsturz der Eissporthalle Bad Reichenhall mit 15 Toten im Jahr 2006 zurückgeht – es also nur läppische 12 Jahre bedurfte, bis das Bauamt Gelnhausen hier tätig wurde.

Ebenso nonchalant teilt Herr Bürgermeister Glöckner mit, dass für die Stadthalle seit 38 Jahren keine Bauendabnahme vorliegt. Anders formuliert: Die Stadthalle ist bis heute ein Schwarzbau! Getoppt wird das nur noch mit der Aussage, dass 'heute nicht mehr nachvollziehbar' wäre, warum das so gekommen ist.

Da habe ich zwei Tipps für den Bürgermeister: Jeder Häuslebauer weiß, dass erst alle Auflagen erfüllt sein müssen, bis sein Haus eine endgültige Abnahme erhält. Also gibt es vermutlich nicht abgearbeitete Auflagen, die sich sicher in den Planungsordnern der Stadthalle finden lassen – es sei denn, diese sind zufällig gerade nicht auffindbar. Ein Schelm, wer da an die seltsamerweise ebenfalls seit 38 Jahren nicht auffindbaren Prüfungsunterlagen der Brandschutzklappen denkt.

Tipp 2: Ein altgedienter Mitarbeiter der Bauverwaltung Gelnhausen, der seinerzeit als junger Architekt den Bau der Stadthalle persönlich begleitet hat, wurde doch gerade in den Kreisausschuss gewählt. Der Main-Kinzig-Kreis gibt der Stadt Gelnhausen sicher gern Auskunft, warum die Stadthalle (und eventuell die ein oder andere HVG-Halle) bis heute nicht abgenommen wurden und warum die Bauverwaltung Gelnhausen das 38 Jahre lang nicht gemerkt hat. Aber die Bauverwaltung hat ja seit 40 Jahren keinen Fehler gemacht (Zitat SPD) und so gibt es sicher eine vernünftige Erklärung.

Spaß beiseite: Ohne bauaufsichtliche Freigabe hätte die Versammlungsstätte Stadthalle Gelnhausen mit einem Fassungsvermögen bis 650 Personen sitzend und 1.200 Personen stehend niemals in Betrieb gehen dürfen. Ohne funktionsfähige Brandsicherheitseinrichtungen (z. B. Brandschutzklappen) hätte die Stadthalle ebenfalls niemals in Betrieb gehen dürfen, sondern hätte vom Betreiber im Gegenteil unverzüglich geschlossen werden müssen. Ohne regelmäßige Prüfung der stationären elektrischen Anlagen nach dem Gerätesicherheitsgesetz hätte der Betrieb ebenfalls sofort eingestellt werden müssen. Die Tribüne der Herzbachhalle ist bis heute statisch nicht abnahmefähig. Das alles waren zentrale Aufgaben der Facilitymanagerin und des Geschäftsführer der Hallen- und Veranstaltungs-GmbH. Nachdem mir diese Versäumnisse im Laufe der Zeit aufgefallen waren und ich Änderung verlangt habe, wurde ich - genauso wie mein Vorgänger - fristlos gekündigt."

Michael Neitzert
Hanau

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