Freigericht: Bau einer Windkraft-Indus­trie-Anlage ablehnen

Leserbriefe
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Den geplanten, aber noch nicht beschlossenen Bau von Windkraftanlagen im Freigerichter Wald kommentiert VORSPRUNG-Leser Gerhard Benzing in einem Leserbrief.



"Der Klimawandel bedroht nicht nur ferne Inseln z.B. in Indonesien, er ist auch in Deutschland angekom­men. Wir alle sind aufgerufen und verpflichtet, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um Gefahren abzuwenden und Schäden durch den Klimawandels zu verhindern. Kein Land, keine Stadt und auch kein Landkreis darf sich davor drücken, Maßnahmen zu ergreifen, um klimaneutral zu werden.

Eine der geeigneten Maßnahmen sind Windkraftanla­gen, die elektrischen Strom nahezu CO2-frei erzeu­gen. Nur man darf nicht vergessen, diese riesigen In­dustrieanlagen (es sind keine Windparks, die der Er­holung dienen) haben auch gravierende Nachteile:
sie erzeugen Lärm (Infraschall etc)
sie stören das Landschaftsbild erheblich
sie zerstören den Erholungswert unseres Wal­des
sie beeinträchtigen die Flora und Fauna, ja das ganze Ökosystem Wald
sie vernichten Immobilienwerte unserer Bür­gerinnen und Bürger in allen Ortsteilen.

Windräder werfen Schlagschatten und beein­trächtigen das Wohlbefinden der Menschen

Diese schwerwiegenden Probleme darf man nicht verharmlosen (einmal gebaut, stehen diese Windrä­der Jahrzehnte in unserem Wald), man darf sie nur dann in Kauf nehmen, wenn es keine andere Möglich­keit gibt, das Ziel CO2-Freiheit zu erreichen. Diese Nachteile und Probleme müssen aber gesamt­gesellschaftlich gerecht auf alle Länder, Landkreise, Städte und Gemeinden verteilt werden. Der Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat in einer Pressekonferenz am 11. Januar 2022 erklärt, die Länder müssten 2 % ihrer Fläche für Wind- und Solarkraft freigeben, dies werde er ge­setzlich festschreiben lassen. Er erklärt auch, nur die Länder Hessen und Schles­wig Holstein kämen diesem Ziel sehr nahe. Es gibt also noch viel zu tun für die restlichen Bundesländer,

Es ist auch bekannt, dass unser Landrat Thorsten Stolz und 16 Bürgermeister (auch Bürgermeister Dr. Albrecht Eitz) aus dem MKK schon 2019 eine Resolu­tion gegen den „sachlichen Teilplan Erneuerbare Energien“ des Landes Hessen unterzeichnet haben. Sie beklagen, dass der MKK überproportional mit Windrädern belastet ist, während in anderen Landkreisen mit für Windkraftanlagen geeigneten Flächen kaum Vorrangflächen ausgewiesen wurden. Beispiel: Im Taunus, wo die Städte Bad Homburg, Kronberg und Königstein etc. liegen und wo die Rei­chen und Superreichen aus Frankfurt sich in ihren Villen vom Normalbürger abschotten, soll sich mög­lichst kein Windrad drehen und die Aussicht ver­schandeln, obwohl dort die Windgeschwindigkeit größer ist als im windschwachen Freigericht. Der MKK hat die Verpflichtung, 2% seiner Fläche für erneuerbare Energen zur Verfügung zu stellen, erfüllt.

Ich frage die Gemeindevertreter in Freigericht: war­um wollen Sie ihren Bürgern ohne Not die oben be­schriebenen Schäden und Nachteile zu ordnen, wäh­rend andere Landkreise und Kommunen erkennbar nur die Vorteile für sich reklamieren? Etwas scherzhaft frage ich, warum steht in Frankfurt nicht auf jedem Hochhaus ein Windrad mit 250m Höhe? Dort kann sicherlich mehr Windenergie geerntet werden als im windschwachen Freigericht.

Für die geplante Windkraft-Industrie-Anlage (Wie schon gesagt: Es handelt sich nicht um einen Park, wie er an der Grundschule in Neuses steht) sind mehr als 8 ha unseres schönen Waldes vorgesehen. Hinzu kommen noch umfangreiche Flächen für weite Transportwege. Die ausgewählte Fläche liegt in einer Schwachwind­region. Dort herrscht eine Windhöffigkeit (Windge­schwindigkeit) von 5,75m/s. Wäre sie geringer, würde man dort kein Windrad bauen, es wäre nicht rentabel. Vor 10 Jahren wurde die in Frage stehende Fläche noch für ungeeignet erklärt. Heute baut man die Windräder 100m höher, nämlich etwa 250m hoch (Zum Vergleich: der Kirchturm in Neuses ist 45m hoch, der Kölner Dom hat eine Höhe von 157m). Die geplanten Windräder in der Sölzert werden sich nicht im Wald verstecken, sie werden die Ansicht Freige­richts dominieren. Die berechtigten Bedenken vieler Bürger will man zerstreuen und sie am finanziellen Gewinn beteiligen. Ich frage, wie hoch wird wohl der Gewinn in einem Schwachwindgebiet sein? Oder sind es doch eher Verluste, die ohne Subventionen hier eingeholt wer­den?

Das RWI-Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen hat in einer Studie ermittelt, dass Immobilien in der Umgebung von Windkraftanlagen etwa 7,1 %, in ungünstigen Fällen 23% an Wert verlieren. Ich weiß nicht wieviele Häuser in Freigericht betroffen sind, aber bei einem heutigen Durchschnittswert eines Einfamilienhauses von 300.000 bis 400.000 € beträgt bei einem 10%igen Wertverlust der Häuser -vor allem in Neuses- die Wertminderung zwischen 30.000 und 40.000€.

Ich frage Sie, die entscheidungsbefugten Parlamen­tarier: Steht diese Wertminderung der Immobilien der Freigerichter Bürger im Verhältnis zu den erhofften Pachteinnahmen, für die Gemeinde? Der MKK hat seinen Beitrag für die Klimawende ge­leistet und er erfüllt das 2-Prozent-Ziel, das für alle Bundesländer gilt. Ich bitte alle Gemeindevertreterinnen und Gemein­devertreter, sich den beschriebenen Argumenten zu öffnen. Fragen Sie sich: Ist es richtig ist, dass im MKK über die 2% Verpflichtung hinaus im Freigerichter Wald Windkraftanlagen errichtet werden? Sie muten unseren Bürgern die beschriebenen Probleme und Nachteile zu, während andere Landkreise in Hessen sich zurücklehnen und ihre Bürger davor schützen. Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Bürger Freigerichts wahr und lehnen Sie den Bau der geplanten Windkraft-Industrie-Anlage in unserem Wald ab.

Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, sprechen Sie mit den Gemeindevertreterinnen und Gemeindever­tretern und fordern diese auf, verantwortungsbe­wußt zu handeln und den Bau einer Windkraft-Indus­trie-Anlage in unserem Wald abzulehnen."

Gerhard Benzing
Freigericht

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