Wald und Windkraftanlagen nicht gegeneinander ausspielen

Leserbriefe
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In der Debatte über den Ausbau von Windkraftanlagen im Main-Kinzig-Kreis meldet sich VORSPRUNG-Leserin Helga Koch mit diesem Leserbrief zu Wort.



"Im Mai 2022 wurde in der heimischen Presse ein Beitrag der Naturenergie Main-Kinzig GmbH veröffentlicht mit dem Titel „In doppelter Hinsicht in die Natur investiert“. Darin werden am Beispiel Roßkopf/Lohrhaupten ausführlich die zu beachtenden Auflagen und Bedingungen beim Bau von Windkraftanlagen (WKA) im Wald beschrieben. Beim Lesen könnte man sogar zu der Auffassung gelangen, dass durch den Bau von WKA im Wald nur Gutes mit der Natur geschieht und am Ende womöglich gar kein Wald geopfert werden muss. Hier ist Widerspruch nötig.

Zunächst kann nicht hingenommen werden, dass die Natur gegen WKA ausgespielt wird. Dies genau ist jedoch der Fall, wenn zwischen Beiden ein Vergleich alleine zur CO2-Einsparung vorgenommen wird: Ein Hektar Wald „spare“ (angeblich) im Jahr 13 Tonnen CO2, während eine WKA der Mega-Watt-Klasse pro Jahr rund 5.500 Tonnen CO2 – also das 400-Fache einspare. Und genau hier setzt meine Kritik an. Warum werden keine Vergleiche mit anderen wichtigen Eigenschaften des Waldes angestellt. Diese gilt es nachzuholen: Der Wald ist in der Lage, über die Fotosynthese aus CO2 den zum Leben benötigten Sauerstoff für Mensch und Tier zu produzieren. Was kann in dieser Hinsicht ein Windrad leisten: NICHTS. Der Wald ist in der Lage, Wasser zu speichern, Grundwasservorräte zu bilden und die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Was können hier WKA leisten: NULL. Wälder dienen als Filter für Fremdstoffe in der Luft und als Barrieren für vielerlei Lärmquellen und die WKA? Auch NULL. Im Gegenteil: WKA erhöhen durch ihre riesigen Betonfundamente noch das Risiko einer sicheren Trinkwasserversorgung, indem sie das Einsickern von Regen in den Boden an WKA-Stellen verhindern und natürliche Klüfte zerstören. Der Wald ist ein wertvolles Geschenk der Natur, das für den Ausgleich von Temperatur und Luftfeuchtigkeit gerade bei extremen Witterungsverhältnissen sorgt. Und wo ist hierbei der Beitrag von WKA? Wiederaufforstungen helfen vielleicht in 30, 40, 60 Jahren. Ich erkenne bei WKA keinen Vorteil außer der Stromgewinnung aus Windkraft, die noch nicht einmal grundlastfähig ist, heißt: die keinen Strom produzieren kann, wenn kein Wind weht.

Fazit: Unsere Wälder, insbesondere die des Spessart und des Main-Kinzig-Kreises sind nicht mit weiteren WKA zu belasten. Wir im Main-Kinzig-Kreis haben zudem bei der Flächennutzung für die Windkraft unser Soll (2 % der Fläche) längst erreicht. Bei Vergleichen - wie hier zwischen Wald und WKA – ist daher nicht nur eine Eigenschaft heranzuziehen, sondern zwischen allen Vor- und Nachteilen abzuwägen. Eine andere Vorgehensweise hinkt immer, gibt lediglich ein Zerrbild und ist nicht förderlich für eine objektive Betrachtung auch unter Nachhaltigkeitsaspekten. Zudem ist in Fachkreisen längst bekannt, dass Wald den Wind in hügeligem Gelände bremst (Windhöffigkeit) mit allen, auch wirtschaftlichen Konsequenzen."

Helga Koch
Bad Orb

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