"Im Hanauer Anzeiger vom 21.10.2022 musste man folgendes lesen, was ich nicht anders als eine Horrormeldung bezeichnen kann: 'Der Marktplatz wird derzeit nämlich nicht nur saniert […], sondern es wird sich auch das äußere Erscheinungsbild des Platzes ändern. ''Einige Parkplätze fallen weg, es gibt mehr Platz für die Gastronomie und aus dem alten Brunnen wird ein modernes Fontänenfeld'', erläuterte Wißner die Umbaupläne.' Von einem Fontänenfeld war vorher in der Planung nie die Rede.

Bei der Gestaltung des historischen Marktplatzes finde ich einen Aspekt besonders bedeutsam: es geht um Identität und Aufenthaltsqualität. Beides sind natürlich sehr individuelle Themen, bei denen es nie gelingen wird, alle Vorstellungen und Wünsche mit hineinzunehmen. Deshalb sehe ich das Thema Identität auch mehr auf die Stadt bezogen als auf die einzelnen Bürger.

Hier ist festzuhalten, dass Windecken eben über Jahrhunderte selbst Stadt war, und nicht bloß Stadtteil. Dieses 'Stadtsein' hängt aufs Engste mit dem Marktplatz zusammen: die Verleihung der Stadtrechte 1288 erfolgte gleichzeitig mit der Einrichtung des Marktrechtes. Es ist insofern gewiss konsequent, wenn die Stadt Nidderau ihre Identität ebenfalls durch einen Platz auszudrücken versucht, nämlich den sogenannten 'Stadtplatz' am Forum in der neuen Mitte. Gerade weil dieser Platz mit seiner Anlage und Gestaltung eine Eigendarstellung des 'modernen' Nidderau realisiert, erscheint es mir ebenso konsequent, den Markt in der Altstadt auf das Selbstbild der alten Stadt Windecken auszurichten. 

Somit wären solche Möblierungen und Gestaltungselemente, die man auf einem als 'modern' oder 'urban' empfundenen Platz einsetzen würde, auf dem historischen Marktplatz völlig deplatziert. Ein 'modernes Fontänenfeld' passt da überhaupt nicht! Überhaupt gilt es zu beachten, dass ein historischer Marktplatz (auch wenn er seinen eigentlichen Zweck, nämlich den eines Marktes, weitgehend verloren hat, bzw. ihm entzogen wurde) einerseits kein Parkplatz, aber andererseits auch kein Park sein will. Möchte man in Windecken im Grünen sitzen und Spielmöglichkeiten für Kinder eröffnen, sollte man sich mit dem Wärtchen oder den 'Linnebääm' befassen. Der Marktplatz muss ein Platz sein.

Aufenthaltsqualität wird in erster Linie durch die Angebote der Anwohner geschaffen, also durch Gastronomie, Sitzplätze, Freizeitangebote, Einkaufsmöglichkeiten. Meiner Meinung nach kann es nicht allein Aufgabe der städtischen Gestaltung sein, diese Qualitäten zu herzustellen. Diese kann den Raum dafür schaffen, Entwicklungen begünstigen, aber nicht vorgeben!

Nidderau zeigt seine ganze Bandbreite und Vielseitigkeit am besten dadurch, dass verschiedene Plätze in den nunmal sehr verschiedenen Stadtteilen auch verschiedenen Charakter haben. Wer Freude an 'modernem' Ambiente hat, möge auf den Stadtplatz gehen; wer nach 'German Gemutlickeit' sucht, gehe auf den Marktplatz in der Altstadt.

Schon jetzt kann man davon ausgehen, dass beide Möglichkeiten ihre Freunde finden werden. Sie sollten sich aber nicht vermischen, sondern klar Farbe bekennen."

Diez Eichler,
Windecken (Altstadt)

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