Trinkwasser in Gründau: Wer trägt die Verantwortung?

Leserbriefe
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Zur erneuten Chlorung des Trinkwassers in Gründau (wir berichteten) äußert sich VORSPRUNG-Leser Josef Mistetzky in diesem Leserbrief.



"Wie ist es möglich, jahrelange Gefährdung hinzunehmen, ohne die Ursachen zu ergründen? Liegt es an der Gesellschaftsstruktur, in der Macht und Geld-Süchtige Menschen, konform studierte Fachidioten und Plan los wie Gewissen frei agierende Polit-Profis sich für Ausbeutung und Bereicherung verbünden? Indem sie sich vor Interessen beugen, die Wirtschaftslobbyisten ihnen vorgeben, deren Wurzeln noch im Kolonialismus und von Religion und Adel beeinflussten Regeln festsitzen, welches einem unendlich wirkenden Weltbild im grenzenlosen Wachstumswahn folgt? Ich bin Laie, aber nicht verblödet, wie manche Agitatoren die ausufernd schwafeln, ohne Tacheles zu reden, es sein denn, es geht darum, von ihrem Versagen, ihren Verbrechen abzulenken, indem sie Opferlämmer beschuldigen, um ihnen allen Unbill anzulasten, wie einst 'der Führer' vor rund hundert Jahren.

Ich will wissen, wie es möglich ist, dass 'Krankenhauskeime' im Trinkwasser des Main-Kinzig-Kreises jahrelang vorhanden sein können, ohne dass man die Ursachen dafür klärt und offenlegt. Im wertvollen, dem Vogelsberg geraubten Tiefenwasser können sie nicht vorkommen, denn dies ist im Laufe der Jahrhunderte durch langsames Versickern gefiltert, in Zeiten entstanden, wo es keine massenhafte Antibiotika-Verbreitung gab, an die sich Keime hätten anpassen können. Bleibt also nur oberflächennah gefördertes Grundwasser, welches über medikamentös verseuchten Klärschlamm und den massenhaft verwendeten Bioziden und Insektiziden sich dem entsprechend angereichert hat, dass es auch für Menschen lebensbedrohend werden kann. Damit braucht es eine genaue Überprüfung der Abwässer in den Kläranlagen und ein unschädlich machen der Keimbelastung im Sammelbereich, auch wenn es hier natürlich Probleme mit den Millionen Mitarbeitern (Abwasser reinigende Bakterien) gibt, die unser Klärwasser unentgeltlich von biologischen Müll befreien.

Diese dürfen natürlich nicht geschädigt werden, weil sonst der ganze Prozess zusammen bricht. Aber wie kommen die Krankenhauskeime zur Kläranlage? Relativ normal über den Kanal. Können wir uns das in Zukunft noch leisten? Bedeutet diese Erkenntnis, dort, wo massenhaft Antibiotika eingesetzt wird (Krankenhäuser, Altenheime, Tierhaltung in Mastbetrieben) braucht es eine Entkeimung vor der Einleitung in das öffentliche Kanalsystem? Aber sicher!

Es macht doch keinen Sinn, die Schadstoffe mit anderen Wasser zu verdünnen in der dümmlichen Hoffnung, so werden sie unschädlich. Antibiotikaresistente Keime werden geradezu gezüchtet in unseren Kläranlagen. Nicht, weil die Kläranlagen schlecht sind, sondern lediglich überfordert mit der Masse an Abwasser, welches sie regelrecht flutet und nicht ausgelegt sind, gegen antibiotikaresistente Keime. Wenn bei Starkregen 40, 60, 80 oder 100 Liter auf jeden Quadratmeter herunterprasseln, macht das auf einer Gemarkung von 28 Quadratkilometern (Schöneck/Niederdorfelden und 100 Liter) einen Regenmenge von 2.800.000.000 Milliarden Litern (2.8 Millionen m³) aus. Wenn davon nur ein Fünftel auf versiegelte Fläche fällt und davon die Hälfte direkt in Bäche und den Fluss geschwemmt wird, bleiben nach so einem Regenguss ca. 280.000 Kubikmeter die Keller und Straßen überfluten und zum großen Teil auch die neue Kläranlagen mit den neuen Speicherbecken (500 und 800 m³).

Wie sieht es diesbezüglich in Gründau und Umgebung aus?
Was kommt da vom Himmel und aus den Klospülungen?
Wo landet das ganze Wasser und wie wird damit umgegangen?
Wie achtlos gehen wir hier mit unserer Lebensgrundlage, dem Wasser um?
Wer trägt da die Verantwortung und wie kann man dabei helfen?

Recht einfach. Problem-Analyse, Ursachen-Findung, Schadstoff-Minderung und Klärung dort, wo sie verwendet werden. Bedeutet konkret: Konsequente Trennung der Abwässer vom Regenwasser. Keimprüfung im Klärbecken der Krankenhäuser, Altenheime und in Betrieben mit Massentierhaltung. (ach, gibt es nicht? Na dann aber ran und entsprechende Vorgaben machen.) Erst nach konzentrierter Entkeimung darf die Einleitung ins öffentliche Kanalnetz erfolgen. Hierzu braucht es Kontrollen, die sicher vor Bestechung sind, sonst werden hier notwendige Investitionen und Kosten mit der Portokasse umgangen. Dafür braucht es verantwortungsbewusste Volksvertreter, die nicht blind darauf vertrauen, das ihnen Gott helfen werde, sondern mit offenen Augen die anstehenden Probleme angehen, um die Bevölkerung in Zukunft wirksam und kostengünstig zu schützen."

Josef Mistetzky
Niederdorfelden

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