Sammelband „Unter der Sonne Homers“

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Der Germanist Hans-Wolfgang Bindrim aus Schlüchtern teilt mit, dass er sein viertes Buch veröffentlicht hat.



Bei AT Edition, Münster, ist der Sammelband „Unter der Sonne Homers“ (ISBN 978–3–89781–272–7) erschienen, der die Performance „Penthesilea, Königin der Amazonen“, die Gedichte „Griechischer Zyklus“ mit Anhang und den Essay „Der antike Prometheus-Mythos“ beinhaltet. Das Buch, dem eine zum Teil kommentierte Bibliographie („Literatur“) beigegeben ist, umfasst 104 Seiten und kostet 19,90 Euro. Das Tanz-Stück „Penthesilea“ hat Bindrim im Februar 2020 für Monica Opsahl (Ballettsaal Schlüchtern) geschrieben, die 2018 nach seinem Pantomime-Text „Trachten nach dem Ganzen heißt Liebe“ (Platons Kugelmenschen-Mythos) die Performance „Soulmates“ mit ihrer Tanzkompanie „Artodance“ beim „LandArt-Festival“ in Schlüchtern choreografiert hat. Opsahl freut sich über das neue Stück, das ihr gewidmet ist und dessen „schöne Sprache“ sie auf sich wirken lassen will, um in aller Ruhe über eine Inszenierung nachzudenken.

Die Amazonen sind Kriegerinnen, die Pferde so geschickt und wild reiten, als ob sie mit ihnen verwachsen wären, und die mit Pfeil und Bogen, mit Doppelaxt und Schild keine Kämpfe scheuen. Sie führen ein freies Leben im Einklang mit der Natur und gehören keinen Männern an. Ares, der Kriegsgott selbst, soll Otreres Töchter Penthesilea und Hippolyte gezeugt haben. Unter den Helden auf dem Schlachtfeld vor Troja ragt Achilleus hervor, den Penthesilea im Kampf überwinden und als Gefangenen nach Themiskyra führen will, um mit ihm im Tempel der Artemis das Liebesfest zu feiern.

Die Penthesilea-Sage setzt dort ein, wo Homers Epos „Ilias“ aufhört: Achilleus tötet im Zweikampf Hektor, weil dieser seinen Freund Patroklos im Kampfgewühl vor Troja getötet hat. In den Skythischen Wäldern bricht Penthesilea mit einer berittenen Schar wild entschlossener Amazonen auf, um König Priamos und den Trojanern beizustehen. Heinrich von Kleist gestaltet in seinem Trauerspiel „Penthesilea“ (1808) die Hass-Liebe zwischen der Königin der Amazonen und dem griechischen Helden, den „Kampf der Geschlechter“, und gewährt einen dionysischen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. Achill und Penthesilea kennen nichts anderes als Krieg und begegnen sich als Krieger und Kriegerin auf dem Schlachtfeld.

Was Bindrim in einer „Vorrede“ autobiographisch, geistes- und literaturgeschichtlich ausführt, steht als Hintergrundinformationen in einem Zusammenhang und dient dem besseren Verständnis des Stückes. Er löst sich bei seiner dramatischen Behandlung des Stoffes von Kleist und geht hinter ihn zurück, indem er auch die Vor-Geschichte in Szene setzt. Auch lässt er einen Heutigen auftreten, der angesichts unserer Erfahrungen kritische Fragen stellt. Überdies räumt er im Stück selbst mit einem Vor-Urteil auf: Die Amazonen werden von den antiken Dichtern und Schriftstellern, auch noch von Kleist als „Busenlose“ beschrieben, weil die rechte Brust der Mädchen mit glühendem Eisen versengt worden sein soll: Denn diese sei später in vollem Wuchse beim Spannen des Bogens hinderlich. Doch schon die antiken Künstler haben in ihren Darstellungen die leicht bekleideten Kriegerinnen stets mit beiden Brüsten gezeigt, zumeist sogar nackt.

Die antiken Mythen bieten „Ur-Muster“ der menschlichen Existenz, weil die Natur und – auch zum Teil – die Umstände des Menschen sich im Laufe der Geschichte kaum verändern. In Tanz-Stück, Gedicht und Essay wird ein spannender Dialog zwischen Antike und Moderne, zwischen Modell und Variation geführt. Das Gedicht „Dionysos“ verrät im aktuell eingefügten Untertitel: „Zu Friedrich Hölderlins 250. Geburtstag am 20. März 2020“ und fragt nach dem Verhältnis zwischen dem griechischen Gott mit einem Blätter- und Früchtekranz und dem Gekreuzigten mit einer Dornenkrone. Der lyrische Zyklus, in dem ein Heutiger ausgewählte Figuren der antiken Mythologie von außen anspricht oder unter ihrer Maske von innen redet, klingt schließlich mit dem Gedicht „Gethsemane“ aus. Im „Prometheus“-Essay wird die Frage aufgeworfen, inwieweit der an einem Felsen angekettete Titan mit einem Nagel in der Brust als Präfiguration des Gekreuzigten auf Golgota zu verstehen ist.

Hans-Wolfgang Bindrim M.A., geboren 1960 in Schlüchtern (Hessen), studierte Neu- und Altgermanistik und Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität. Er ist Privatgelehrter und arbeitet als Nachhilfelehrer, Korrektor und Lektor.

Hans-Wolfgang Bindrim: „Unter der Sonne Homers – Drei Versuche im antiken Mythos: Penthesilea (Performance), Griechischer Zyklus (Gedichte) und Prometheus (Essay)“. Münster: AT Edition 2020. 104 S. 19,90 Euro. (ISBN 978–3–89781–272–7)


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