Valerie Fritsch erhält den Brüder-Grimm-Preis

Literatur
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Mit dem Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau 2020 wird Valerie Fritsch aus Graz für ihren Roman "Herzklappen von Johnson & Johnson" ausgezeichnet.



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Die Jury mit Literaturkritikerin Beate Tröger, der amtierenden Preisträgerin Dr. Barbara Zoeke, Literaturprofessor Dr. Heiner Boehncke, dem ehemaligen Vorsitzenden des hessischen Bibliotheksverbandes Aloys Lenz MdL a.D. und dem Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Professor Dr. Ernst Osterkamp, votierte Anfang September 2020 - nach eingehender Diskussion der eingereichten Veröffentlichungen - einstimmig für das im Suhrkamp Verlag erschienene Werk. Der Magistrat bestätigte in seiner letzten Sitzung diese den Jury-Entscheid zur Verleihung des Preises, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Die öffentliche Preisverleihung durch Oberbürgermeister Claus Kaminsky wird unter Corona-Bedingungen am Freitag, 20. November 2020, 20 Uhr, im Kulturforum Hanau erfolgen. "Der Roman "Herzklappen von Johnson & Johnson", erzählt in einer Prosa von hoher atmosphärischer Dichte und mit einer an der Präzision der Photographie geschulten Genauigkeit der Wahrnehmung die Geschichte einer Familie über drei Generationen hinweg", schreibt die Jury in ihrer Begründung. Mit großem Gespür für Klang und Rhythmus der Sprache schildere Valerie Fritsch "in trennscharfen Bildern die Wirkungen des Schweigens und vergegenwärtige die Notwendigkeit des Schmerzes im Leben: ausdrucksstark, lebensnah und mit beeindruckender Sensibilität für seelische Schattierungen."

Valerie Fritsch wurde 1989 in Graz geboren, hat angewandte Fotografie studiert und bezeichnet sich selbst als Schriftstellerin, Polaroidphotographin und Reisende.  Sie hat bisher Romane, Erzählungen, Essays und Gedichte veröffentlicht. Ihr Schaffen wird stark durch eine intensive Reisetätigkeit beeinflusst und sie verbringt sechs bis sieben Monate im Jahr im Ausland. Für die Recherche ihres  Romans "Herzklappen von Johnson & Johnson" reiste Fritsch 16.000 Kilometer mit dem Auto von Graz nach Kasachstan.

Der Klappentext beschreibt das Buch wie folgt: "Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen. Und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen, zu erzählen beginnt: vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoß, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht, als ihren Schmerz zu überwinden. Und in den Geschichten der Großmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit, die sie ihr Leben lang begleiten."

Das Buch "Herzklappen von Johnson & Johnson" von Valerie Fritsch war unabhängig vom Brüder Grimm-Preis für Literatur auch für den Deutschen Buchpreis 2020 nominiert, der kürzlich an Anne Weber für "Annette – ein Heldinnenepos" vergeben wurde. Oberbürgermeister Claus Kaminsky freut sich sehr, dass ein Werk aus dieser Shortlist auch die Hanauer Jury und den Magistrat der Stadt überzeugte. Valerie Fritsch wird den Preis nach heutigem Stand in Hanau persönlich entgegennehmen.

Foto: Valerie Fritsch (Copyright: © Martin Schwarz/Suhrkamp Verlag)


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