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Die glänzenden Haare seitlich gescheitelt und ordentlich zu einem Zopf zurückgekämmt, hält Hanna König eine Kartoffel in der Hand, die sie gerade mit einem Messer bearbeitet. Diese alltägliche Szene könnte sich auch heute noch irgendwo in einem der Häuser im Main-Kinzig-Kreis so abspielen. Tatsächlich ist das Bild, das auf dem Titel des 73. Gelnhäuser Heimatjahrbuchs „Zwischen Vogelsberg und Spessart“ zu sehen ist, Anfang der 1930er Jahre in Mernes entstanden, einem Stadtteil von Bad Soden-Salmünster.

„Essen und Trinken stehen im neuen Gelnhäuser Heimatjahrbuch im Mittelpunkt. Gerade in den entbehrungsreichen Zeiten der Jahre vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Nahrungsmittel einen ganz besonderen Stellenwert in der Bevölkerung, denn der Mangel daran prägte die Menschen dieser Zeit sehr nachdrücklich. Aus zahlreichen Schilderungen wissen wir, welche Freude ein einfaches Mahl bedeuten konnte und hier ist das Bild der jungen Hanna bestens gewählt: Denn die Kartoffel war zu dieser Zeit ein äußerst wichtiges und vielfältig einsetzbares Gemüse, das tagtäglich auf den Tisch kam“, erklärte Landrat Thorsten Stolz bei der Vorstellung des neuen Heimatjahrbuchs. Ein Großteil der mitwirkenden 45 Autorinnen und Autorinnen war zur Präsentation in den Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums in Gelnhausen gekommen, um das im Druck- und Pressehaus Naumann gedruckte Werk in Empfang zu nehmen.

Der Landrat dankte allen, die an der Erstellung des Heimatjahrbuches mitgewirkt haben: die Autorinnen und Autoren, aber auch dem Redaktionsteam um Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises. Unter Coronabedingungen sei die Zusammenarbeit nicht immer einfach gewesen. Sein Dank richtete sich insbesondere an jene Menschen, „die durch ihr Wirken, ihr Forschen und ihre Vortragstätigkeit dazu beitragen, dass Geschichte und Geschichten der Region dokumentiert werden und nicht in Vergessenheit geraten“.

„Das diesjährige Generalthema Essen und Trinken bescherte uns eine ganze Reihe von Beiträgen, es waren so viele, dass nicht alle in das Heimatjahrbuch aufgenommen werden konnten“, sagte Christine Raedler. Die Beiträge behandeln heimische Nahrungsmittelproduktion von Backwaren und Fleisch, von Kartoffeln und Wein im Wandel der Zeit. Außer den Nahrungsmitteln und ihrer Produktion werden auch die dafür zuständigen Berufe thematisiert, etwa die wirtschaftliche Entwicklung der Gelnhäuser Bäckerzunft bis in die heutige Zeit (Hans Jürgen Freund), oder es wird davon berichtet, wie während der Kriegsjahre eine Hausschlachtung in aller Heimlichkeit vor sich gehen musste (Gudrun Kneip). Es wurden aber auch traditionelle regionale Rezepte „ausgegraben“, die zum Nachbacken einladen, wie der Gewürzkuchen des Gelnhäuser Bäckers Carl Andreas Roth oder das „Kriegsbrot“ in Bieber. Vielen ist vielleicht auch nicht bekannt, dass der „Maitrank“ mit Waldmeister traditionell auch mit hiesigem Apfelwein hergestellt wurde (Dr. Helmut Weidemann). Weitere Themen des Heimatjahrbuchs behandeln die ersten demokratischen Wahlen in Lieblos im Jahr 1834 (Walter Uffelmann) oder berichten von den Auswirkungen von Naturgewalten wie einem Blitzschlag 1906 in Meerholz (Kurt Hanselmann). Naturkundlich wird der Vogels des Jahres, das Rotkehlchen, in den Mittelpunkt gerückt.

Seit 1949 gibt es das Gelnhäuser Heimatjahrbuch „Zwischen Vogelsberg und Spessart“. Aufgelegt wurde es für den „Altkreis Gelnhausen“ vom damaligen Landrat Heinrich Kreß selbst. Seit 1969 ist der Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises der Herausgeber. In der Zeit haben drei verschiedene Betriebe für die ordentliche Drucklegung gesorgt: Bis in die 80er Jahre die Firma Kalbfleisch, dann kurzzeitig die ehemalige Druckerei Geku, seit 1989 übernimmt das Druck- und Pressehaus Naumann (Gelnhausen) diese Aufgabe. Neben einem Leitthema runden jeweils die Jahreschronik, Naturkundliches, Unterhaltsames und Nützliches sowie die Daten der Altersjubilare und die neusten Daten des Main-Kinzig-Kreises das Buch ab.  Fast 50 ehrenamtliche Autorinnen und Autoren wirken an den einzelnen Ausgaben mit. Die neue Auflage ist jetzt zu erhalten im Buchhandel in Gelnhausen sowie beim Zentrum für Regionalgeschichte und im Bürgerportal im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen.

Foto: Bei der Präsentation des neuen Gelnhäuser Heimatjahrbuchs (von links): Oliver Naumann (Druck- und Pressehaus Naumann), vom Redaktionsteam Hans Kreutzer, Dr. Jürgen Ackermann, Simone Bohlender, Hans Jürgen Freund, Erwin Rückriegel und Peter Nickel. Landrat Thorsten Stolz (rechts) und Christine Raedler (Leiterin Zentrum für Regionalgeschichte, Dritte von rechts) dankten allen Beteiligten für ihr Mitwirken. Es fehlen Helga Koch und Dr. Michael Lapp.

Foto: Viele Autorinnen und Autoren haben sich wieder für die neue Ausgabe des Gelnhäuser Heimatjahrbuches engagiert, das im Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums in Gelnhausen vorgestellt wurde.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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