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Dieser Frage ging Max Czollek, Lyriker und Autor, im Congress Park in Hanau nach. Der Politikwissenschaftler setzt sich in seinen Werken „Desintegriert euch“ und „Gegenwartsbewältigung“ für eine radikale Vielfalt ein und fordert die Auflösung anhaltender Stereotype.

Den Ton setzte Czollek gleich zu Beginn der Lesung mit der Aussage aus „Desintegriert euch“, „er werde weder über seine persönlichen Erlebnisse mit Antisemitismus, der Shoa oder Israel sprechen“. Genau diese Erwartungshaltung habe die Gesellschaft Jüdinnen und Juden heute gegenüber und diese müsse aufgebrochen werden. Im Anschluss an die Lesungen der 2018 erschienenen Streitschrift sowie dem Werk „Gegenwartsbewältigung“ folgte ein moderiertes Podiumsgespräch mit Aresa Citaku, Vorstandsvorsitzende Theater der Vielfalt e.V., und Oliver Dainow, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hanau.

Dabei ging es unter anderem um die Frage, wie man es jüdischen Menschen ermögliche, eine eigene Erzählgeschichte zu gestalten, die sich von etablierten Paradigmen unterscheide. Czollek betonte die Bedeutung der Gesellschaft in diesem Zusammenhang. Es sei einerseits wichtig für Jüdinnen und Juden Räume zu schaffen in der sie sich untereinander neu definieren könnten, andererseits müsse diese Definition auch außerhalb dieser Räume Anerkennung finden. Auf die Frage nach Solidarität unter verschiedenen Minderheiten, die teilweise noch in eigenen Stereotypen denken würden, riet Czollek dazu, in den Diskurs zu gehen und vorzuleben, wie man unterschiedliche Meinung aushalten lernen müsse.

Die 70 Besucher im CPH waren nicht nur interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer, sondern beteiligten sich auch aktiv am darauffolgenden Publikumsgespräch. Die Frage nach einem stereotypierten Medienbild des Judentums in Deutschland wurde ebenso aufgegriffen wie die Frage, ob die Bemühungen die NS-Vergangenheit aufzuarbeiten, tatsächlich so fehlerbehaftet seien. Czollek machte klar, dass er mit seinen Werken keinesfalls den bisherig geleisteten Einsatz diskreditieren wolle, vielmehr gehe es ihm um einen kritischen Blick auf den Status quo.

Auf die Frage, wie man Minderheiten besser unterstützen könne, verwies Czollek auf den Nachgang des 19. Februars. Hier habe sich gezeigt, dass es eine große Solidaritätsbereitschaft gäbe, die allerdings nur dann mehrheitlich ausgeprägt sei, wenn Anschläge oder andere tief erschütternde Schicksale passieren würde. Es sei wichtig diesen Enthusiasmus schon vorher einzubringen. Dabei sei es überhaupt nicht notwendig der Minderheit anzugehören, viel entscheidender sei es, diesen Minderheiten Räume zu gewähren und ihre Stimme wahrzunehmen.

Der in Ost-Berlin geborene Czollek war auf Einladung des Theaters der Vielfalt, der Jüdischen Gemeinde Hanau, der Ahmadiyya Muslim Jamaat Hanau und Menschen in Hanau nach Hanau gekommen. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der DEXT Fachstelle in Hanau, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Hanau, KUZ Hanau und der Stadt Hanau und fand im Rahmen der Hanauer Veranstaltungsreihe zu „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ statt.

Foto (von links): Oliver Dainow (Jüdische Gemeinde Hanau), Max Czollek, Aresa Citaku (Theater der Vielfalt). Bildquelle: Anja Zeller


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