Matthias Fischer legt brandaktuellen Krimi vor

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Matthias Fischer grinst. „Ich habe ja mit einem Cliffhanger den letzten Krimi beendet. Das heißt, man lässt die Szene unvollständig – und den Leser „hängen“ wie an einer Klippe. Das hab ich einfach mal so gemacht. Ich wusste selbst nicht, wie es weitergeht“, so der Autor der Krimis rund um Ermittler Christoph Caspari und seine Freundin Clara.



Nun hat die Wartezeit ein Ende – und die Premierenlesung am Samstag in der Bad Orber Konzerthalle lockt 80 Gäste an, die wissen wollen, wie es denn nun weitergeht mit dem Protagonisten, der am Krimi-Ende seinerzeit ins Meer geht und die Schreie nicht mehr wahrnimmt, die vom Ufer her ertönen. Eingeladen hat ihn zur Premierenlesung in bewährter Weise die Wächtersbacher Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit in Kooperation mit der Bad Orb Kur GmbH. Buchhändlerin Carola Willmann begrüßt eingangs Gäste, Caterer und Kooperationspartner und freut sich auf die Lesung und ein künftig geplantes Kulturprogramm in der bewährten Kooperation.

Seit April liegt „Verschwörung im Kinzigtal“ vor, und damit ist klar, dass Caspari seinen Selbstmordversuch überlebt hat. „Sie sehen das auch daran, dass ich heute hier stehe“, sagt der „Krimipfarrer“, der in den folgenden zwei Stunden zwischen Lesung und Erzählen wechselt, Fragen beantwortet und signiert. Schnell macht Fischer klar, welche Art Frau er gerne beschreibt: „Selbstbewusst. Schlagkräftig. Tatkräftig. So eine Art weiblicher Bruce Willis.“ Eine solche ist Tanja, die bei einem – natürlich illegalen - Datenklau erwischt wird, sich als Leiterin einer SEK-Einheit herausstellt und mit einer Maschinenpistole auf Wachperson feuert. Ein Querschläger sorgt dafür, dass sie im Krankenhaus landet – und lange Zeit bleibt die Frage offen, ob das erlittene Schädel-Hirn-Trauma dafür sorgt, dass sie weder mit Ärzten noch Ermittlern kommuniziert, oder ob das allein eine Taktik ist.

Fischer, der seinen beruflichen Schwerpunkt inzwischen als Pfarrer in Schulen findet, weiß aus eigener Erfahrung von „Sahneklassen, den Sahnehäubchen eines Lehrers“ zu berichten – und von sogenannten „Pubertiertagen, die einzig und allein dem Zweck dienen, den Tinnitus zu pflegen.“ Einige der Verhaltensmuster und Sprüche der Schüler hat er sich gemerkt, sodass die Arbeit von Clara in der Gelnhäuser Schule plastisch dargestellt wird. Was Fischer selbst allerdings nicht erlebt hat, in seinem neuesten Krimi jedoch eine bedeutende Rolle spielt: „Ich habe mich Gott sei Dank noch nicht mit einem Schüler auseinandersetzen müssen, der in die braune Ecke abdriftet.“ Klar sei aber: „Mit Argumenten kommt man da nicht weit. Das Einzige, was da hilft, sind Beziehungen. Die können helfen, dass Betroffene wieder zur Vernunft gelangen und da wieder rauskommen.“ Und um Extremismus geht es im neuesten Buch nicht nur in der Schule, sondern auch in Gesellschaft, Polizei und Wirtschaft. Es geht um Reichsbürger, Verschwörungen, ein Ausbildungszentrum der Rechten auf dem Land, um Altnazis und die altgermanische Mythologie.

Caspari jedenfalls wird in der Wiedereingliederung herangezogen, um im Komplex des potentiell staatsgefährdenden oder terroristischen Anschlags, den seine Kollegin begangen hat, zu ermitteln. „Wenn eine SEK-Beamtin rumballert, ist die Bundespolizei mit im Boot.“ Auch, wenn sie schweigt. Fischer hat auf diese Recherche einiges an Zeit verwandt: „Es ist nett, wenn man erfährt, was ein Psychiater so alles erzählen kann“, schmunzelt er. Und er hat sich – anders, als sein Standardspruch „Ich bin nicht die Rosamunde Pilcher des Kinzigtals“ vermuten lässt – zu etwas mehr Romantik in seinem neuesten Buch hinreißen lassen. „Jetzt kann mir keiner mehr vorhalten, ich müsste noch ein bisschen mehr für die Liebe tun“, sagt Fischer zufrieden. Um in der Fragerunde am Ende der Lesung dann doch auf die Lektüre des Buches zu verweisen, als eine Besucherin wissen will, ob „es denn jetzt endlich zur Hochzeit kommt“.

Bei der Hintergrundarbeit für das Buch habe er beispielsweise Diplomarbeiten von Polizeischul-Absolventen durchgewühlt. Zweieinhalb, drei Jahre habe die gesamte Geschichte gebraucht, viel Recherche sei eingeflossen. Das eigentliche Schreiben laufe dann ab, „wie Kino im Kopf, wie im Rausch“. Das könne er nur in den Ferien machen, wenn ihn die Schreibwut bis morgens um 4 Uhr an die Tastatur fessele. Dass das Buch mit seinen Verschwörungstheorien optimal in die heutige Zeit passe, wie eine Leserin urteilt, hat Fischer im Vorfeld der Veröffentlichung einige Überlegungen gekostet: „Ich habe mich gefragt: Kann ich das jetzt überhaupt noch auf den Markt bringen?“ Aber es sei „immer noch Unterhaltung, die ich mache. Und Sie zu unterhalten, ist meine Hauptaufgabe. Wenn Sie das Buch nicht aus der Hand legen können, habe ich mein Ziel erreicht.“ 

krimipfafisch az


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