Neues Buch über die Verfolgung der Juden

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Während des Zweiten Weltkrieges wurden aus dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen schätzungsweise 17.000 Jüdinnen und Juden unter der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.



Kaum mehr als 1.000 Menschen überlebten. Mit dem neu erschienenen Buch „Die Deportation der Juden aus Hessen 1940 bis 1945“ liegt erstmals eine Gesamtdarstellung dieser schrecklichen Geschehnisse für das Gebiet des jetzigen Landes Hessen vor. In dieser Woche wurde das Buch von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen im Landtag in Wiesbaden vorgestellt.  

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) sprach bei der Veranstaltung ein Grußwort. Sie sagte: „Die Aufarbeitung der NS-Zeit kann geschehenes Unrecht nicht ungeschehen machen, aber sie leistet einen unverzichtbaren Beitrag dazu, dass wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft lernen. Eine der Lehren lautet, dem Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegenzutreten. Das neue Buch schafft Aufklärung und es hält dabei die Erinnerung an die deportierten Jüdinnen und Juden und deren Schicksale wach. Die Jahre 1940 bis 1945 gehören zu den dunkelsten in der deutschen und hessischen Geschichte. Das Versprechen, dass sich derartige Verbrechen nie wieder ereignen dürfen, zählt zu den Fundamenten unseres Staates, und es verpflichtet uns alle jeden Tag aufs Neue in unserem Handeln.“

Das Manuskript des vorgestellten Buches stammt von der Pädagogin und Publizistin Monica Kingreen. Sie befasste sich seit den 1980er Jahren bis zu ihrem Tod im Jahr 2017 intensiv mit der Geschichte der Jüdinnen und Juden in Hessen. Das von der Autorin hinterlassene Manuskript wurde im Auftrag der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen von dem Historiker Dr. Volker Eichler, früherer Leiter des Hessischen Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden und Fachmann für die NS-Zeit, bearbeitet, ergänzt und herausgegeben. Das Ziel der Kommission war und ist es, die 950 Jahre zurückreichende jüdische Geschichte im Bundesland Hessen mit vielfältigen Projekten und Arbeiten wissenschaftlich zu erforschen.

Dr. Volker Eichler, Vorstandsmitglied der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, sagte: „Es war das besondere Anliegen von Monica Kingreen, dass die Menschen, denen man all das angetan hat, nicht im Dunkel bleiben, sondern wieder ins Licht treten und Gestalt annehmen. Der Autorin ist es damit gelungen, den Verfolgten, Gedemütigten und Ermordeten gewissermaßen ihre Stimme wiederzugeben.“

Die Landtagspräsidentin dankte allen Beteiligten: „Mein Dank gilt posthum Monica Kingreen für das große Engagement, mit dem sie sich dieses so wichtigen Themas annahm. Ebenso danken möchte ich der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen – namentlich dem Vorsitzenden, Prof. Dr. Andreas Lehnardt – und Dr. Volker Eichler, der das hinterlassene Manuskript umsichtig bearbeitet und für den Druck fertiggestellt hat. Schon bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben, die aus eigener Erfahrung berichten können. Umso wichtiger ist dieses Buch, das eine Forschungslücke schließt.

Auch Prof. Dr. Andreas Lehnardt, Professor für Judaistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Vorsitzender der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen betonte, dass mit dem vorliegenden Werk erstmals das Deportationsgeschehen im gesamten Bundesland Hessen dargestellt werde. Andreas Lehnardt dankte der Landtagspräsidentin, „dass sie sich persönlich für die Buchvorstellung im Hessischen Landtag eingesetzt hat“. Weiter sagte er: „Mit dem Buch wendet sich die Kommission ganz bewusst an einen breiteren Leserkreis und leistet damit einen Beitrag zur Bildungsarbeit auch für die nachwachsende Generation.

Das fast 500 Seiten umfassende Buch, das auch ein Geleitwort von Hessens Landtagspräsidentin enthält, schildert die Geschehnisse ganz bewusst vornehmlich aus der Perspektive der Deportierten selbst. Die staatlich angeordneten Deportationen und die damit verbundenen Grausamkeiten werden in der Publikation für die Leserinnen und Leser ebenso greifbar, wie die Ängste und das große Leid der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Und es zeigt: Den Deportationen und der Ermordung der Jüdinnen und Juden in den Jahren 1940 bis 1945 ging eine systematische Diskriminierung voraus, die immer weiter fortschritt.

In vielen Fotografien treten die Deportierten – mit näheren Erläuterungen zu ihrem Leben und Schicksal – den Leserinnen und Lesern gegenüber. Von den Deportationsvorgängen selbst sind in den Jahren 1940 bis 1945 Fotos angefertigt worden. Aus Hessen sind bislang 65 Bildzeugnisse bekannt. Sie alle werden in dem Buch veröffentlicht. Ergänzt wird das Buch durch Dokumente, Tabellen und Karten sowie Orts- und Personenindizes.

Eine Übersicht ermöglicht es zudem nachzuvollziehen, von wo aus und wohin die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger deportiert wurden. Diese Darstellungen dokumentieren das singuläre Verbrechen, das sich damals in aller Öffentlichkeit ereignete.

Das Buch kostet 28 Euro und kann über den Buchhandel sowie über die Geschäftsstelle der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen bezogen werden.

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