Kein Löschwasser: Dramatischer Appell der Feuerwehr Bad Orb

Bad Orb
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12. Mai 2018, 23.35 Uhr: Die Feuerwehr Bad Orb rückte zu einem Wohnhausbrand in die kleine Marktbrunnenstraße aus. Obwohl genügend Einsatzkräfte vor Ort waren, konnte ein Übergreifen auf angrenzende Gebäude nicht verhindert werden. Der Grund: Es war nicht genügend Löschwasser vorhanden, da das Hydrantennetz in der Kurstadt nicht funktionierte. Ein Gebäude wurde in dieser Nacht komplett zerstört, zwei weitere beschädigt, vier Bewohner wurden verletzt.



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Neben den Einsatzkräften aus Bad Orb waren auch die Feuerwehren aus Wächtersbach, Bad Soden-Salmünster und Biebergemünd im Einsatz.

Über zwölf Monate sind seit diesem Brand vergangen, in einer Pressemitteilung spricht die Einsatzabteilung von einem Jahr voller Diskussionen und einer Suche nach dem Schuldigen, bei der auch Aussagen wie „die Feuerwehr ist zu blöd, einen Hydranten aufzudrehen“ gefallen seien. „Der eigentliche Grund aber ist, dass das Hydrantennetz für die heute geforderten Löschwassermengen nicht ausgelegt ist. Eine entsprechende Vorhaltung kann auch nicht überall realisiert werden, da es ansonsten zu Problemen mit der Trinkwasserversorgung kommen würde, die aus dem gleichen Netz stammt. Aufgrund der Fakten wurde zusammen mit der Brandschutzaufsicht des Main-Kinzig-Kreises ein Konzept erstellt, mit dem zeitnah eine langfristige Sicherstellung gegeben wäre. Und die Kosten hierfür wären im Vergleich zu einer flächendeckenden Sanierung des Hydrantennetzes wesentlich geringer“, warteten die Brandschützer nun gespannt auf die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung Bad Orb.

Doch aus der erhofften Zustimmung für das Konzept wurde nichts: Die Fraktionen von CDU und Freier Wählergemeinschaft, die sich laut Feuerwehr vorab eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt hätten, stimmten dafür, SPD sowie die Wählergruppen „Für Bad Orb“ (FBO) und „Bad Orber Interessengemeinschaft“ (BOI) allerdings dagegen. Diese haben sich laut Feuerwehr einen einzelnen Punkt aus dem Konzept herausgepickt und die Beschaffung eines Wechsellader-Fahrzeuges mit entsprechendem Abrollbehälter gefordert. Für die Feuerwehr Bad Orb kein Argument: „Diese Anschaffung ist nicht umsetzbar, da das Fahrzeug aufgrund der bestehenden Infrastruktur der Feuerwache nicht in Bad Orb abgestellt werden kann. Der zeitliche Aspekt wurde ebenfalls außer Acht gelassen, denn nach wie vor gibt es starke Einschränkungen der Löschwasserversorgung in verschiedenen Bereichen der Stadt. Durch die Ablehnung der Umsetzung des kompletten Konzeptes wird dementsprechend hingenommen, dass es im Falle eines Brandes eine erforderliche Menschenrettung sowie eine Brandbekämpfung nur stark verzögert eingeleitet werden kann“, gefährde das fehlende Löschwasser nicht nur die durch den Brand betroffenen Bürger, sondern auch die ehrenamtlichen Einsatzkräfte.

Der Rat der Feuerwehr nach dieser politischen Entscheidung klingt geradezu dramatisch: „Wir empfehlen allen Bürgerinnen und Bürgern, ihre Rauchmelder regelmäßig zu überprüfen und im Falle einer Auslösung so schnell wie möglich das Gebäude verlassen. Denn leider können wir nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung auch künftig nicht die notwendigen Maßnahmen zur Rettung von Menschen und Sachwerten in der erforderlichen Zeit einleiten.“

Foto: Als kleinen Denkanstoß bekamen die Stadtverordneten von SPD, FBO und BOI einen Löscheimer überreicht. (Quelle: Feuerwehr Bad Orb)


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