Der Turu-Zyklus: Ehrfurcht vor dem Sterben

Bad Orb
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Der Kulturkreis Bad Orb lädt zu einer Ausstellung mit Bildern von Max Kaus (1891 – 1977) ins städtische Ausstellungshaus Obertor, Burgring 6, ein.



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Der Vortrag zur Eröffnung beginnt am Samstag, 16. November (17.00 Uhr) im Ausstellungshaus. Kantor Klaus Vogt wird den Auftakt musikalisch begleiten. Es wird darauf hingewiesen, dass der Platz im Ausstellungshaus begrenzt ist. Die Führungen gleichen inhaltlich der Einführungsveranstaltung. Gestaltet wird die Ausstellung von Ulrich Freund gemeinsam mit Martina und Lutz Dathe. Der Eintritt ist frei.

„Es gibt keine innigere Gemeinschaft als die, die aus der Todeserfahrung entsteht“, wird der Ausstellung vorangestellt. Der Maler Max Kaus, der Künstlervereinigung „Brücke“ nahestehend, holte vor vielen Jahren seine schwerkranke Frau Gertrud, die er liebevoll „Turu“ nennt, aus dem Krankenhaus. „Turu“ hatte Krebs, sie war austherapiert. Sie wird sterben. Sie bittet ihren Mann, sie weiterhin zu zeichnen, wohl wissend, dass die Verbindung zu ihm als Künstler das Wesentliche ist, was sie beide prägt. Und sie weiß auch: Seine Kunst trägt die Liebe zu ihr über den Tod hinaus. Seit 30 Jahren waren die beiden eng verbunden. Niemals hat der Künstler eine andere Frau porträtiert. „Ein Porträt schafft Nähe und die gehört nur "Turu“, sagte er einmal.

Gegen Ende seines Lebens schrieb Max Kaus in einem Brief: „Einiges aus dem „Turu-Zyklus“ gehört zum Besten, was ich in meinem Leben gemacht habe“. Und weiter ganz liebevoll: „Sie sehen, ich lebe immer noch in dem Mädchen“. Genau das erfährt der Betrachter, wenn er vor den Bildern steht. Denn ganz gleich ob das Original oder eine Repro zu sehen ist, immer erahnt der Betrachter das Menschliche, das Künstlerische, das Bindende, die unbedingte Liebe der beiden zueinander, den Weg, den sie miteinander gehen.

Im November, dem Monat des Totengedenkens, ist der „Turu-Zyklus“ eine Bilderfolge, die sich in der Betrachtung auf jeden anderen Nahestehenden um den man trauert, überträgt. Das belegt diese Ausstellung und deswegen ist sie, gerade im November sehenswert, sagt der Initiator. Was Ulrich Freund mit Martina und Lutz Dathe zeigt, berührt tief, nimmt den Betrachter in Besitz. Man spürt: Diese Frau ist Kaus’ Welt und er, der Maler, ist bereit und in der Lage dem Geschehen der fünf schweren Monate seiner sterbenden Frau Gestalt zu geben.

Bereits vor dem Vortrag zur Eröffnung besteht am 16. November ab 15  Uhr die Möglichkeit die Bilder anzusehen, geführte Rundgänge gibt es um 16 und um 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten: 17., 23. und 24. November sowie 7. Dezember  (Weihnachtsmarkt) jeweils von 14.30 Uhr bis 18.00 Uhr. An allen Öffnungstagen wird um 16.00 Uhr zu einem geführten Rundgang eingeladen.

Fotos: ez


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