Windkraft im Spessart und Energiewende: Was bringt das neue Jahr?

Zwei neu errichtete WKA bei Burg Brandenstein bei Schlüchtern, Abstand ca. 900m (freigegeben Heinz Josef Prehler)

Bad Orb
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"Welch ein ereignisreiches Jahr 2022 liegt hinter uns!", meldet sich der Verein Gegenwind Bad Orb mit einer Pressemitteilung zu Wort.

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Und weiter: "Das dritte Covid-Jahr, eine Inflation von zehn Prozent, dieser erbarmungslose russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und eine steigende Unsicherheit bei allen Formen unserer Energieversorgung. Zum Jahresbeginn wollen wir einen Blick auf die Windkraftaktivitäten im hessischen Spessart und Aspekte der Energiewende werfen, die uns im Neuen Jahr erwarten. Der Ausbau der Erneuerbaren soll schneller erfolgen. Gesetzlich wurde erklärt, sie liegen im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Dass zuverlässige, grundlastfähige CO₂-freie Kernkraftwerke abgeschaltet werden müssen und dafür von der Laune der Natur abhängige, unzuverlässige Windkraftanlagen der öffentlichen Sicherheit dienen, können nur ideologisch beeinflusste Köpfe, frei von jeglichem physikalischen Wissen, beschließen. Dass dieser Beschluss eine Mehrheit im Bundestag fand, ist mit sachlichen Argumenten nicht erklärbar. Der Druck, auch den Spessart mit Windkraftanlagen zu industrialisieren, wird durch die bundesrepublikanische Gesetzgebung immer größer. Die Regionalversammlung Südhessen läuft auf diesem Irrweg mit und will den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen. Eintausend Anlagen könnten in Südhessen noch gebaut werden. Schaut man sich die Herkunft der diese Sackgasse öffentlich forcierenden Abgeordneten an, so kommen sie von Heimatorten, wo weit und breit keine Windräder gebaut werden können. Hessenforst ist aus Wiesbaden angewiesen, Investoren schnellstmöglich gewünschte Windvorranggebiete zur Verfügung zu stellen. Wie bekannt, läuft seit einigen Monaten die Planung für bis zu neun Windindustriegiganten auf den Vorrangflächen 73 und 309, welche von den Orten Alsberg, Seidenroth und Ahl umgeben sind. Gegenwind Bad Orb wurde von Hessenforst die Fahrgenehmigung für einen eigenen Gutachter verweigert. Was haben die zu verbergen? Mit großem Aufwand und Öffentlichkeitsarbeit wurden in Bad Soden-Salmünster und Steinau Bürger-Informationsveranstaltungen durchgeführt. Es wird Offenheit und Bürgernähe demonstriert und man will vermitteln, dass die Bürger mitgenommen werden. Tatsächlich ist das Ganze nur die Verschleierung der Tatsache, dass die Betroffenen nicht einen Deut mitsprechen dürfen. Klar wurde, dass die Windräder an allen drei Ortschaften bis zu 1000 Meter an die Wohnhäuser heranreichen. Dies trifft z. B. in Seidenroth ein kleines Neubaugebiet. Beim Verkauf der Grundstücke wurden die Käufer im Unklaren gelassen, dass der Wald in ihrer unmittelbaren Umgebung industrialisiert wird. Die Lebensqualität in allen drei Ortschaften wird durch Lärm, Infraschall, Schlagschatten, Leuchtfeuer bei Nacht erheblich gemindert. Rund 40 Anwohner klagen gegen den Bau. Gegenwind Bad Orb unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten. Die vom Investor res in den o.g. Veranstaltungen gezeigten Fotomontagen liegen weit weg von der Realität. Die Betroffenen sollen offenbar eingeschläfert werden."

Die Gefahr der Windkraft-Industrialisierung für Bad Orb gehe in erster Linie von der 454 Hektar großen Vorrangfläche 304 aus, welche sich vom Hartmannsheiligen über Friesenheiligen, Pfarrküppel, Bieberhütte, Bieberhöhe, Horst zum Golfplatz Bad Orb-Jossgrund und Richtung Kasselgrund ausdehne: "Über 40 Windindustriegiganten könnten hier dem touristisch gut erschlossenen Waldgebiet den Todesstoß geben. Etwa die Hälfte der Fläche ist Gemeindewald, der andere Teil gehört dem Land Hessen. Zumindest für den gemeindeeigenen Wald können wir als Orber Bürger entscheiden. Hier liegt es an uns Allen, dass es bei der vor zehn Jahren durch erdrückenden Bürgerwillen erfolgten Absage von Windrädern auf Orber Gemarkung bleibt. Auf dem Roßkopf im Spessart bei Flörsbachtal sind seit Mitte 2020 sechs WKA in Betrieb. Dank der naturschutzrechtlichen Untersuchungen erreichte eine unserer Nachbar-BI eine Kürzung von achtzehn auf sechs Anlagen. Die von den Kreiswerken während der Errichtungsphase verkündeten Stromerzeugungszahlen wurden im ersten vollen Betriebsjahr nur zu ca. zwei Drittel erreicht. Nun sollen weitere, noch größere Anlagen gebaut werden. Aufgrund ihrer Standorte werden sie wohl den vorhandenen Anlagen einen Teil der Windenergie nehmen, wodurch deren Wirtschaftlichkeit noch mehr in Frage gestellt wird. Die Gegenwind-Bad Orb-Vereinsaktivitäten wenden sich nicht gegen eine kohlendioxidfreie Energieversorgung, jedoch gegen eine parteipolitische Ideologie, die sich ausschließlich auf eine volatile Stromversorgung mit dem Zugpferd Windkraft verlässt. Die grüne Energiewende in Deutschland ist laut dem ehemaligen Präsidenten des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Prof. Hans-Werner Sinn, „ein Scherbenhaufen“, da Wind- und Solarenergie allein nicht ausreicht. Er plädiert für den Einsatz aller möglichen Energieträger. Kurzfristig brauchen wir neue Gas-Pipelines nach Norwegen, Großbritannien, Algerien und Israel, mehr Gasspeicher und eine nationale Sicherheitsreserve, Flüssiggas aus Übersee, Fracking in Deutschland sowie die Aufhebung der Verbote von Kohle- und Atomstrom. Wir sollten die vorhandenen drei und die vor einem Jahr stillgelegten Kernkraftwerke weiterbetreiben. Das erspart den Bau von 6 bis 7 Tausend nicht grundlastfähiger Windräder und würde den Strompreis merklich drücken. Mittelfristig können neue Kernkraftwerke der vierten Generation errichtet werden, welche noch höhere Sicherheit bieten und kurze Zerfallszeiten der radioaktiven Bauteile aufweisen. Bei der Kernfusion wurden technische Fortschritte erreicht, die hoffen lassen, dass in den 40er Jahren mit dieser Technik Strom flächendeckend erzeugt werden kann."

Die deutsche Energiepolitik sperre sich nicht nur gegen Offenheit für alle Formen der Stromerzeugung, sondern sie opfere auch den Naturschutz: "Während die Staatengemeinschaft in Montreal auf der Weltnaturkonferenz ein internationales Abkommen zum Schutz der Biodiversität und Artenvielfalt verabschiedet, soll der Naturschutz in Europa offensichtlich beerdigt werden. Mit einer „EU-Notverordnung“ will die EU-Kommission die eigene FFH- (Flora-Fauna-Habitat) Richtlinie aushebeln. Damit ist das „Oster- und Sommerpaket“ von Wirtschaftsminister Habeck sicherlich nicht ohne Druck aus Berlin auch in Brüssel angekommen. In der Ampel wird deutlich, welche Parteien unserer Lebensgrundlage, der Biodiversität, keine Bedeutung mehr beimessen. Landschafts- und Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz: Vielfalt, Eigenart, Schönheit, Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer sichern), wird geopfert. Die Gefahren, noch mehr Windindustrieanlagen in unsere bereits überlastete Heimat zu bauen, wachsen von Jahr zu Jahr. Der Schutz der Menschen und von Flora und Fauna, die Zerstörung unserer Landschaft kann nur durch aktive Mitwirkung aller Betroffenen und der Anwohner aufgehalten werden. Bitte wirken Sie auf politische Verantwortungsträger in den Kommunen, im Kreis und im Land ein. Schreiben Sie Leserbriefe und besuchen Sie Veranstaltungen zu den Themen Windkraft und Energiewende. Seien Sie kritisch gegen Menschen, die Ihnen ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Tragen Sie das Thema in ihren Bekanntenkreis und werben Sie für den Erhalt unserer Landschaft und eine realistische CO₂-freie Energiewende. Werden Sie Meinungsbildner und Multiplikator zur Verhinderung der Zerstörung unserer Heimat durch Windkraftanlagen", heißt es in der Pressemitteilung abschließend.

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Zwei neu errichtete WKA bei Burg Brandenstein bei Schlüchtern, Abstand ca. 900m (freigegeben Heinz Josef Prehler)

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Abstand 900 m. (freigegeben Heinz Josef Prehler) 


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